Bianca Exklusiv Band 87
mündete. Dort hatte jemand ein Metallrohr befestigt und so eine Art einfache Dusche gebaut. Nick war beim Haus beschäftigt, daher fühlte sie sich sicher.
Schnell wickelte sie sich aus der Decke und stellte sich unter das fließende Wasser.
Genussvoll seifte sie sich von oben bis unten ein, bis die Haut und das Haar wieder ganz sauber waren. Danach streckte sie sich am Ufer aus und ließ sich von der Sonne trocknen.
Träge beobachtete sie einige safrangelbe Schmetterlinge, die um die tiefroten Blüten eines Hibiskusbusches flatterten. Schließlich fielen ihr die Augen zu …
„Zieh dich an.”
Die Stimme klang barsch. Dann landete etwas unsanft auf ihrem nackten Bauch. Dany riss die Augen auf und versuchte, etwas zu erkennen. Hastig raffte sie die Kleidungsstücke zusammen, die Nick ihr zugeworfen hatte.
„Es … es tut mir Leid”
Ihre Hände zitterten. Irgendwie gelang es ihr, die Bluse überzustreifen, doch ihre nackten Schenkel waren seinem Blick ungeschützt ausgesetzt. Aber dann sah sie, dass er sich abgewandt hatte, und plötzlich stiegen ihr Tränen in die Augen. In den letzten Tagen hatten sie gemeinsam so viel durchgemacht, und doch zeigte er - mehr denn je zuvor - ganz deutlich seine Abneigung gegen sie.
„Ich bin wohl für einige Minuten eingeschlafen.”
„Du meinst wohl für einige Stunden. Es wird bald dunkel.” Als sie sich umsah, bemerkte sie, wie tief die Sonne bereits stand. „Das Abendessen ist fertig”, sagte er knapp und wandte sich zum Gehen, als sie schnell in ihren Slip schlüpfte.
„O nein!”
Nick drehte sich um, als er ihren Aufschrei des Entsetzens hörte. „Was ist denn jetzt los?”
„Mein Ring.” Verzweifelt blickte Dany in das fließende Wasser zu ihren Füßen. „Er muss mir vom Finger gerutscht sein, als ich geduscht habe.” Sie hob ihre linke Hand.
Missmutig kam Nick zu ihr und legte sich bäuchlings ans Ufer. Mit beiden Händen fuhr er im Wasser so lange durch den Sand, bis er schließlich zwischen Daumen und Zeigefinger den Ring hielt. Ohne ein weiteres Wort legte er ihn ihr auf die ausgestreckte Handfläche.
„Vielen Dank, Nick”, sagte Dany erleichtert. „Ich … ich weiß nicht, wie …”
„An deiner Stelle würde ich ihn nicht wieder an diesen Finger stecken”, erwiderte er abweisend. „Du hast in den letzten Tagen einiges abgenommen.”
„Ja, du hast Recht.” Sie streifte den hübschen Ring mit dem Granatstein und der Perle über ihren Mittelfinger und streckte Nick die Hand entgegen. „Hier passt er - sieh nur.” .
„Dieser Mann ist ein Narr!” rief Nick plötzlich aufgebracht. Dany zuckte erschreckt zurück. „Bei deinen Augen solltest du einen Ring mit einem großen Topas tragen und kein so erbärmliches Ding.” Bevor sie ihm antworten konnte, hatte er sich umgedreht und war verschwunden.
Verwirrt schlüpfte Dany in ihre Jeans. Kein Wunder, dass Nick sie verachtete - bei der Aufregung, die sie jetzt wieder verursacht hatte. Aber wie konnte er es wagen, ihren Ring zu kritisieren? Es ging ihn überhaupt nichts an, was sie tragen sollte und was nicht. Marcus mochte keine prunkvollen Sachen. Er bevorzugte zierlichen, unauffälligen Schmuck.
Dany legte schützend die rechte Hand auf den Ring. Seit dem Morgen nach diesem Traum sah sie Marcus’ Gesicht nicht mehr deutlich vor sich. Aber sie brauchte jetzt sein Bild, so dringend, wie einen hübschen, kleinen Talisman, um wieder sicher zu ihm zurückzukommen.
6. KAPITEL
Als Dany die Küche betrat, legte Nick gerade einiges zerbeultes Besteck und angeschlagenes Geschirr auf den Tisch.
„Das habe ich gefunden. Und das auch”, sagte er. Mit einem Streichholz zündete er ein halbes Dutzend Kerzen an, die er aufgestellt hatte.
Es roch appetitlich, und Dany atmete tief ein. „Eine warme Mahlzeit - was ist es?” fragte sie begeistert.
„Leider wieder nur etwas aus der Dose. Es gibt zuerst Gemüsesuppe und dann Fleischbällchen mit Tomatensoße. Magst du das?”
„Das klingt wunderbar. Du warst wirklich sehr fleißig.” Sie lächelte ihn zaghaft an.
„Während du dich gesonnt hast”, erwiderte er grimmig.
Dany senkte den Blick und sah verlegen auf den Tisch. „Mangos!” rief sie begeistert, als sie die Obstschale im Kerzenlicht bemerkte. „Woher hast du sie?”
„Ein kleines Stück flussabwärts liegt ein Obstgarten. Die meisten Bäume sind abgestorben, aber ich habe einige Mangobäume entdeckt - und Limonen. Morgen gibt es Limonensaft zum
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