Bibbeleskaes
vergewaltigt hat? Weil im Wasser Spuren schwer nachweisbar sind? Warum geht er danach zur Festhalle zurück? Um sagen zu können, dass er den ganzen Abend auf dem Fest gewesen ist? Weil er nach dem, was vorgefallen ist, auf keinen Fall allein sein kann? Aber das Fest ist nicht normal weitergelaufen, da haben inzwischen die Vandalen gehaust. Er kann sich nicht mehr wie ein Fisch im Wasser zwischen drinnen und drauÃen bewegen.
Verstört trifft er auf den spärlichen Rest der Ãbriggebliebenen, seine Frau bemerkt seine Verwirrtheit und tröstet ihn. Erzählt er ihr, was passiert ist? Auf keinen Fall! Er hilft, die Scherben aufzulesen, er hört von Sophies Heldentaten. Er weiÃ, dass er schweigen muss, weil er Sophie sonst mit in den Abgrund zieht. Das Messer. EntschlieÃt er sich beim Aufräumen, es mitzunehmen? Wieso nimmt er es überhaupt mit, wo Murnier doch bereits tot ist? Wieso legt er eine Spur zu mir?
An diesem Punkt nur Fragezeichen, da kam ich nicht weiter. Ich entschloss mich, wie früher bei Klassenarbeiten, Mut zur Lücke zu haben, und sprang zum nächsten Tag:
Felix ist erleichtert, weil Sajdowski so schnell ins Visier der Ermittler gerät. Das verschafft ihm Zeit, mögliche Spuren zu verwischen. Hat er die Chuzpe, zu behaupten, er habe Luc am Bach bei der Leiche gesehen? â Dass Luc durchaus ein Motiv für den Mord hat, weià jeder, dafür haben der Tratsch und die Gerüchteküche in der Winstub Mueller am Morgen danach gesorgt. â Nein, nein, diese Aussage hat Felix nicht am ersten Tag gemacht, sonst hätte man Luc schon früher verhaftet. Das war sein Plan B, der kam zum Tragen, als man Sajdowski freigelassen hat. Damit ist Felix wieder aus dem Schneider. Keiner verdächtigt ihn, er macht weiter wie bisher.
Allerdings sitzt ihm Pascal immer noch mit seinen Rückforderungen im Nacken, eine Woche gibt ihm der Freund noch, dann will er Sophie informieren. Sophie, die davon nichts wissen soll. Und dann erzähle ich ihm von dem Foto, und er merkt, dass er nicht bedacht hat, dass Martha Gertis Geheimnis kennen könnte â¦
Allerheiligen, die Pause zu »Der zerbrochene Krug« geht zu Ende, Felix steht mit zwei Hiobsbotschaften da. Er kann nicht zur Vorstellung zurück. Er läuft zur StraÃe, er hält ein Auto an, es ist noch nicht spät, irgendeiner fährt immer ins Tal zurück. Er geht nach Hause, er weià jetzt, dass es eine Spur zu ihm gibt. Er ist verzweifelt, er sieht keinen Ausweg mehr. Schlaftabletten ⦠Bestimmt bekam Gerti welche, sehr starke sogar, zum Ende ihrer Krankheit. Es sind noch welche übrig.
Aber wenn er sich zu Hause umbringt, ist dies gleichbedeutend mit einem Schuldeingeständnis. Was wird dann aus Sophie? Er will sie nicht belasten. Ein letzter Liebesdienst, den Selbstmord wie einen Mord aussehen zu lassen. Felix hinterlässt keine Nachricht für Sophie, will sie nicht in Verlegenheit bringen. Der Bach fällt ihm ein, vielleicht gefällt ihm die Parallelität zu Murnier?
Er läuft durchs Dorf, es ist schon dunkel, gut möglich, dass ihn keiner sieht. Vielleicht nimmt er nicht die StraÃe, sondern den Weg durch die Felder, den ich gerade gehe. Fängt er bereits unterwegs an, die Tabletten zu schlucken? Schleppt er sich schon benommen noch bis ans Rückhaltebecken? Setzt er sich dort auf das Geländer der Brücke, schluckt den Rest der Tabletten, wartet darauf, dass er kopfüber ins Wasser fällt?
Es erleichterte und erregte mich gleichermaÃen, dass ich endlich ein plausibles Szenario für die beiden Morde, beziehungsweise für Mord und Selbstmord, gefunden hatte! So könnte es gewesen sein, dachte ich, genau so!
Beim Aufblicken sah ich eine schwarze Regenwand vom Schwarzwald her ins Rheintal ziehen. Ich hatte sie nicht kommen sehen, so sehr war ich von meinem Kopf-Kino in Beschlag genommen. Eine kräftige Böe fegte durch die Kirschbäume, versetzte die zigtausend Blätter in helle Aufregung. Die ersten Tropfen fielen, als ich, um den Rückweg abzukürzen, querfeldein zur TalstraÃe hinunterlief. Ich schaffte es noch halbwegs trocken unters Vordach des Einganges der Gaststätte Zum Eichberg, bevor es anfing, richtig zu schütten. Von jetzt auf gleich krachten harte Tropfen auf die StraÃe, schienen vom Beton hochzuspringen, bevor sie wieder auf der StraÃe landeten und diese in Windeseile in einen Bach verwandelten.
Nach
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