Bianca Exklusiv Band 87
sich vor einigen Tagen durch dichtes Unterholz gekämpft hatte.
Sicher war es bereits Nachmittag. Nick musste doch bald zurückkommen. Und wenn nicht, so würde sie auf keinen Fall nach ihm suchen und sich dafür von ihm wieder eine unfreundliche Bemerkung gefallen lassen. Andererseits verbot es ihr Stolz, hier noch länger zu warten, bis er gnädigerweise auftauchen würde. Ja, sie würde losgehen und diesen Obstgarten suchen, um einige Limonen für das morgige Frühstück zu pflücken.
Sie wanderte am Strom entlang und blieb nur einmal stehen, um den Duft einer Hibiskusblüte einzuatmen. Schließlich erreichte sie den Obstgarten. Er war verwildert, aber einige Bäume trugen noch Früchte. Dann entdeckte sie den Limonenbaum, dessen Zweige sich unter der Last der kleinen grünen Früchte bogen. Sie knotete das mitgebrachte T-Shirt zu einer Tasche und warf einige Limonen hinein. Hinter dem Obstgarten plätscherte ein kleiner Wasserfall. Dort würde sie sich ein wenig ausruhen und ihre Füße kühlen.
Nachdem sie das T-Shirt unter dem Baum auf den Boden gelegt hatte, bahnte sie sich einen Weg durch die Farne, die ihr bis zur Taille reichten. Plötzlich blieb sie wie versteinert stehen.
Direkt vor ihr floss der Strom langsam über moosige Steine in ein breites Becken. Am Ufer lag Nick mit nacktem Oberkörper, auf dem Bauch. Eine Hand ließ er im Wasser treiben, in die andere stützte er sein Kinn.
7. KAPITEL
Dany war sich sicher, kein Geräusch verursacht zu haben, doch Nick drehte sich ruckartig um, als hätte er ihre plötzliche Nähe gespürt. Er runzelte die Stirn, und für den Bruchteil einer Sekunde glitt ein Ausdruck der Ungeduld und des Ärgers über sein Gesicht. Als sie sich zum Gehen wandte, hob er jedoch die Hand und winkte sie gebieterisch zu sich.
„Jetzt hast du mich also endlich aufgespürt”, sagte er unfreundlich. „Ich habe mich schon gefragt, wie lange du dazu brauchen würdest.”
O Nick, ich habe dich so vermisst. Warum bist du mir den ganzen Tag aus dem Weg gegangen? Diese Worte lagen ihr auf der Zunge, aber sie schluckte sie herunter und hob entschlossen das Kinn. „Bilde dir nicht ein, ich hätte nach dir gesucht. Ich habe den Obstgarten gefunden und den Wasserfall gehört. Keine Sorge, ich werde zurückgehen und dich in Frieden lassen.”
„Nein. Wenn du schon hier bist, kannst du ruhig bleiben.” Nick setzte sich auf und blinzelte in die Sonne. „Du siehst besser aus.”
„Es geht mir auch besser.” Dany lächelte. „Du hattest Recht - ich war erschöpft, aber jetzt fühle ich mich gut.”
Er musterte sie aufmerksam. „Vielleicht solltest du dich trotzdem noch eine Nacht und einen halben Tag ausruhen, bevor wir den Rest unseres Marsches zurücklegen. Wir bleiben noch einen Tag hier.” Schnell drehte er sich um, warf sich wieder auf den Bauch und blickte angestrengt ins Wasser.
Noch ein Tag auf der Hazienda. Wenn er so verlief wie der heutige und sie Nick kaum zu Gesicht bekommen würde, dann wäre es in Ordnung … Aber sie würde noch einen Abend auf der Veranda mit ihm verbringen, den Duft der Jasminblüten einatmen, der sie in eine Stimmung versetzte, als hätte sie Champagner getrunken …
Und noch einmal würde sie neben ihm im Bett liegen, vielleicht wieder an seinen herrlichen Körper geschmiegt. Sie würde seine schmale Taille spüren und die muskulösen Schultern, die so geschmeidig und glänzend wie das Fell einer Dschungelkatze waren …
Dany wandte den Blick von ihm ab und drehte nervös ihren Verlobungsring am Finger.
Furcht stieg in ihr auf. Eigentlich sollte sie bei dem Gedanken an einen weiteren Tag auf der Hazienda verzweifelt sein - sie sollte versuchen, Nick zu überzeugen, dass sie sich wohl genug fühlte, um weiterzugehen. Jeder Schritt würde sie näher zu Marcus bringen … Aber auch weiter weg von Nick.
„Hilfst du mir jetzt?”
Er zog die Hand aus dem Wasser und zog Dany am Knöchel, bis sie sich neben ihn ans Ufer kniete.
„Was tust du denn da?”
„Ich besorge dir etwas zum Abendessen.”
Er deutete mit dem Daumen auf den Boden, und sie sah einige kleine silbrige Fische im Gras liegen. Erstaunt blickte sie sich um.
„Womit?” Ohne Zweifel konnte er mit Leichtigkeit eine Angel basteln, aber davon war nichts zu sehen.
„Hiermit.” Er hielt die rechte Hand hoch. „Hast du noch nie mit der Hand Fische gefangen?”
„Natürlich nicht.”
„Das erstaunt mich. Ich dachte, das wäre ein wichtiger Punkt in der Ausbildung zur
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