Bianca Exklusiv Band 243
ein sehr verantwortungsbewusster Mann. Und er hat Erfolg in seinem Beruf. Ein Mann, wie ihn sich jede Frau als Ehemann oder Schwiegersohn wünscht.“
Einen Augenblick lang schien es so, als habe Adam sich an dem Eis verschluckt. Dann sagte er bedächtig: „Er würde nicht zu deiner Familie passen.“
Diese Bemerkung traf Annabelle direkt ins Herz. Ihren Eltern war Glück immer wichtiger gewesen als Zufriedenheit. Sie hatten das Leben in vollen Zügen genossen. Vielleicht, weil sie geahnt hatten, dass ihnen nicht viel Zeit bleiben würde, hatten sie jeden Moment so gelebt, als ob es der letzte wäre. Das Leben ist ein Abenteuer, hatten sie immer wieder gesagt und versucht, ihre Kinder danach zu erziehen. Ein Mann, dem es wichtig war, die Socken passend zur Krawatte auszusuchen, wäre ihnen da als Schwiegersohn wohl nicht besonders lieb gewesen.
„Ich habe viel von deinen Eltern gelernt.“ Adam hatte sich zu Annabelle vorgebeugt und ihr eine Hand auf den Unterarm gelegt. „Sie wussten, wer sie waren und wofür sie lebten. Das ist mehr, als die meisten Menschen jemals im Leben begreifen.“
Meint er mich? fragte Annabelle sich. Sie wandte den Kopf ab und schaute aus dem Fenster. Was Adam über ihre Eltern gesagt hatte, war richtig, aber es war doch schmerzhaft für sie. Wieder einmal fragte sie sich, ob ihre Eltern wohl damit einverstanden wären, wie sie ihr Leben organisierte, welche Ideen sie hatte und was sie in Zukunft erreichen wollte. Jack und Lilah waren immer von dem Unbekannten angezogen worden. Dass das Leben ein Rätsel war, machte es lebenswert. Sie lebten in der Gegenwart und blickten doch immer voller Zuversicht der Zukunft entgegen.
Auch Annabelle war bereit, der Zukunft entgegenzugehen, doch wollte sie vorher wissen, was sie dort erwartete.
Rätsel und Unbekanntes machten sie krank. Was sollte falsch daran sein, ein paar Garantien zu fordern?
„Steven kandidiert für den Senat, sicher hast du schon davon gehört. Er hat alles genau geplant.“
Adam kniff die Lippen zusammen. „Er wird wahrscheinlich gewählt werden.“
„Gehörst du etwa auch zu den Menschen, die Politiker von vornherein verachten?“
„Nein. Jedenfalls nicht alle. Nur die arroganten Typen, die gar nicht daran denken, was das Volk eigentlich will, sondern nur ihre eigenen Vorstellungen verfolgen.“
„Steven ist kein arroganter Mann.“ Annabelle konnte es einfach nicht zulassen, dass man schlecht über den Mann sprach, den sie einst heiraten wollte. Auch wenn ihr nichts ferner lag, als Steven zu verteidigen.
„Ich habe das Gefühl, er trägt die Nase ziemlich hoch.“
Annabelle biss die Zähne zusammen. „Ich finde es weder arrogant noch widerwärtig, wenn jemand bereit ist, sich in das öffentliche Leben einzumischen. Im Gegenteil, es scheint mir sehr wichtig zu sein, dass junge Leute in der Politik mitmachen. Menschen, die bereit sind, einen Plan für die Zukunft zu entwerfen. Was soll daran falsch sein? Es geht darum, den Dingen einen festen Rahmen zu geben. Auch Ideen müssen kanalisiert werden, um zu guten Ergebnissen zu führen. Wenn du nichts machst, dann führt das nur zu einem, und das ist das Chaos.“
„Nein“, erwiderte Adam. „Das führt nur zu einem, und das heißt: Leben!“
Da ihm bewusst wurde, dass man ihnen an den Nachbartischen zuhörte, senkte er die Stimme, obwohl er innerlich keinesfalls so ruhig war.
„Du brauchst diesen Steven nicht. In ihm hast du damals wohl so eine Art Beruhigungsmittel gesucht, aber das ist nicht das eigentliche Ziel, Annabelle!“
„Was willst du damit sagen?“
Adam wollte gerade antworten, doch dann hielt er sich zurück. Annabelle spürte, wie sein Griff um ihren Unterarm fester wurde. „Was mache ich da nur?“, murmelte er. „Ich wollte mich nicht mit dir streiten.“
„Zu spät. Nun bring schon zu Ende, was du angefangen hast.“
Nach einem kurzen Augenblick nickte er mit dem Kopf. „Einverstanden. Annabelle, du könntest eine wunderbare Frau sein. Eine wahre Kämpferin. Aber dann lässt du wieder andere über dich bestimmen. Du organisierst dein Leben, als würde es sich um eine Reihe von Warenbestellungen handeln. Alles an seinem Platz, alles voraussehbar. Steven war vielleicht der richtige Mann dafür, aber ein Leben mit ihm würde dich fürchterlich langweilen. Ich bin sicher, Annabelle, dass du nicht dafür gemacht bist. Alles, was ihn interessiert, ist seine politische Laufbahn. Wenn du alles im Voraus planen willst, ist er vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher