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Bibel der Toten

Bibel der Toten

Titel: Bibel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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los. Julia wirbelte herum und versuchte wegzulaufen. Aber der große Affe hatte sie bereits am Hals gepackt und brutal zu Boden gezerrt. Sie versuchte sich loszureißen, wand sich auf dem harten Boden, rutschte mit den Absätzen über urin- und regennassen Beton. Aber das Tier war übermächtig: stinkend und riesengroß.
    Und dann spürte sie die großen, nicht menschlichen Hände, die sich zwischen ihren Beinen zu schaffen machten, ihr den Slip wegrissen. Julia stockte der Atem.
    Und der kleine Affe kreischte immer noch wie am Spieß, rannte in seinem Käfig hin und her und schrie sich die Lunge aus dem Leib.

30
    D er Schlag kam nicht. Er wartete. Immer noch nichts. Die Khmer-Stimmen wurden lauter, und es wurden mehr: aufgeregtes Stimmengewirr, von drohenden Rufen durchsetzt. Jake öffnete die Augen und blickte nach links; neben ihm stand immer noch der Soldat mit der rostigen Eisenstange, bereit, ihn und Rittisak hinzurichten. Aber das schwere Ding hing jetzt schlaff an seiner Seite herab, und der Soldat spähte verunsichert in Richtung Straße.
    Was war hier los?
    Dorfbewohner, mindestens hundert von ihnen, kamen unter wildem Geschrei den Weg von der Hauptstraße heruntergestürmt; sie waren mit gefährlich langen Messern und Beilen sowie Macheten und alten russischen Gewehren bewaffnet. Sogar mit Mistgabeln.
    In Jake keimte ein winziger Funke Hoffnung auf, und er schaute zu Chemda. Sie hatte die Hände der Soldaten, die sie zaghaft festhielten, abgeschüttelt und ging der aufgebrachten Meute entgegen. Trotz ihrer schäbigen Flipflops, ihres verdreckten Rocks und ihres zerzausten Haars sah sie aus wie eine Khmer-Prinzessin: kühn, stolz, beherrscht. Und als sie zu den Dorfbewohnern zu sprechen begann, lächelten diese sie an und deuteten, wütend die Fäuste schüttelnd, auf die Soldaten.
    Sie waren gekommen, um sie zu befreien. Der verhinderte Henker ließ die Eisenstange zu Boden fallen und wich ängstlich zurück.
    Anscheinend forderten ihre Retter mit wüstem Geschrei, ihnen die Handschellen abzunehmen, denn der junge Soldat nickte gehorsam und trat von hinten an Jake heran, um ihm die Handschellen aufzuschließen.
    Jake stand in der glühend heißen Sonne, massierte seine Handgelenke und schaute zu Chemda. Das zaghafte Lächeln, mit dem sie sich ansahen, wurde umwölkt vom Duft der Räucherstäbchen an Pol Pots Grab. Das war knapp gewesen. Auch Rittisak wurde freigelassen. Jake ging um das Grab herum zu Chemda.
    »Warum …« Die unerwartete Wendung verschlug ihm fast die Sprache.
    »Das haben wir deinem Freund zu verdanken«, antwortete Chemda. »Nur ihm.«
    »Tyrone?«
    »Ja. Haben diese Leute jedenfalls gesagt. Er scheint ein paar der Bauern aus dem Dorf zu kennen und hat sie gestern Abend angerufen, um sie zu bitten, uns zu helfen und auf uns aufzupassen. Und er hat ihnen gesagt, sie sollten uns vor allem bei dem unterstützen, was ich vorhabe.« Sie deutete auf die jubelnden Dorfbewohner in ihren Westen und Kramas und schmutzigen Sandalen.
    »Sie wissen also, dass ich versuche, die Roten Khmer zur Rechenschaft zu ziehen, und sie wollen, dass ich damit weitermache. Sie wollen, dass ich die Mörder von damals ihrer gerechten Strafe zuführe.« Sie sah mit ihren dunklen Augen zu Jake hoch. Ein Flackern in den tropisch dunklen Tiefen ihres Blicks verriet, wie bewegt sie war. »Ich dachte, sie würden dich umbringen, Jake. Ich dachte wirklich, sie würden ernst machen.«
    »Du kannst mir glauben«, sagte Jake, »das habe ich auch gedacht.«
    Er hatte es also Tyrone zu verdanken, dass er noch am Leben war. Ausgerechnet dem abgebrühten, selbstbezogenen, lakonischen Tyrone McKenna. In Jake wallte fast so etwas wie Liebe für seinen zynischen Freund auf, und er musste über seine sentimentale Anwandlung grinsen.
    Gleichzeitig schluckte er den beißenden Nachgeschmack seiner ungeheuren Angst hinunter und atmete in langen, tiefen Zügen. Seine Knie waren immer noch weich, und er fürchtete, seine Beine könnten ihm jeden Moment den Dienst versagen, genau hier und jetzt, an Pol Pots Grab. Er war seltsam ruhig gewesen, als ihm der Tod bevorgestanden hatte, der dumpfe Funktionär Tod, der gnadenlose Vollstrecker, der ihm eben mal so seine Schwester und seine Mutter genommen hatte, der nonchalante Kommandant der Killing Fields.
    Aber Jake hatte überlebt, und jetzt spürte er die heftigen emotionalen Nachbeben. Herzklopfen. Schweißausbrüche. Er versuchte sich wieder in den Griff zu bekommen. Tief durchatmen.
    Ein

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