Bevor du stirbst: Roman (German Edition)
rote Klinkermauer lehnte. Sie wühlte in ihrer Tasche. Es war ein Impuls, aber Stefan gab ihm nach.
»Magdalena, hallo.« Er lächelte und versuchte, ihren flackernden Blick einzufangen. Wollte, dass sie ihn ansah.
»Hallo, Stefan.« Ihre Stimme war weich, und sie schaute zu Boden. Er sah, dass sie ein wenig rot wurde.
»Ich wollte nur sagen, dass … dass es mir wirklich leidtut … das, was passiert ist. Dass wir das Gefühl hatten, dass du nicht wolltest …« Er stammelte, die Wörter, die er zu sagen versuchte, kamen nicht richtig aus seinem Mund. Alles hörte sich nur falsch an. Unbeholfen.
Magdalena schaute plötzlich zu ihm auf. Erwiderte seinen Blick aus kalten blauen Augen.
»Jetzt verstehe ich wirklich gar nichts mehr. Wovon redest du da?«
Stefan merkte, wie seine Wangen zu glühen begannen, wie er es plötzlich war, der rot wurde. Er war doch gekommen, um um Verzeihung zu bitten. Um zu erklären, dass er nicht so ein Typ war. Aber statt Verständnis zu finden, schien er sie abzustoßen.
»Ich dachte, du bereust es vielleicht, oder, ja, dass es dir nicht gutgeht.«
Magdalena schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen.
»Ich tu nichts, was ich nicht will. Du oder Anders, ihr könnt mich nicht zu etwas bringen, das ich nicht will. Keiner von euch.«
Er sah den Zorn in ihrem Gesicht. Den Blick, der voller Verachtung und Abscheu war.
»Ich wollte nur sagen, wenn du kein gutes Gefühl hast, ja, dann können wir vielleicht drüber reden?«
Er machte einen Schritt auf sie zu. Streckte die Hand nach ihr aus. Magdalena trat rasch zur Seite, und jetzt sah er etwas anderes in ihrem Gesicht. Angst.
»Ist schon gut. Wirklich gut, meine ich.« Sie wich weiter von ihm zurück und drehte sich um. Hängte sich die Tasche über die Schulter und lief über den Kiesweg zum Schuleingang.
Stefan blieb stehen, verwirrt und geschockt. In Gedanken hörte er einen Ton, ein lautes Geräusch, wie ein Feueralarm, der stieg und seine Lautstärke steigerte. Er schüttelte den Kopf, schlug die Hände vors Gesicht. Merkte, wie er hilflos, genau wie in einem Albtraum, in die Angst stürzte, in ein schwarzes klaffendes Loch.
Stockholm 2010
Die anderen sind schon fort, und ich bin allein in der Praxis. Marianne hat nur eine halbe Stelle, und Aina und Sven sind früher gegangen, weil sie zu einem Nachmittagsseminar über die Behandlung von Paniksyndromen wollten. Ich selbst hatte vor, mich an den Papierkram zu setzen. Krankenberichte schreiben, Rechnungen bezahlen und Briefe verschicken. Aber stattdessen sitze ich hier und starre die Unterlagen an, die ich von zu Hause mitgebracht habe. Sie sollen nicht mehr im Schlafzimmer liegen, denn ich weiß, dass Markus sie finden könnte. Und noch mehr Konflikte über Stefan und die Tatsache, dass ich aufhören müsste, in der Vergangenheit herumzustochern, könnte ich nicht ertragen.
Markus kann es nicht verstehen.
Er will es vielleicht nicht einmal verstehen.
Ich lasse meine Finger der Zeitlinie folgen, die ich gezeichnet habe. Stefans Begegnung mit dem geheimnisvollen A, die Notiz darüber, dass mit A »Schluss« sein muss, Anders Holmbergs Tod. Kurz danach Stefans Tod. Neue Namen sind auf die Liste gekommen. Ulrik Lundin und Mikael Arvidsson. Ich überlege mir, dass ich mich auch an Mikael wenden müsste. Ulrik hat gesagt, er wohne bei seiner Mutter auf Lidingö, und das bedeutet, dass er nicht gar so schwer zu finden sein dürfte, auch wenn sein Name eher häufig ist.
Ich klicke mich bei birthday.se ein und suche nach Mikael Arvidsson mit Postadresse Lidingö. Ein Treffer. Alter stimmt. Ein Mikael Arvidsson, der knapp über vierzig ist und im Amorväg wohnt. Ich überprüfe diese Adresse noch einmal, um festzustellen, wer sonst noch dort wohnt, und finde eine Agneta Arvidsson mit derselben Hausnummer. Die Mutter. Noch ein paar Klicks und ich habe Mikaels Mobilnummer. Bevor ich mir die Sache anders überlegen kann, habe ich schon die Nummer gewählt. Es klingelt lange, dann höre ich eine belegte Stimme. Ich vermute, dass ich Mikael aus dem Mittagsschlaf gerissen habe.
»Ja, hallo. Ich heiße Siri Bergman und ich …«
»Wirklich, ich will nichts kaufen. Ich habe schon tausendmal gesagt, dass ihr mich verdammt noch mal nicht anrufen sollt.« Mikael Arvidsson klingt wütend, soeben erwacht und wütend.
»Ich will nichts verkaufen. Ich war mit Stefan Bergman verheiratet. Vielleicht haben wir uns bei seiner Beerdigung gesehen?«
Ich rede rasch, nervös. Habe Angst, er könne
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