Bianca Exklusiv Band 232 (German Edition)
Hand. „Du weichst aus, Sara. Ich meinte, ob du einen Mann in deinem Leben hast, zu dem du dich ganz besonders hingezogen fühlst.“
Sie zupfte am Saum ihrer Jeans und schüttelte den Kopf. „Nein, im Moment gibt es niemanden.“
„Hat es mal jemanden gegeben?“
„Ich bin neunundzwanzig, Kincaid. Ich bin bereits mit einigen Männern zusammen gewesen, und es hat auch einmal einen ganz besonderen gegeben, doch es stellte sich rasch heraus, dass er längst nicht so besonders war, wie ich angenommen hatte. Und deshalb bin ich jetzt, was Männer betrifft, sehr vorsichtig. Es scheint nicht viel Ehrlichkeit in Beziehungen zu herrschen, zumindest nicht in denen, die ich bisher hatte und die ich in meiner Umgebung gesehen habe.“
Sara hatte keine große Lust, dieses Thema noch länger zu verfolgen. Sie wünschte sich zwar, dass Kincaid weitersprach, damit sie abgelenkt war und ihre Ängste unter Kontrolle halten konnte, aber sie wollte keinesfalls über sich sprechen. Erneut grollte lauter Donner, und Sara schüttelte den Kopf. „Ich frage mich, ob Mike irgendwo da draußen in diesem Gewitter ist. Für Lenny ist Fürsorge ein Fremdwort.“ Eine Sturmböe schlug den Regen gegen das Zelt, und Sara erschauerte und rutschte rasch unter die Decke.
„Hör auf, dich mit diesen Gedanken zu quälen. Ich bezweifle, dass der Junge sich irgendwo hier in den Bergen befindet. Lenny wird ihn erst hierher bringen, wenn es Zeit für die Geldübergabe wird.“
„Warum haben wir dann Mikes Mütze auf dem Pfad gefunden?“
Kincaid zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht, aber Lenny scheint mir viel zu selbstsüchtig und bequem zu sein, um sich freiwillig einer solchen Wanderung auszusetzen.“ Er suchte nach einer bequemeren Position und berührte Sara erneut. Ach, verdammt, wo waren diese Schafe, wenn man sie brauchte? Neunundsiebzig … neunundachtzig … „Glaube mir, die beiden sitzen irgendwo im Trockenen. Hör auf, dich verrückt zu machen!“
Sara wusste, dass er recht hatte, aber leider machte es das für sie nicht leichter.
Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. „Es macht mich ganz verrückt, nicht zu wissen, wo er jetzt ist. Ob es ihm gut geht, oder ob …“ Sie schluchzte leise auf. „Wenn dieser Mistkerl meinem … meinem … Mike etwas getan haben sollte, dann …“
Kincaid setzte sich auf, rutschte zu ihr hinüber und zog sie in die Arme. Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass sie ihm etwas Wichtiges verschwiegen hatte, und auf einmal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
„Mike ist gar nicht dein Neffe, nicht wahr, Sara? Er ist dein Sohn.“
Sie schwieg einen Moment und hob dann den Kopf. „Ja, das ist er.“
Er nickte nur.
„Woher hast du das gewusst? Oder hast du nur geraten?“
Er zuckte mit den Schultern. „Eigentlich ja. Du warst immer diejenige, die sich um Mike Sorgen gemacht hatte. Nicht Meg und ganz bestimmt nicht Lenny. Dein Gesicht hellt sich auf, wenn du über den Jungen sprichst, und die Liebe zu ihm strahlt aus deinen Augen. Ich weiß, wie das ist, wenn man ein Kind so liebt.“
Sie ergriff seine Hand und verschränkte ihre mit seiner. „Ich weiß, dass du das tust.“
„Möchtest du mir die Geschichte erzählen?“
Sara wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und schaute dann auf den Saum ihres Shirts in ihrem Schoß. Es fiel ihr schwer, über ihre Vergangenheit zu reden. Doch Kincaid hatte ihr seine offenbart, daher hatte er wohl die ganze Wahrheit verdient.
„Es ist eine Geschichte, wie du sie bestimmt schon oft gehört hast. Ich war erst siebzehn Jahre und im ersten Jahr auf dem College. Ich lebte immer noch bei Meg und Lenny, durfte aber wenigstens schon ausgehen. Ich war damals ziemlich schüchtern, hatte aber eine Freundin, die alles andere war als das. Sie kannte viele Jungen und erhielt viele Einladungen zu Partys, auf die sie mich mitnahm. So lernte ich Rod Stephens kennen.“ Sie schaute Kincaid an und sah, dass er aufmerksam zuhörte. „Er war im letzten Jahr auf dem College, war groß, blond und gut aussehend. Ich betrachtete ihn natürlich nur aus der Ferne. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sich so ein Junge für mich interessieren könnte. Aber er tat es und ging mit mir aus. Er war aufmerksam, witzig und hatte einen roten Sportwagen. Er war der Traum eines jeden Mädchens. Plötzlich kannte mich jeder, weil ich Rods Freundin war. Das war ganz schön aufregend. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, wie naiv ich war, ist es mir schrecklich
Weitere Kostenlose Bücher