BIANCA EXKLUSIV Band 0193
auf die pochende Stirn. Ich werde nie wieder trinken . „Lieber nicht, Wendell. Trotzdem danke für die Einladung. Ich muss jetzt auflegen.“
Bevor er Einwände erheben konnte, beendete sie das Gespräch. Dann rief sie Beau an und entschuldigte sich. Zumindest hielt er ihr keine Predigt, und dafür war sie ihm dankbar.
Als sie sich mit dem Schlüsselbund in der Hand die Treppe hinaufschleppte, standen die beiden Männer immer noch vor Woods Zimmer und durchbohrten einander mit feindseligen Blicken.
Diese Idioten !
Wortlos stürmte sie in ihr Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Die Genugtuung wurde allerdings zunichte gemacht durch den stechenden Schmerz, den der Krach in ihrem Kopf verursachte. Sie presste die Hände an die Schläfen und sank stöhnend auf das Bett.
„Das Auto mag vielleicht nicht gestohlen sein“, räumte der Sheriff ein, „aber ich habe Sie immer noch im Visier. Das hier ist meine Stadt. Meine Familie. Was immer Sie hier wirklich wollen, bringen Sie es zu Ende und verschwinden Sie.“
„Halten Sie Hadley weiter unter Ihrer Fuchtel, und Sie werden sie völlig verlieren.“
„Sie drohen mir?“
„Ich teile meine Erfahrung mit Ihnen“, entgegnete Dane ruhig. „Sie wollen eine Person beschützen, die Sie lieb haben. Das verstehe ich. Aber Sie können nicht über ihr Leben bestimmen. Früher oder später resigniert oder rebelliert sie. Ich glaube nicht, dass Sie eins von beidem wirklich wollen.“
Shane schwieg einen Moment nachdenklich. „Was ist Ihre Story, Tolliver ? Und glauben Sie ja nicht, dass ich Ihnen diesen Namen abkaufe.“
„Denken Sie von mir, was Sie wollen. Aber seien Sie lockerer gegenüber Hadley.“
„Sie ist eine Träumerin. Kritzelt ständig in ihre Notizbücher. Glaubt an das Gute in den Menschen, ob sie es verdienen oder nicht.“
Dane war es nicht gewohnt, Mitgefühl zu hegen, schon gar nicht mit einem Cop. Und Shane Golightly war ein Cop, trotz Cowboyhut und Westernboots. Ein Vertreter der sauberen Vollzugsbehörden, die sich nicht darum scherten, dass Alan Michaels auf freiem Fuß war. „Die Welt braucht auch Träumer.“ Der Himmel wusste, dass seine Schwester immer noch zu ihnen zählte. Erstaunlich nach allem, was sie durchgemacht hatte.
„Die Welt macht Hackfleisch aus Träumern. Das wird mit meiner Schwester nicht passieren.“ Und damit setzte der Sheriff sich den Hut auf und marschierte davon.
Dane rieb sich den Nacken und ging zurück in sein Zimmer. Er duschte und entfernte den durchweichten Verband von der Stirn. Die Wunde hatte zu heilen begonnen.
Er ging in die Küche und stöberte in den Schränken. Zehn Minuten später begab er sich mit einem Katermittel in einem Saftglas zu Hadleys Zimmer. Zum Glück hatte sie ihre Tür nicht abgeschlossen.
Sie lag bäuchlings auf dem Bett ausgestreckt, als er eintrat. Ihre Haare bedeckten ihre Schultern. Unter der durchsichtigen Bluse war die zarte Haut ihres Rückens zu sehen. Sie wirkte selbstvergessen im Schlaf, und er stand lange da und sog den Anblick in sich auf.
Ihr Zimmer war ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte.
Keine Rüschen oder Spitze, keine süße Unschuld.
Es wirkte lebendig und sinnlich, war von kräftigen Farben und Texturen, berauschenden Rottönen und massiven, dunklen Hölzern geprägt. Und überall waren Bücher gestapelt: auf dem Nachttisch neben einem aufgeschlagenen Notizbuch mit ihrer Handschrift, auf der Kommode, auf dem Einbauregal an der Wand neben dem Badezimmer, das sie sich teilten.
Er ging zum Bett, setzte sich auf die Kante und griff zu dem gerahmten Foto auf dem Nachttisch. Es zeigte die gesamte Familie Golightly, eng zusammengedrängt und mit glücklichen, lachenden Gesichtern. Es war nicht schwer für ihn, Holly Golightly auszumachen. Sie hatte genau wie Hadley ausgesehen.
Er stellte das Foto ab, griff nach dem Notizbuch und las, was sie geschrieben hatte. Mit einem kleinen Lächeln schlug er den Anfang auf. Seine ausgeprägte Neugier besiegte sein schlechtes Gewissen. Er blätterte, las hier und da einen Absatz. Sie verstand es verdammt gut, mit Worten umzugehen.
Behutsam legte er das Notizbuch zurück auf den Nachttisch und strich Hadley die Haare aus dem Gesicht. „He, meine kleine Schriftstellerin“, murmelte er. „Willst du den ganzen Tag verschlafen?“
Sie gähnte. „Erschieß mich lieber gleich.“
„Das wird dir helfen.“ Er stupste mit dem Glas an ihre Finger, und sie öffnete die Augen und musterte es argwöhnisch. „Ein
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