Bezwungen von einem Highlander
Früher oder später musste sie mit ihm über ihre Gefühle reden. Also konnte es ebenso gut jetzt gleich sein. Mairi lächelte, als er sie erreicht hatte.
»Ich habe Euch gestern Abend vermisst«, sagte er und griff nach ihrer Hand. »Ich hoffe doch sehr, dass Ihr nicht den ganzen Tag an Captain Grants Bett verbringen werdet.«
Es ärgerte sie, dass er nicht nach Connors Zustand fragte. Andererseits jedoch hegte Henry Gefühle für sie, und dass beständig ein so bemerkenswerter Captain um sie herum war, würde schließlich genügen, jeden Mann verrückt zu machen. Ganz besonders einen, der sich für abstoßend hielt. Henry war vermutlich erleichtert, Connor für einige Tage los zu sein. »Mylord, er wurde niedergestochen und liegen gelassen …«
»Ja, ich weiß. Jeder im Palast weiß es. Meine arme Schwester ist außer sich.«
Mairi sah ihn stirnrunzelnd an. Sie wollte nichts davon hören, dass Connors Geliebte um ihn weinte. Sie mussten Liebende sein. Warum sonst sollte Elizabeth sie jedes Mal anfauchen, wenn sie einander auf einem der Flure begegneten? Der Gedanke daran machte Mairi zornig. Wie konnte sich Connor für ein derart ausgekochtes Weibsbild interessieren? Sie ist wunderschön, beantwortete Mairi sich diese Frage selbst. Und sie ist Engländerin.
»Ich hatte gehofft, dass Ihr das Morgenmahl mit mir einnehmen werdet.«
Mairi sah erst Henry an und schaute dann zur Treppe, die zu Connor führte. Welche Gefühle er auch für Elizabeth hegte, sie sollte trotzdem zu ihm gehen und nach ihm sehen.
»Habt Ihr von Tomas Marshall gehört?«
Sie schüttelte den Kopf. »Sollte ich?«
»Wohl eher nicht, aber ich habe vor Kurzem einige interessante Dinge über ihn erfahren.«
Guter Gott, nicht schon wieder eine stundenlange Lektion über irgendeinen toten englischen Patrioten! Dank Henry verfügte sie bereits über mehr nutzloses Wissen über England, als sie je brauchen würde.
»Ich sollte wirklich …«
»Er hat sich in den Lowlands der Sache Richard Camerons angenommen. Habt Ihr von den Cameronianern gehört, Miss MacGregor?«
Sie nickte und nahm den Arm, den er ihr anbot. »Ich habe von ihnen gehört.« Das Herz klopfte ihr wie wild in der Brust. Endlich hatte er die Informationen, die sie hören wollte! Und es könnten keine besseren sein. Marshall, der neue Führer der Cameronianer! Wenn ihre Kampfgefährten das hörten!
»Kommt!«, forderte Henry sie auf und führte sie von der Treppe weg. »Ich werde Euch sagen, was ich weiß, doch Ihr müsst mir Einhalt gebieten, wenn ich Euch zu sehr damit langweile. Ich weiß, ich neige dazu, über Dinge zu schwatzen, die andere für unwichtig halten.«
»O Mylord!«, entgegnete Mairi und schaute ein letztes Mal zur Treppe hinüber. Connor würde es auch einige Stunden ohne sie gut gehen. Diese Information war zu wertvoll, um sie sich entgehen zu lassen. »Ihr langweilt mich nie. Ihr seid ein Mann von großer Intelligenz. Jeder, der das nicht erkennt, ist ein Dummkopf.«
»Ja«, stimmte er zu, lächelte sie an und tätschelte ihre Hand, während sie zum Banketthaus gingen. »Ich bin ganz Eurer Meinung.«
Als Mairi zwei Stunden später vor der Tür zu Grants Krankenzimmer stand, strich sie sich die langen Locken über die Schultern und prüfte noch einmal den Sitz ihrer Haarnadeln, die sie ihr aus dem Gesicht hielten. Dann klopfte sie an.
»Komm!« Claires Stimme lud sie ein hereinzukommen.
Als Mairi das Zimmer betrat, galt ihr erster Blick Connor. Erleichtert stellte sie fest, dass er schon sehr viel besser aussah. Genau genommen schaute er so gut aus, dass ihr die Knie ein wenig weich wurden.
Er saß gegen einen Berg von Kissen gelehnt im Bett, und die Hände ruhten entspannt auf der Decke, die bis zum Bauch hochgezogen war. Er wandte sich um und empfing Mairi mit einem kurzen, ärgerlich wirkenden Blick.
Mairi blieb stehen, aber nicht, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte, dass sie ihn nicht eher besucht hatte, oder weil sie etwas getan hatte, was er missbilligte, indem sie Informationen gesammelt hatte, die ihr in ihrem Kampf gegen die Cameronianer nützen würden.
Es war das Aufleuchten goldener Locken gegen das Kaminfeuer, dass sie dazu veranlasste, im Gehen innezuhalten.
»Miss MacGregor.« Lady Elizabeth schien gleichermaßen überrascht zu sein, sie zu sehen. »Ihr solltet doch den Nachmittag mit meinem Bruder verbringen.«
Mairi verschränkte die Hände und zog eine Augenbraue hoch. »Seit wann bestimmt Ihr, was ich tun sollte, Lady
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