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Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Titel: Bevor du stirbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe , Åsa Träff
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reden müssen, hat ihm den dringend nötigen Energieschub gegeben.
    »Und dann ist da noch die Sache mit der Betriebskonferenz«, sagt Marianne und verstummt, denn es verwirrt sie, dass wir uns nicht einigen können, wie die Konferenz angelegt werden soll. Aina und ich finden, wir könnten sie bei jemandem von uns zu Hause abhalten, Essen und Wein mitbringen. Sven will elegant essen gehen, in einem Restaurant, und sich am besten für den Tag noch in ein schickes Hotel einbuchen.
    »Yaruragi«, sagt er gedehnt mit vielsagendem Lächeln. »Man kann in allerlei Becken und Quellen baden. Drinnen und draußen. Und es gibt japanisches Essen und …«
    »Also echt, weißt du, was das kostet?«, unterbricht ihn Aina aufgebracht, die jetzt die Zimtschnecken total vergessen hat.
    »Aber wir verdienen doch jetzt jede Menge Geld«, murmelt Sven mit dumpfer Stimme. »Haben wir da nicht auch ein kleines Extra verdient?«
    »Du weißt so gut wie ich, dass das nur vorübergehend ist. Bald läuft die Abmachung mit der Stadt aus, und dann sitzen wir wieder im Dreck. Und die Miete soll erhöht werden, hast du das gehört?«
    »Musst du immer so negativ sein? Dann müssen wir eben neue Klienten an Land ziehen. Es ist einfach eine Sache der Bemühungen«, sagt Sven und klopft mit seiner Pfeife auf den Tisch. »Für dich wäre es auch privat nicht schlecht, deine Einstellung ein wenig zu ändern. Manchmal muss man sich anstrengen, um eine Veränderung herbeizuführen. Ehe ich Sara kennengelernt habe …«
    Wir werden plötzlich von Marianne unterbrochen, die aus dem Zimmer verschwunden war, aber jetzt mit einem Paar verschlissener Sandalen in der Hand in der Tür steht. Sie hält die Schuhe mit triumphierender Miene hoch.
    »Svens Birkenstocks! Die standen im Schrank in seinem Zimmer.«
    Marianne schaut sich um und scheint auf Lob zu warten. Sven steht auf und nimmt die alten Sandalen. Dann nickt er Marianne beifällig zu und bedankt sich. Diskret wechseln wir Blicke.
    Ein ganz normaler Montag, denke ich.
    »Anders Holmberg?«
    Markus schaut nachdenklich aus dem Fenster. Kleine Schweißperlen stehen auf seiner Stirn, und die blonden Haare sind feucht. Er hat eben Holz hereingeholt. Der terpentinähnliche Duft des Holzes, der sich langsam in der Küche verbreitet und die Fenster von innen beschlagen lässt.
    »Und wann soll das gewesen sein?«
    »2005, unmittelbar bevor … ja, du weißt schon. Bevor Stefan … das war seine Todesanzeige, die ich gestern erwähnt habe.«
    »Interessierst du dich deshalb so sehr dafür?«
    Ich betrachte die vergilbte, zerknitterte Todesanzeige.
    »Ja, das ist wohl der Grund.«
    Markus nickt.
    »Kaffee?«, fragt er.
    Ich nicke ebenfalls und lasse mich zurücksinken, damit ich Erik im Wohnzimmer sehen kann. Er sitzt gebannt vor den Teletubbies und hat seinen neugekauften gelben Bagger zwischen seinen Knien in sicherem Verwahr. Unter seiner Nase ziehen sich zwei glitzernde Rotzfäden dahin.
    Markus putzt sich mit einer Papierserviette die Nase und schaut abermals aus dem beschlagenen Fenster, über die gefrorene Bucht, wo kleine Gestalten, vermutlich Besucher aus der Stadt, sich langsam über das Eis bewegen.
    »Der Karlaplanmord, ich erinnere mich sogar daran.«
    Die Kaffeetasse, die er mir hinhält, dampft, und sie ist so heiß, dass ich mir fast die Finger verbrannt hätte. Wie immer vergisst er, dass ich Milch in den Kaffee will, deshalb stehe ich auf, gehe zu unserem unmodernen Kühlschrank und nehme eine Packung Milch heraus.
    »Das war im letzten Jahr auf der Polizeihochschule. Es wurde ganz schön über diesen Mord geredet. Weil er ja nicht aufgeklärt werden konnte. Nichts im Hintergrund dieses Burschen erklärte, warum irgendwer ihn hätte umbringen wollen. Keine Drogen, keine unklaren Affären oder Eifersuchtsdramen. Er war einfach ein ganz normaler Spießer mit zwei Kindern, arbeitete als Jurist und spielte in seiner Freizeit Golf. Viele glaubten, der Mörder habe den Falschen erwischt, der Täter habe einen anderen umlegen wollen. Alles sei ein furchtbarer Irrtum gewesen. Neulich kam etwas über diesen Mord im Fernsehen.«
    »Im Fernsehen?«
    »Ja, in Ungelöste Fälle oder das Verbrechen der Woche, in so einer Sendung. Ich hab es nicht gesehen, aber auf der Wache wurde darüber geredet.« Er schweigt eine Weile, und aus dem Wohnzimmer höre ich, wie eine weitere Folge dieser unerträglichen Soap für Kinder ihren Anfang nimmt.
    »Habt ihr ihn erwischt?«
    »Ihn?« Markus lacht, beugt sich vor und

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