Bianca Exklusiv Band 229
oft ganz plötzlich zur Toilette. Bestimmt kommt sie gleich wieder.
Lucas zwang sich, sitzen zu bleiben, redete sich sein plötzliches Unbehagen aus, blickte zur Uhr. Er wollte ihr fünf Minuten geben, und wenn sie dann nicht zurück war …
Nach der siebten langen Minute ging er zum Oberkellner. „Entschuldigen Sie, aber ich mache mir Sorgen um meine … meine Verlobte .“ Das Wort klang seltsam aus seinem Mund. „Darf ich wohl im Damenwaschraum nachsehen, ob alles in Ordnung ist?“
„Natürlich, Sir.“
Lucas klopfte an die Tür zu den Damentoiletten, dann öffnete er sie leicht. „Reba?“
„Lucas …“ Ihre Stimme drang gedämpft und matt aus einer Kabine. „Bist du das, Lucas?“
Da wusste er, dass etwas im Argen war. Er stürmte in den Vorraum. „Was hast du denn?“, fragte er.
„Ich verliere das Baby“, erwiderte sie zittrig und mit tränenerstickter Stimme.
Sein Herz begann zu hämmern. „Wie kannst du das wissen? Was ist denn los?“
Rebecca erklärte ihm, was los war, und ihm wurde übel.
„Lass uns ins Krankenhaus fahren“, drängte er. „Dort können sie etwas tun. Sie können es vielleicht retten.“
„Das glaube ich nicht.“ Die Worte hallten durch den Raum.
In der Notaufnahme, die sie wenig später erreichten, herrschte Hochbetrieb und helle Aufruhr, denn auf dem Highway hatte sich ein großer Unfall mit Schwerverletzten ereignet. Zudem war das Krankenhaus viel bescheidener ausgestattet als die Kliniken, die Lucas aus New York kannte. Es machte ihn nervös. Sie mussten fast eine Stunde warten, und er hielt die meiste Zeit Rebeccas Hand oder streichelte ihr Haar. Er fühlte sich krank und hilflos. Beide sprachen kaum.
Der Arzt, der Rebecca endlich untersuchte, war jung und zerstreut, aber sehr sicher, dass sie das Baby verloren hatte. Schließlich war der Muttermund geöffnet, und sie hatte starke Schmerzen und viel Blut verloren. „In diesem frühen Stadium kommt das sehr häufig vor“, erklärte er. „Vor allem, wenn es sich um die erste Schwangerschaft handelt. Das passiert bei etwa zwanzig Prozent, vielleicht sogar bei einem Drittel.“
Er riet ihr, noch eine Weile liegen zu bleiben. Eine Schwester brachte ihr ein Glas Wasser und Papiertücher für die unaufhaltsam fließenden Tränen.
In die Notaufnahme war inzwischen etwas mehr Ruhe eingekehrt. Lucas saß bei Rebecca. Er spürte, dass sie immer noch nicht reden wollte, und wusste nicht, ob er sie anfassen durfte. Dabei sehnte er sich so sehr danach, sie zu berühren.
Sie trank das Wasser aus und bedachte ihn mit einem kleinen Lächeln, das etwas unbeholfen wirkte, so als hätte sie die dazu nötigen Muskeln lange Zeit nicht benutzt und wollte testen, ob sie noch funktionierten. „Tja, ich nehme an, wir brauchen jetzt doch nicht zu heiraten“, sagte sie mit hohler Stimme.
Lucas nickte bedächtig und versuchte zu ergründen, was er empfand. Fürsorge, ja. Ein Mitgefühl für Rebecca, das ihn innerlich zerriss. Er spürte auch Kummer über den Verlust … und als er noch ein wenig intensiver in sich hineinhorchte, stellte er fest, dass er noch etwas anderes empfand.
Für ihn war das Baby noch nicht so ein greifbarer Teil seines Lebens geworden wie für sie. Beide hatten sich nicht freiwillig für die Empfängnis entschieden. Nicht eine Sekunde lang hätte Lucas eine Heirat erwogen, wäre da nicht die Schwangerschaft gewesen. Und nun war diese Schwangerschaft ausgelöscht.
„Nein, jetzt brauchen wir wohl wirklich nicht mehr zu heiraten, oder?“, murmelte Lucas. Er spürte einen verräterischen Hauch von Erleichterung, der immer weiter wuchs, und Lucas wusste, dass Rebecca es einen langen, schrecklichen Moment lang auf seinem Gesicht sehen konnte. Sie wandte sich ab, und ihre Miene war vor Zorn und Schmerz verzerrt.
5. KAPITEL
In dem beengten Büro des Steakhauses schrie Rebecca aufgebracht: „Wie kannst du nur annehmen, dass ich auch nur irgendwas davon vorgetäuscht habe?“
„Du tust ja gerade so, als hätte in der ganzen Menschheitsgeschichte noch nie jemand eine Schwangerschaft oder eine Fehlgeburt vorgetäuscht“, konterte Lucas.
Sie richtete sich auf dem harten Stuhl auf, obwohl es sich nicht gut anfühlte. „ Ich habe es jedenfalls nicht getan. Ich würde es auch nie tun. Bei mir kriegst du das, was du siehst. Und ich hätte gedacht, dass du nach der Zeit, die wir miteinander verbracht haben, zumindest soviel über mich weißt.“
„Falls das stimmt, muss ich jetzt nur noch verstehen, wieso
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