Bianca Exklusiv Band 229
Beherrsch dich, ermahnte sie sich. Du musst dich unbedingt beherrschen. Ihr Körper mochte sich nach Joshuas Nähe sehnen, doch ihr Verstand wusste, wie tödlich diese Sehnsucht war. Sie war noch lange nicht über Joshua hinweg. Noch lange nicht.
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, erklärte Kit und warf stolz ihr Haar in den Nacken.
„So?“ Joshua lächelte bedeutungsvoll. „Mein Halbbruder Mark findet, dass sie ausgezeichnet ist.“
„Halbbruder?“, flüsterte Kit. Und dann fiel der Groschen. Die Frau, mit der er Joshua wiederholt in den Zeitungen gesehen hatte, war seine Schwägerin. Sie erinnerte sich, dass er ihren Namen mal erwähnt hatte.
„Mein Halbbruder“, bestätigte Joshua. „Er ist ein großes Tier an der Wall Street und ein Freund deines Bruders.“
„Wie nett“, gelang es Kit zu sagen. Innerlich kochte sie vor Wut, als sie zwei und zwei zusammenzählte. Sie hätte wissen müssen, dass ihr Bruder dahintersteckte.
Sie schaute Joshua an, und ihr stockte unwillkürlich der Atem. Er trug sein Haar jetzt kürzer und sah noch besser aus als zuvor – wenn das überhaupt möglich war. Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich. Du solltest wütend auf ihn sein und nicht vor Sehnsucht vergehen. Denn obwohl er nicht mit einer anderen Frau zusammen gewesen war, konnte sie ihm sein Verhalten nicht verzeihen. Ohne ihr auch nur die kleinste Chance zu geben, hatte er sie einfach aus seinem Leben geworfen.
„Hör zu, Joshua, zehntausend Dollar hin, zehntausend Dollar her. Du kannst nicht erwarten, dass ich nach allem, was du mir gesagt hast, dich noch mit offenen Armen empfange. Wer glaubst du, wer du bist?“
Joshuas Augen glitzerten gefährlich. „Ich bin der Mann, der aus den Zeitungen erfahren hat, dass du Blaine Rourke heiraten wirst, obwohl du mir ins Gesicht gelogen hast, dass du nie richtig mit ihm verlobt warst. Ich bin der Mann, den du betrogen hast, um an eine Story zu kommen, die du anfänglich unbedingt schreiben wolltest. Genau dieser Mann bin ich, Kit.“
Kits Gedanken wirbelten wild durcheinander. Sie wusste, dass sie ihn verletzt hatte. Aber auf der Farm hatte er sich geweigert, ihre Entschuldigungen anzuhören und ihr noch eine Chance zu geben. Und das schmerzte, mehr als sie ihn jemals wissen lassen würde.
„Ich habe mich bereits entschuldigt“, fuhr Kit ihn an. „Und jetzt lass mich in Ruhe.“
Sie wollte davoneilen, doch Joshua hielt sie fest. „Hey, du bist eine Verpflichtung eingegangen. Du bist mir noch eine Verabredung schuldig.“
„Ich gebe dir das Geld zurück. Und jetzt lass mich endlich in Ruhe.“
Einen Moment lang war Joshua versucht, genau das zu tun. Er hatte lange auf diesen Moment hingearbeitet, aber nicht mal damit gerechnet, dass sie ihn so kalt zurückweisen würde. Er hatte so viel Hoffnung in diesen Abend gesetzt und war einfach nicht darauf vorbereitet, dass sie ihn nicht wollte.
Er holte tief Luft. Er würde auf keinen Fall ein zweites Mal den Fehler machen und sich einfach von ihr abwenden. Diesen Fehler hatte er bereits auf der Farm gemacht und teuer dafür bezahlt. Damals hatte sie kämpfen wollen. Jetzt war er an der Reihe, seinen Stolz herunterzuschlucken und sich für ihre Liebe einzusetzen.
„Hör zu, es ist mir egal, was du sagst. Ich werde auf keinen Fall ohne dich gehen. Wir gehören zusammen.“
Kit sah die Entschlossenheit in seinem Blick und versuchte, ihre Nerven zu beruhigen.
„Nur in deinen Träumen. Nach drei Wochen kannst du nicht einfach zurückkommen und von mir erwarten, dass wir genau da weitermachen, wo wir stehen geblieben waren. Ich habe auch meine Prinzipien.“ Sie bebte am ganzen Körper und wusste nicht, ob vor Wut oder aus Sehnsucht. Nur eins war ihr klar, sie liebte diesen Mann immer noch.
„So? Und welche?“
Jetzt reichte es. Wollte er ihr schon wieder vorwerfen, dass sie eine verwöhnte oberflächliche Frau ohne Prinzipien war? Ihr irisches Temperament brach mit ihr durch, und ohne zu überlegen griff sie zum nächsten Gegenstand, der greifbar war – ein halb volles Glas Wasser –, und schüttete es kurz entschlossen über Joshuas blütenweißes Hemd und seinen makellosen Smoking. Dann stellte sie das leere Glas mit einem lauten Knall wieder ab und hob herausfordernd das Kinn.
Falls sich im Saal noch jemand unterhielt oder lachte, so hörte Kit es nicht. Die anderen Gäste verschwanden in den Hintergrund. Schlagartig schienen Kit und Joshua allein im Ballsaal zu sein. Seine braunen
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