Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
Vom Netzwerk:
Leiche in den Bach geschleppt? Warum ließ er sie nicht vor Murniers Haus liegen?«
    Â»Du siehst dir wohl keine Krimis an, was?« Endlich fand er seine Sprache wieder. »Nirgendwo lassen sich Spuren so gut verwischen wie im Wasser. Da ist es fast unmöglich, dass man am Toten noch fremde DNA und all so was findet.«
    Â»Die Spurenwischerei nutzt doch nichts, wenn dich einer dabei erwischt. Und das Risiko war verdammt hoch. Denk doch nur daran, dass die meisten Fremdenzimmer der Winstub Mueller auf der Bachseite liegen. Ich hatte eins, Martha hatte eines, Hedwig und Erna hatten eins.«
    Â»Wir auch«, ergänzte Felix. »Aber als wir nach dem ›Auftritt‹ der Hellsass Devils ins Hotel sind, hat keiner von uns mehr aus dem Fenster geguckt. Überhaupt, was sollen wir Deutsche mit dem Mord zu schaffen haben?«
    Â»Die Hellsass Devils behaupten, dass es um eine alte offene Rechnung geht und dass Murniers Mörder ein Deutscher ist«, machte ich weiter, hatte Marthas abgebrochenen Satz im Ohr und spekulierte jetzt wild ins Blaue hinein: »Bei alter Rechnung habe ich an das erste Treffen von 1967 gedacht. Da waren deine Eltern auch dabei. Kann es sein, dass deine Mutter etwas darüber gewusst hat?«
    Felix sah mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.
    Â»Meine Mutter«, flüsterte er und drückte hastig seine Zigarette aus. »Meine Mutter ist tot.«
    Zwischen uns machte sich ein beklemmendes Schweigen breit, und in Felix’ Augen las ich den Vorwurf, seine tote Mutter verunglimpft zu haben. In was hatte ich mich da nur vergaloppiert? Ich wollte zurückrudern, den Satz ungeschehen machen, mich entschuldigen, aber ich wusste nicht, wie.
    Sophie, die zurückkam, erlöste mich. Sie setzte sich breitbeinig zwischen uns, lachte ihr knackiges Lachen und fragte: »Na, ihr zwei, amüsiert ihr euch gut?«
    Keiner von uns antwortete.
    Â»Was ist los?«, fragte sie alarmiert. »Hab ich was Falsches gesagt?«
    Â»Nein, nein«, wiegelte Felix ab und stand auf. »Ich geh mal Pascal suchen.«
    Â»Der spielt auch mit«, erklärte mir Sophie, sah aber ihrem Mann nach. »Einen Bauer. Ich finde, die Rolle passt zu ihm.« Dann drehte sie mir den Kopf zu und fragte noch einmal: »Hab ich wirklich nichts Falsches gesagt?«
    Â»Ganz bestimmt nicht.«
    Â»Weißt du, ich weiß, dass ich ihm viel zumute. Mit der Kandidatur, mit dem langen Wahlkampf, und das alles so kurz nach dem Tod von Gerti. Er ist so empfindlich in letzter Zeit, so in sich gekehrt.«
    Â»Trauer braucht Zeit«, murmelte ich. Mit so einem Allgemeinplatz konnte ich zumindest nichts falsch machen.
    Â»Hast wahrscheinlich recht. Ab Sonntag wird so oder so alles anders. Wenn ich gewinne, ziehen wir schnell nach Oberkirch um. Ein Neuanfang, raus aus dem Haus, wo ihn alles an seine Mutter erinnert. Ich bin sicher, das wird Felix guttun. Und wenn ich nicht gewinne, suchen wir uns in Ruhe was Neues, und ich habe wieder mehr Zeit für ihn.«
    Ich nickte bestätigend, obwohl ich keine Ahnung hatte, ob Felix das eine oder das andere, ja was ihm überhaupt guttun würde.
    Â»Und jetzt«, sagte sie entschlossen und stand auf, »gehen wir ins Theater.« Sie bat den Kellner, den restlichen Wein kalt zu stellen, und hakte sich dann bei mir unter. »Weißt du«, tratschte sie vergnügt. »Käshammer hat sich sehr gewundert, dass ich hier bin. Der hat in der Partei am schärfsten gegen meine Kandidatur mobilgemacht, und ich weiß genau, wieso. Das Schlitzohr hat einen Vertrag über alle Schulbusfahrten in Oberkirch, und er denkt halt, dass ich die streichen werde. Recht hat er, denn ich habe was gegen die, die Kommunalpolitik nur nutzen, um ihre Pfründe zu sichern. Aber ich bin clever genug, nichts vom Zaun zu brechen. Ich werde mir keine Feinde machen, wo es nicht nötig ist. Und schon gar nicht vor der Wahl.«
    Diesmal lachte sie nicht knackig, nur still in sich hinein, so wie ein Schachspieler, dem ein guter Zug gelungen war. Sie ließ meinen Arm los, grüßte schon wieder nach rechts und links, an der Kasse winkte man sie durch, ihr Platz – und damit auch meiner – zählte zu den besten, ganz weit vorne, zweite Reihe, wo Felix schon saß und auf die noch leere Bühne blickte. Sophie setzte sich neben ihn und bot mir den Platz auf ihrer anderen Seite an.
    Â»Schau nur«, schwärmte sie und deutete

Weitere Kostenlose Bücher