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Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Titel: Bevor du stirbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe , Åsa Träff
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küsst mich auf den Kopf. »Du hast ganz schön viele Vorurteile, weißt du das? Nein, ich glaube nicht, dass wir ihn oder sie erwischt haben. Als wir darüber geredet haben, jedenfalls noch nicht. Aber vielleicht haben die Kollegen die Sache jetzt aufgeklärt. Ich habe diesen Fall ja nicht gerade aufmerksam verfolgt.«
    »Kannst du das mal überprüfen?«
    Er zuckt mit gleichgültigem Blick die Schultern und schaut seine Handflächen an. Und jetzt sehe ich, dass er vom Schneeschippen Blasen hat.
    »Ist das wichtig für dich?«
    »Nein, oder doch«, sage ich unschlüssig. »Ich will wissen, warum Stefan diese Todesanzeige aufbewahrt hat.«
    »Mal sehen«, sagt er, und ich lese den Zweifel in seinem Blick.
    Immer so verdammt korrekt, diese Polizisten.
    »Danke«, sage ich und nehme seine Hand. Lasse meine Finger vorsichtig über die rote gerissene Haut wandern. Blase ein wenig auf die Handfläche und küsse sie.
    »Du«, sage ich und stecke seinen kleinen Finger in den Mund.
    Er schaut mich fragend an. Ein Lächeln spielt in seinen Mundwinkeln, als er mich an sich zieht. Ich stehe auf, gehe um den kleinen Tisch herum, setze mich rittlings auf ihn und verpasse ihm einen hastigen Kuss.
    Mein Mann.
    Das Unfassbare ist noch einmal passiert. Und hier sitzen wir jetzt. In dem Haus, in dem Stefan und ich einmal gewohnt haben, und wieder habe ich das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, irgendeiner Naturkraft zu trotzen. Aber das hitzige Gefühl im Zwerchfell will nicht nachlassen, quillt nach oben, und ohne mich beherrschen zu können, kichere ich und schmiege mein Gesicht an seinen Hals, sauge den Geruch von Schweiß, feuchter Wolle und Rasierwasser ein, der nur ihm gehört.
    »Was ist los?«, fragt er und drückt meinen Hintern, und ich höre seiner Stimme an, dass er lacht.
    »Nichts«, sage ich. »Nichts.«

Ich liege wach da und lausche auf Markus’ Atemzüge. Der Wind ist stärker geworden und heult um unser Haus. Wellen dagegen sind nicht zu hören. Die Bucht ruht schon längst gefroren unter der dicken Schneedecke. Nackte Zweige zeichnen sich im schwachen Licht des neuen Mondes vor dem Himmel ab.
    Im Bett ist es trügerisch warm. Das Haus an sich scheint im Winter nie richtig warm werden zu können. Und sobald Wind aufkommt, verbreitet die Kälte sich unbarmherzig in den Zimmern. Ich kann den kalten Hauch an meiner Wange spüren, als ich hier so liege, unter der dicken Daunendecke in Schlafanzug und Wollsocken.
    Ich drehe mich zu Markus um, der tief zu schlafen scheint. Er sieht seltsam friedlich und jung aus.
    Unbeschwert. Wie ein Kind.
    Und plötzlich werde ich von Zärtlichkeit und Staunen erfüllt, aber auch von etwas anderem, einem eher beängstigenden Gefühl. Einem kalten, klebrigen Gefühl. Es ist, als ob ich nicht richtig wage, dem Leben zu vertrauen. Ein Teil von mir glaubt, dass alles zusammenbrechen wird. Dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis dieses zerbrechliche, verfrorene Schärenidyll Risse wirft und ich in den schwarzen Abgrund stürze, den ich so gut kenne.
    Ich setze mich im Bett auf. Ziehe die Jacke dicht um mich zusammen und stehe auf, gehe zum Fenster. Die Fensterscheibe ist von innen mit Reif bedeckt. Das passiert nur, wenn draußen klirrende Kälte herrscht.
    Feine metallische Schneeflocken fegen an den Fenstern vorbei.
    Langsam schleiche ich mich auf den Dachboden. Gehe vorsichtig, damit ich auf meinen Wollsocken nicht auf der glatten Treppe ausrutsche. Lasse mich dann in den alten Cordsessel sinken und knipse die wackelige Stehlampe mit dem Messingfuß an.
    Der Karton steht zu meinen Füßen. Und auf irgendeine Weise scheint er mir zuzuflüstern, scheint Stefan durch diesen alten Umzugskarton zu mir zu reden. Durch die vielen Jahre, durch den Tod.
    Ich fahre mit der Hand darüber. Staub sammelt sich unter meinen Fingerspitzen.
    Ein Geräusch vom Bett her.
    Markus dreht sich um, ich sehe vor mir, wie er in der Dunkelheit nach mir tastet. Ich kann hören, wie sein Atem sich ändert.
    »Siri?«
    »Ja.«
    Meine Stimme klingt schwächer, als ich erwartet hatte. Kraftlos. Als sei alle Energie in den Umzugskarton zu meinen Füßen gesogen worden.
    »Was machst du da?«
    »Nichts«, antworte ich viel zu schnell. Ich stehe auf und knipse die Lampe aus. Steige mit drei Schritten die Treppe hinunter, trotz der gefährlich glatten Wollsocken, und schmiege mich an seinen warmen Körper ins Bett.
    »Wie spät ist es?«, fragt er hellwach und legt dabei den Arm um meine Taille.
    Ich gebe keine Antwort,

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