Bezwungen von einem Highlander
»ob er dich nun auf seinem Rücken getragen oder dich auf deinem Pferd dorthin gebracht hat.« Er ging zur Tür. »Ich werde Captain Sedley veranlassen, die Männer loszuschicken, jeden zu befragen.«
»Vater«, rief Connor ihn zurück, »schick Lieutenant Drummond, er soll sich darum kümmern!«
Sein Vater nickte und verließ das Zimmer.
»Was ist los, Connor?« Mairi las in ihm wie in einem der geliebten Bücher ihres verstorbenen Onkels. Connor sah sie an und staunte, wie leicht sie ihn den schlimmsten Teil von all dem vergessen lassen konnte, sei es auch nur für einen Moment: dass sein Freund hinter dem Versuch, ihn zu töten, stecken könnte.
»Meine Mutter und deren Mutter wurden von ihrem liebsten Freund verraten. Man kann niemandem trauen.«
»Aber welchen Grund könnte Sedley haben, dir zu schaden?«, fragte Mairi ihn. »Was würde er dadurch gewinnen, dich zu töten?«
»Er ist ein Mann Wilhelm von Oraniens. Er hat mich in Bezug auf Admiral Gilles angelogen. Ich bin mir dessen sicher. Zudem hat er mich über Colin ausgefragt; er wollte wissen, warum er den König nach Edinburgh begleitet hat.«
»Woher weiß er, dass mein Bruder mit dem König reitet?«
Connor zuckte ratlos mit Schultern.«
Die Tür wurde geöffnet, und zwei Ärzte betraten das Zimmer und gingen unverzüglich zum Krankenlager. »Lord Huntley hat uns informiert, dass Ihr aufgewacht seid.« Sie wechselten sich dabei ab, an Connor herumzudrücken und herumzustupsen, und als er gähnte, beharrten sie darauf, dass seine Besucher ihn allein ließen, damit er schlafen könne.
»Brauchst du noch etwas, Connor?«, erkundigte seine Mutter sich, küsste ihn auf die bandagierte Stirn und schickte sich dann an, das Zimmer zu verlassen.
»Aye, einen Pfefferminzzweig.« Er zwinkerte Mairi zu und gähnte erneut, nachdem seine Mutter versprochen hatte, später wiederzukommen. Sie ging ganz bewusst vor Mairi, um ihnen noch einen ungestörten Moment zu zweit zu geben.
»Habe ich dir heute schon gesagt, dass du hübsch aussiehst in dem Kleid? England steht Euch gut, Mairi MacGregor.«
Connor wusste nicht, warum ihr Lächeln verschwand. Er hätte eine Bemerkung darüber gemacht, aber seine Augen fielen ihm schon zu. Zur Hölle, er wollte nicht schlafen! Er wollte von diesem Bett aufstehen und Mairi in seine Arme nehmen.
Er bekam mit, dass sie etwas sagte, doch er war nicht sicher, was, und dann glaubte er zu hören, dass die Tür geschlossen wurde. War sie gegangen, oder war sie doch nur ein Traum gewesen?
Kapitel 21
U nschlüssig, welche Richtung sie einschlagen sollte, schlenderte Mairi die Schildgalerie entlang. Sollte sie zum Abendessen gehen und allein am Tisch ihrer Familie sitzen, oder sollte sie Connor besuchen, der ohne Zweifel vor Freude darüber strahlen würde, dass sie so gut hierher nach England passte? Sie wünschte, sie hätte der Königin nicht Kiltrock, Plaid und Stiefel überlassen, um sie säubern zu lassen. Jetzt hatte sie nichts anzuziehen außer dem, was die Königin ihr zur Verfügung gestellt hatte. Heute war es ein kobaltblaues Brokatkleid mit Applikationen aus smaragdgrüner Spitze. Es war außerordentlich schön, doch England wäre niemals das Richtige für sie. Es brach ihr das Herz, dass Connor so dachte. Sie erinnerte sich an seine Briefe, in denen er sie gebeten hatte, zu ihm nach England zu kommen. Er hatte wissen müssen, dass sie Schottland niemals verlassen würde. Allein daran zu denken kam ihr wie ein Verrat vor. Dies war nicht das Leben, das sie mit ihm gewollt hatte, und ihr Besuch hier bewies ihr das deutlich. Sie passte nicht zu den kapriziösen adligen Lords und Ladys, die sich das Gesicht puderten und lächelten, während sie sich gegenseitig Messer in den Rücken stießen, und die sie wegen ihres Namens und ihres Glaubens als Barbarin ansahen. Theaterbesuche und geeiste Creme waren etwas Wunderbares, doch sie bedeuteten Mairi nichts, verglichen mit glühenden Sonnenuntergängen über endlos weiten Bergspitzen, kaltem, nach Heide duftendem Wind auf dem Gesicht und Menschen, die sie liebten.
Sie könnte niemals irgendwo anders glücklich sein. England war Connors Heimat, doch nie und nimmer könnte es auch ihre sein. Vielleicht, so dachte Mairi und wischte sich eine verflixte Träne aus dem Auge, war es gar nicht so sehr Connor, was sie zurückhaben wollte, sondern die Träume, die er ihr genommen hatte.
»Miss MacGregor.«
Sie wandte sich um und sah Lord Oxford, der sich beeilte, sie einzuholen.
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