BIANCA EXKLUSIV Band 0181
verträumten Lächeln, das sie jedoch hastig wieder abstellte, bevor Derek Rockwell von dem Bericht hochblickte und die Papiere auf den Schreibtisch legte. Schnell schrieb sie auf ihren Notizblock: „Attraktiver Mann – schlecht.“
Derek Rockwell hatte die New Yorker Zweigstelle von For tune-Rockwell Investments geleitet, bevor er nach San Antonio geholt worden war. Patrick Fortune als oberster Chef hoffte nun, dass Derek Rockwell die Zentrale hier wieder auf Vordermann brachte.
Zu diesem Zweck war auch sie, Christina, eingestellt worden. Eine große Herausforderung, und um diese zu erfüllen, durfte sie vor allem eins nicht: von ihrem Chef schwärmen.
„Sehr gut, Miss Mendoza“, stellte er fest, als er den Bericht durchgelesen hatte.
„Danke, Mr. Rockwell.“ Ganz bewusst schlug sie einen kühlen Ton an, obwohl ihr innerlich ganz heiß wurde, als er den Blick über ihre Beine und den Blazer zum hochgesteckten Haar wandern ließ. Nur gut, dass es sich bloß um ein seltenes Meeting handelte und Derek Rockwell sicher bald wieder ohne direkten Kontakt zu ihr arbeiten würde. Dann blieben ihre Hormone wenigstens an Ort und Stelle und tanzten nicht wie gerade außer Rand und Band. Derlei Ablenkung konnte sie in diesem anspruchsvollen Job nicht gebrauchen.
Unwillkürlich dachte sie erneut an Gloria und deren Glück mit Jack. Weil sie den Schwestern-Pakt gebrochen hatte, hatte sie die Wohnungen ihrer Schwestern geputzt, im Gewand eines französischen Hausmädchens. Das war der Preis der Liebe gewesen. Ein fröhlicher Preis, wie Christina fand, denn sie hatten viel Spaß dabei gehabt, Gloria beim Putzen zuzuschauen.
Derek Rockwell lehnte sich lächelnd im Sessel hinter dem beeindruckenden Schreibtisch zurück. Das Büro war nur spärlich eingerichtet. Auffällig waren jedoch die exotischen Musikinstrumente überall, darunter eine asiatische Laute und eine afrikanische Trommel. Auf dem Schreibtisch stand das verblasste Foto einer Frau mit kurzem Haar. Sie drückte zwei kleine Malteser-Hunde an sich. Ob das seine Mutter war?
„Nachdem Sie sich hier eingewöhnt haben, werden wir eng zusammenarbeiten“, fuhr Derek Rockwell fort und drehte das Foto zu sich herum. „Ich hatte bisher ja noch keine Gelegenheit, mich näher mit Ihnen zu beschäftigen, Christina, schließlich war es Patrick, der Sie als Geschäftsanalystin eingestellt hat.“
Es war nicht zu überhören, dass er die Einstellung durch Patrick betonte, was ihm offenbar nicht sonderlich gefiel. „Mr. Rockwell“, entgegnete sie, „sollten Sie mit meiner bisherigen Arbeit nicht zufrieden zu sein, bin ich für jede Kritik offen.“
„Ach, ich bin zufrieden. Sie haben ein Wirtschaftsdiplom, und Sie besitzen offenbar ein Gespür dafür, was nötig ist, damit Fortune-Rockwell aus den roten Zahlen kommt. Ich bin lediglich vorsichtig, vor allem nach der Katastrophe mit Ihrem Vorgänger.“
„Dann macht es Ihnen nichts aus, dass Patrick mich eingestellt hat?“ Warum sollten sie nicht gleich von Anfang an die Karten auf den Tisch legen?
Himmel, sein Lächeln war mehr als geeignet, ihr Herzklopfen zu bereiten. „Sagen wir so: Ich sollte eigentlich eingeschnappt sein, weil Patrick Ihre Einstellung nicht mit mir abgestimmt hat. Normalerweise bestimme ich gern mit, Christina, zumal es für die meisten Mitarbeiter schwierig ist, mit meinem Tempo mitzuhalten. Ich stelle hohe Ansprüche.“
Wahrscheinlich dachte Derek, Patrick hätte ihr die Stelle bloß gegeben, um der Familie Mendoza einen Gefallen zu erweisen. Christina spürte, wie sie ärgerlich wurde. Was dachte der Mann bitte von ihr? „Nur für den Fall, dass Sie das denken“, bemerkte sie kühl, „ich bin nicht auf Grund einer Gefälligkeit in die Firma gekommen, sondern habe mir die Stelle durchaus verdient.“
Rockwell unterbrach sie nicht, sondern ließ sie reden.
Ermutigt fuhr Christina fort: „Patrick hat meine Schwestern und mich bei einem Familientreffen kennengelernt. Da er ein großartiger Geschäftsmann ist, hat er sofort die sich bietenden Möglichkeiten erkannt. Er hat Glorias Schmuckladen Love Affair gefördert, weil er da ein Potenzial sah – genau wie bei mir.“
„Patrick hat mir schon so einiges über Sie und Ihre Familie erzählt. Ich vertraue ihm hundertprozentig, weil er ein ausgezeichneter Menschenkenner ist.“
Rockwell musterte sie eingehend, doch irgendwie hatte Christina das Gefühl, dass mehr als berufliches Interesse in seinem Blick lag. Ihr stockte der Atem, und
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