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Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Titel: Bevor du stirbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe , Åsa Träff
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es einen hässlichen Riss im Papier.
    Ich öffne das schwarze Buch, suche mir sorgfältig alle Treffen mit »A« heraus und trage sie in die Zeitlinie ein. Insgesamt waren es dreizehn. Das letzte ist für den 22. Februar 2005 vermerkt und hat nur den Text »A treffen«. Ich nehme einen anderen Stift, einen roten, und mache auf der Zeitlinie eine Notiz. 25. Februar 2005: Anders Holmberg tot.
    Eine Woche vor Anders’ Tod fehlt im Kalender. Jemand scheint sie herausgerissen zu haben. Vorsichtig streiche ich mit den Fingerspitzen über den abgerissenen Blattrand. Warum hat Stefan diese Seite herausgerissen? Langsam schließe ich das Buch, lege es auf den Tisch und mustere mein Werk, die graphische Zusammenstellung des Ereignisverlaufs. Aber ich werde nicht klüger. In Stefans Treffen mit »A« kann ich kein Muster erkennen. Sie sind anfangs nicht häufiger als am Ende. Sie scheinen sich hier und dort getroffen zu haben: Kaknästurm, Frescati, Nytorg. Bei den meisten Einträgen steht allerdings nicht, wo sie waren. Ich schiebe das Blatt mit der Zeitlinie beiseite, greife zu den Papieren und lege sie vor mich auf den Esstisch.
    Alles, was jetzt noch übrig ist, ist ein kleiner Stapel aus unterschiedlichen Papieren und Zeitungsausschnitten, die ich noch nicht durchgesehen habe. Ganz oben ein Artikel über Knieprobleme beim Laufen und allerlei Dehnübungen, die dabei helfen können. Ich lege den Artikel beiseite. Dann das Jahrbuch des Norra Real Gymnasiums von 1988. Ich blättere langsam hindurch. Bilder von Lehrern, Mensapersonal und Mitgliedern des Kulturvereins. Dann die Schüler, zuerst die unteren Klassen, dann der Abiturjahrgang.
    Ich erkenne Stefan fast sofort, er steht mitten im Bild, in einem schwarzen kragenlosen Hemd und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Er hat die Haare dunkel gefärbt, fast schwarz. Der Pony hängt ihm über das eine Auge. Seine Hände ruhen auf den Schultern des vor ihm sitzenden Klassenkameraden. Ich lese die Namen: Robert Armfeldt, Sebastian Olofsson, Anders von Bahr – fast nur Jungen.
    Dann sehe ich den Namen: Anders Holmberg.
    Ich streiche mit dem Finger über die Gesichter, zähle. Der Dritte von links. Er sitzt in der ersten Reihe, hat blonde, fast halblange Haare, die er ordentlich hinter die Ohren geschoben hat, und ein Band aus Sommersprossen, das sich über seine Nase zieht. Stefan steht dahinter und hat die Hände auf seine breiten Schultern gelegt, und es ist nicht zu übersehen, dass es ein wenig demonstrativ wirkt, als ob die Geste etwas klarstellen soll.
    Zusammengehörigkeit? Kontrolle? Dominanz?
    Ich blättere noch eine Weile weiter durch das Jahrbuch, vielleicht finde ich das dunkle Mädchen vom Passfoto. Aber nirgendwo gibt es eine Alicia mit kurzen schwarzen Haaren.
    Draußen ist der bleiche Nebel des Nachmittags in eine intensiv blaue Dämmerung übergegangen. Als ich aus dem Fenster schaue, sehe ich nicht mehr den weiterhin fallenden Schnee, sondern mein eigenes müdes Spiegelbild. Ich frage mich, ob Markus mit Erik zurückkommen wird, überlege abermals, ob das Eis trägt, und verspüre einen Stich der Irritation, weil Markus immer so stur ist, immer mit Erik ins Unwetter hinaus muss, auch wenn ich das nicht will.
    Vorsichtig lege ich das Jahrbuch zur Seite und sehe weiter die Papiere durch. Eine Textsammlung über Urologie. Ich blättere die hier und dort zusammenklebenden Seiten durch.
    Ganz unten eine Kopie eines Artikels aus dem New England Journal of Medicine , es geht um Schmerzlinderung. Ich schaue mir das Veröffentlichungsdatum an: 23. Mai 2005. Nur ein paar Wochen vor Stefans Tod.
    Das ist alles.
    Mir kommt plötzlich eine Idee, ich greife wieder nach dem kleinen schwarzen Buch. Blättere zu der herausgerissenen Seite weiter und sehe mir die nächste genau an. Auf dem Papier sind deutlich die Abdrücke einer Handschrift zu sehen, die vermutlich auf der herausgerissenen Seite zu lesen war.
    Ich gehe zum Spültisch, ziehe eine Schublade heraus und wühle zwischen Scheren, Klebeband und anderen Dingen. Finde endlich, was ich suche. Rasch und mit leichtem Griff fahre ich mit dem Bleistift über die Seite. Langsam treten die Notizen hervor: »Ausziehtisch bis 18.30 holen.« Ich lache, als ich das sehe. Ausziehtisch. Ich sitze jetzt an dem Tisch, den Stefan damals abholen wollte, und ich weiß noch genau, wie wir in ihn in einem kleinen Laden am Vasapark gekauft haben. Wir hatten nicht genug Geld bei uns, deshalb musste Stefan ihn später abholen. Wieder

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