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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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und Eigensucht den Sinn für Ordnung und Recht verloren hat. Ja, so ist es doch! Aber was hat das mit Bianca zu tun? Warum hätte der Kaiser ablehnen sollen? Jeder weiß, wie gern er junge Frauen sieht. Aber sie |84| ist doch noch ein Kind und trotz Bertas Schweigen hat es sich im Haus herumgesprochen, dass sich in Biancas Wäsche niemals gebrauchte Monatsbinden fanden. Und wenn schon! Das ist bei einer Dreizehnjährigen doch nicht ungewöhnlich. Aber was weiß ich schon, so etwas ist für einen Mann kein Thema. Ich könnte Giulia fragen, wann es bei ihr angefangen hat …
    „Nein!“, sagte er laut zu sich, „das werde ich nicht!“
    „Habt Ihr etwas gesagt?“ Der hinter ihm reitende Bewaffnete drängte sein Pferd an Galvanos Seite. Den erfasste ein hilfloser Zorn.
    „Nein, du Esel, ich habe nichts gesagt! Warte jetzt hier!“
    Sie waren an der Klosterpforte angelangt und Galvano wurde von der Schwester Pförtnerin ins Besuchszimmer geführt. Als Bianca erschien, blickte sie ihn stumm und fragend an. Eine für ihn ungewöhnliche Spottlust trieb ihn zu der Bemerkung:
    „Du kannst ihn also bestaunen, wie ein Kalb mit zwei Köpfen …“
    Bianca schüttelte ärgerlich den Kopf.
    „Wie redest du über unseren Kaiser? Nur gut, dass dich niemand gehört hat.“
    Wieder schämte er sich.
    „Verzeih, aber ich habe zurzeit so viel um die Ohren – also, Seine Majestät wird dich kurz begrüßen und dann mit mir zu einer Besprechung unter vier Augen gehen. Zufrieden?“
    Sie nickte und schaute ihn dabei besorgt an.
    „Ist dir etwas über die Leber gelaufen, Galvano? So schroff und spöttisch kenne ich dich gar nicht.“
    „Nein, nein, außerdem habe ich mich ja entschuldigt.“
    „Wann will mich der Kaiser empfangen?“
    „Morgen, zur fünften Tagesstunde.“
    „Ich werde bereit sein.“
     
    Berta saß natürlich schon wie auf Kohlen. Obwohl sie nicht genau wusste, warum es für Bianca so wichtig war, so hatte sie doch – wie eine rechte Mutter – den Herzenswunsch ihrer Ziehtochter zu dem ihren gemacht. Bianca wiederum liebte es, manchmal aus der betulichen Fürsorge auszubrechen und Berta im Ungewissen zu lassen. So setzte sie eine nichtssagende Miene auf, als sie den Raum betrat. Berta erschrak. Sie wusste, dass Bianca sich Enttäuschungen ungern ansehen ließ, und glaubte nun, ihr Herzenswunsch sei abgelehnt worden.
    |85| „Mach dir nichts draus, mein Täubchen. Wenigstens haben wir eine schöne Reise gehabt. Eines Tages wird der Kaiser vielleicht Pisa besuchen und dann …“
    Bianca runzelte unwillig die Stirn und sagte scharf:
    „Und dann was?“
    „Aber das weißt du doch, dann wird dein Herzenswunsch gewiss erfüllt.“
    „Zweimal brauche ich den Kaiser nicht zu sehen …“
    Lachend umarmte sie die rundliche Berta und küsste sie auf beide Wangen. Da gab es gleich einen derben Klaps aufs Hinterteil.
    „Da hab ich mich von dir wieder einmal drankriegen lassen! Aber warte nur, mir fällt schon die geeignete Strafe ein.“
    Bianca rieb sich mit schmerzlicher Miene ihr Hinterteil und rief:
    „Was denn noch? Du hast mich ja gerade abgestraft!“
    „Das war nur ein Vorgeschmack, meine Liebe.“
    Ja, das war so der Umgangston zwischen den beiden und sie genossen solche Auftritte sehr.
    „Ach, Berta, wenn ich dich nicht hätte! Was soll ich nur zu dieser Audienz anziehen?“
    „Da gibt es keine große Auswahl, schließlich sind wir nicht mit deiner Kleidertruhe auf Reisen gegangen. Außerdem weiß ich nicht, was der Kaiser von seinen Besuchern erwartet: dass sie in einfacher und bescheidener Kleidung vor ihm erscheinen oder ihm zu Ehren in ihren besten Gewändern.“
    „Ich werde Galvano fragen.“
    „Was weiß denn ein Mann schon …“
    „Immerhin ist er schon einmal beim Kaiser gewesen.“
    „Ja, mag sein, aber ich glaube, dass für Frauen und Mädchen etwas anderes gilt als für Herren.“
    Bertas runde graue Augen blickten verträumt.
    „Der Kaiser ist ein Frauenfreund, das weiß doch alle Welt. Ich kann mir denken, dass er keine grauen Mäuse sehen will, sondern schmuck gekleidete Mädchen, also …“
    „Ich weiß schon, was du meinst: reizend, aber nicht aufreizend gewandet.“
    „Ja, so ungefähr.“
    Berta hatte schon Recht, die Auswahl war nicht groß und so nahm sie ein goldbraunes ärmelloses Oberkleid mit Stickmuster, darunter ein bodenlanges lindgrünes Untergewand, oben züchtig |86| geschlossen und mit langen Ärmeln. Als Jungfrau durfte sie ihr Haar offen tragen, ein

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