BIANCA EXKLUSIV Band 0181
wenig schief geraten, aber die Jury schien das nicht bemerkt zu haben. Ich bekam eine Urkunde und einen Buchpreis. Sheryl, meine Cousine, hat die Katze anschließend zerbrochen“, fügte sie hinzu. Jetzt war sie im Stande, über den üblen Streich zu lachen. „Sie hat sich daraufgesetzt. Sie hat behauptet, es sei ein Versehen gewesen. Leider hatte sie vergessen, dass die Skulptur innen mit Draht verstärkt war, und sich dabei ihren Lieblingsrock zerrissen.“
Aidan fiel in ihr Lachen ein. „Das geschah ihr recht“, stimmte er zu. „Was haben Sie denn nach der Schulzeit gemacht? Sind Sie zur Kunstakademie gegangen?“
Sie nickte. „Tante Meg wollte das natürlich nicht. Sie sagte, es sei nur Geldverschwendung. Sie erwartete, dass ich mir eine vernünftige Arbeit suchte, in einer Bank oder so – wie Sheryl. Aber dort wäre ich verrückt geworden. Also musste ich mir mein Studium selbst verdienen. Ich habe als Kellnerin gejobbt oder in der Küche. Was sich eben so bot. Auf diese Weise habe ich auch meine ersten Arbeiten verkauft.“
Seine in stummer Frage hochgezogenen Augenbrauen ermunterten sie fortzufahren.
„Ich habe letzten Sommer in einem Restaurant in Torquay gearbeitet“, erklärte sie. „Der Besitzer hatte ein paar Stücke gesehen, die ich aus Treibholz angefertigt hatte, und bat mich, etwas als Blickfang für seine Fenster zu machen. Dadurch wurden einige Gäste aufmerksam, darunter auch eine Galeristin aus St. Ives. Sie hat angeboten, meine Stücke in Kommission zu nehmen. Seitdem … nun ja, meine Arbeit hat nicht gerade die Kunstwelt in Begeisterung versetzt, aber ich verdiene inzwischen so viel damit, dass ich fast meine ganze Zeit damit verbringen kann.“
„Und warum sind Sie hierhergezogen?“, fragte er interessiert weiter.
Sam zuckte die Schultern. „Es gefällt mir hier. Vor ein paar Jahren habe ich einmal einen Sommer lang im Fischrestaurant am Hafen gearbeitet, und schon damals wäre ich gern geblieben. Die Nordküste ist wilder als der Süden und nicht so von Touristen überlaufen. Außerdem ist es hier nicht so teuer“, fügte sie hinzu.
Er nickte. Das Argument schien ihm einzuleuchten. „Wollen Sie eines Tages nach Swansea zurück?“
Sie schüttelte den Kopf. „Seit meinem achtzehnten Lebensjahr bin ich nicht mehr dort gewesen.“ Sie merkte nicht, wie trostlos ihre Stimme dabei klang. „Mich zieht auch nichts mehr dorthin.“
Sein Blick wurde noch wärmer, einfühlsamer. „Dann sind Sie also ziemlich allein auf der Welt“, stellte er fest.
„Ziemlich …“
Plötzlich wurde Sam klar, mit wem sie sprach, und schon richtete sich ihr Schutzwall wieder auf. Das letzte Mal, als sie sich eingestanden hatte, einsam zu sein, war an ihrem Geburtstag gewesen. Sie mochte gar nicht daran denken, was dabei herausgekommen war.
Seitdem hatte sie sich manches Mal gefragt, ob es wohl diese Einsamkeit gewesen war, die sie für Damiens Schmeicheleien empfänglich gemacht hatte. Als ihre gewöhnliche Vorsicht von der unseligen Mischung aus Alkohol und Tabletten betäubt war, hatte sie sich vielleicht allzu willig in Damiens Arme begeben. Er musste geglaubt haben, dass sie auch mit dem Folgenden einverstanden sein würde. Sie durfte nicht zulassen, dass ihr so etwas jemals wieder geschah.
„Aber ich bin gern allein“, beschloss sie ihren Gedanken. Ihre Stimme war plötzlich scharf und ihr Blick kühl. „Gewöhnlich ziehe ich meine eigene Gesellschaft der anderer Menschen vor.“
Im ersten Moment schien er erschrocken über den plötzlichen Stimmungswandel. Dann verzog sich sein Mund zu dem vertrauten spöttischen Lächeln. „Ich nehme an, das war ein Wink mit dem Zaunpfahl“, stellte er fest.
Sam wagte nicht, in seine Richtung zu blicken. Stattdessen sah sie unverwandt geradeaus an den Horizont. „Wir sind jetzt über die Brandungszone hinaus“, stellte sie fest. „Für mich ist das weit genug.“
Aidan lachte nur. Es widerfuhr ihm vermutlich nicht oft, dass er abgewiesen wurde. Sicherlich würde es seinem Selbstbewusstsein nicht ernsthaft schaden.
„Also gut“, beendete er ihr Gespräch. „Wir sehen uns dann am Strand.“
Er paddelte mit kraftvollen Schlägen davon. Unter dem glatten Neopren seines Anzugs war das Spiel seiner Muskeln deutlich zu sehen. Sam sah ihm mit gemischten Gefühlen nach. Es war nicht zu leugnen, dass er ein sehr attraktiver Mann war. Gegen einen kleinen, unverbindlichen Flirt hätte ich nichts einzuwenden, dachte sie und spürte erneut diesen
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