Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bewusstlos

Bewusstlos

Titel: Bewusstlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
Vom Netzwerk:
zweiundzwanzigste Glied durchforstet und verglichen – aber da gibt es keinerlei Berührungspunkte. Der Mann ist ein Triebtäter und aus. Und hat sich seine Opfer zufällig gesucht. Wenn auch nicht sehr geschickt, wie ich finde. Denn der sexuelle Kontakt mit Gerlinde ist ja noch nicht mal zustande gekommen. Ich frage mich nur, warum er Natascha nicht auch umgebracht hat.«
    »Weil er auch Gerlinde eigentlich nicht umbringen wollte. Es ist einfach passiert. Er will vergewaltigen, nicht morden.«
    Lars runzelte die Stirn. »Kann sein. Aber ungewöhnlich ist es schon. Warum setzt er sich nicht in einem Park hintern Busch und wartet, bis eine Krankenschwester zur Frühschicht geht? Da ist er wesentlich ungestörter und muss nicht mitten in der Stadt ein Gemetzel veranstalten.«
    »Er denkt nicht. Er handelt vollkommen spontan. Es überkommt ihn einfach, ganz egal, wo er gerade ist.«
    »Okay, Boss. Wie machen wir weiter? Ich bin mit meinem Latein am Ende.«
    »Wie war das noch mal in der Kneipe, in der Natascha ihn kennengelernt hat? Gibt es dort irgendjemanden, der in der Lage wäre, ein Phantombild zu erstellen?«
    »Nein. Ich habe mit der Bedienung geredet. Rita. Sie arbeitet dort bereits seit acht Jahren. Sie sagt, sie kennt den Typen, er schaut hin und wieder vorbei. Kommt immer sehr spät und trinkt sehr viel. Hat so gut wie nie Kontakt mit anderen Gästen. Sie glaubt, aufgeschnappt zu haben, dass er sich mal ›Sven‹ genannt hat, aber sie ist sich nicht sicher.«
    »Könnte sie ihn zeichnen lassen?«
    Lars schüttelte den Kopf. »Sie hat gesagt, sie erkennt die Leute wieder, die ein paarmal da waren, aber sie kann sich nicht wirklich daran erinnern, wie sie aussahen. Es ist ihr auch schon passiert, dass ein Gast Vollbart und lange Haare hatte, und drei Tage später kam er glatt rasiert und mit Glatze. Es geht einfach nicht. Es sind zu viele. Sie würde ihn höchstens wiedererkennen, wenn sie ihn sähe.«
    »Und das Haus, in das unser Täter nach der Vergewaltigung gehen wollte?«
    »Steht leer. Es ist in Schuss, wird aber verkauft. Außer ein paar Silberfischen in den Bädern wohnt da niemand.«
    »Gut. Lass mich einen Moment nachdenken. Wir treffen uns alle um dreizehn Uhr und überlegen unsere nächsten Schritte.«

24
    »Tschüss, Lilo.«
    Lilo, die fest geschlafen hatte, wurde wach.
    Vor ihr stand Raffael mit einer Kanne Wasser in der Hand und lächelte.
    »Ich sehe, es geht dir gut, und dir fehlt nichts.«
    Es hatte keinen Sinn zu antworten, und darum ließ sie es bleiben.
    »Pass auf, Süße. Ich gehe jetzt noch mal weg. Auch ein Pfleger muss hin und wieder auf andere Gedanken kommen.«
    Raffael sah in ihre entsetzten Augen und stellte die Kanne auf den Nachttisch.
    »Keine Angst, ich komme wieder. Ganz bestimmt. Ich lass dich hier nicht allein! Du bist doch vollkommen hilflos, oder?«
    Lilo schüttelte den Kopf.
    Raffael nahm ihre Hand. »Tapferes Mädchen. Das schätze ich so an dir. Dass du dich nicht unterkriegen lässt. Sag mal, kannst du mir mal ’n Fuffi leihen? Kriegste bestimmt wieder. Gibt ja bald die Knete für Juni.«
    Lilo schüttelte den Kopf. »Ich hab kein Geld.«
    Raffael hörte gar nicht mehr auf zu lächeln. »Ich sag doch, du bist dement. Du erinnerst dich an gar nichts mehr. Aber keine Sorge, dafür hast du ja mich. Ich pass auf dich auf, und ich sorge für dich. Dumme Frage von mir, ich hätte mir das Geld ja auch einfach nehmen können, ich weiß nämlich, wo es ist.«
    Das durfte doch alles nicht wahr sein. Hatte er irgendwann mal ihre Schränke durchwühlt? Lilo war fassungslos.
    Raffael ging zum Kleiderschrank und holte den Schuhkarton mit dem Geld heraus.
    Ganz selbstverständlich nahm er mehrere Scheine an sich.
    »Ich nehm mir gleich fünfhundert. Ich muss schließlich für uns beide auch mal einkaufen gehen. Läppische fünfzig sind Blödsinn. Dafür kriegt man ja heutzutage im Supermarkt fast nichts mehr.«
    Er stellte den Schuhkarton zurück in den Schrank.
    Lilo schaffte es noch nicht einmal zu protestieren.
    »Tschüss, mein Mädchen. Jetzt muss ich aber wirklich los. Ich hab schon ewig kein Bierchen mehr getrunken. Im Geiste werd ich dir zuprosten und mir wünschen, dass es dir bald besser geht, aber das ist bei deiner Krankheit ja leider unmöglich. Gegen Alzheimer und Demenz haben sie noch nichts gefunden, da gibt es keine Chance auf Heilung. Schade eigentlich, denn du warst mal ’ne prima taffe Person.«
    Er ging zur Tür. »Also dann, schlaf schön.«
    Sie hörte

Weitere Kostenlose Bücher