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Bibel der Toten

Bibel der Toten

Titel: Bibel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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hier in meinem Schreibtisch …« Er klatschte auf die hölzerne Platte. »Darin stellen sich Frauen bereitwillig für dieses wagemutige Experiment zur Verfügung. Lauter überzeugte junge Kommunistinnen, wie es sie in der guten alten Zeit noch zuhauf gab. Diese Frauen waren stolz darauf, Stalin ihre Bäuche zur Verfügung stellen zu dürfen. Oder Chruschtschow. Selbst Breschnew noch.«
    »Und was genau ist dann mit ihnen passiert?«
    »Wir merkten rasch, dass das Hauptproblem dabei nicht so sehr darin bestand, die menschliche Frau dafür – wie soll ich sagen? – zu erwärmen, als vielmehr das Primatenmännchen. Die Frau ist in so einer Situation natürlich in der Lage, das Ganze zu rationalisieren, und was die Gleitfähigkeit angeht, kann künstlich nachgeholfen werden, aber das Primatenmännchen muss echt erregt sein. Zunächst haben wir versucht, die Affen über einen längeren Zeitraum hinweg daran zu hindern, zum Samenerguss zu kommen. Anders ausgedrückt: Wir haben sie daran gehindert, sich mit einem Weibchen zu paaren oder zu masturbieren. Und dann haben wir sie olfaktorisch mit menschlichen Pheromonen stimuliert und anschließend mit einer Puppe in Gestalt einer menschlichen Frau kopulieren lassen. Als sich das als durchaus vielversprechend erwies, gingen wir schließlich zu Paarungen zwischen Primaten und Menschen über, also zum Geschlechtsverkehr mit Frauen, die sich dafür freiwillig zur Verfügung stellten.« Er lächelte im Dämmerlicht wehmütig. »Dabei haben wir übrigens einiges von den alten Römern gelernt. Doch, wirklich! Es gab im Kolosseum ein spezielles Spektakel, bei dem jungfräuliche Christinnen, Mädchen, die dem Tod geweiht waren, in die Arena getrieben wurden. Die Genitalien der Mädchen wurden mit dem Urin von Schimpansen und Pavianen bestrichen, und dann ließ man eine Horde sexuell ausgehungerter Affen in die Arena, die diese Mädchen zu Tode vergewaltigten. Das ist selbstverständlich in jeder Hinsicht verdammenswert. Aber auch sehr nützlich! Wir haben uns dieses Wissen zunutze gemacht.«
    Sein Gesicht war blass, als er fortfuhr: »Wie dem auch sei, das brachte uns auf die Idee, die Vagina einer freiwilligen weiblichen Versuchsperson mit Schimpansen- oder Orang-Utan-Urin zu bestreichen. Und tatsächlich brachte uns das unserem Ziel schon recht nahe; mit dieser Methode gelangen uns mehrere Befruchtungen, auf die jedoch in allen Fällen schon nach kurzer Zeit ein Abgang erfolgte. Aber wer weiß, was dabei herausgekommen wäre, wenn man uns noch ein paar Jahre länger Zeit gelassen hätte.« Er seufzte. »Aber was soll ich sagen? Uns ging das Geld aus, und dann kamen Gorbatschow und der Krieg, und jetzt sehen Sie selbst: Es fehlt uns sogar am Allernötigsten, uns sind die Hände gebunden. Niemand interessiert sich für unsere Forschungsergebnisse. Deshalb ist es so erfreulich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Eine Wissenschaftlerin alten Schlags, die noch die richtige Einstellung mitbringt, nicht diese hysterische Sentimentalität, wie sie heute gang und gäbe ist.«
    Sergej Jakulowitsch machte eine Pause – wie jemand, der stolz darauf ist, ein Geheimnis zu kennen, und es unbedingt jemandem erzählen will, sich aber auch davor scheut.
    »Möchten Sie den letzten Spender sehen, den Affen, der es beinahe geschafft hätte? Sozusagen als Schlusspunkt unseres Gesprächs über Ghislain Quoinelles? Ach ja, der arme Ghislain.«
    »Selbstverständlich, gern.« Obwohl Julia des Rätsels Lösung immer näher kam, sträubte sich alles in ihr, der Sache weiter auf den Grund zu gehen. Sie wollte nichts mehr mit diesen Abscheulichkeiten zu tun haben und nur noch weg von diesem grässlichen Institut. Am liebsten hätte sie es niedergebrannt.
    Jakulowitsch stand auf, ging mit ihr den Gang hinunter in ein anderes Büro und nahm einen elektrischen Viehstock aus einem Schrank, in dem neben zahlreichen Halseisen und Seilen auch mehrere Gewehre waren, bei denen es sich möglicherweise aber nur um Betäubungswaffen handelte.
    »Keine Angst, wir werden das hier nicht brauchen. Dafür ist der Affe viel zu alt. Aber Sie wissen ja, die Sicherheitsvorschriften.«
    Im Freien war es inzwischen vollkommen dunkel, aber das Institutsgelände wurde von grellen Scheinwerfern beleuchtet. Ein Liedchen summend, schlurfte Jakulowitsch in seinem schäbigen braunen Anzug an den Käfigen entlang und blieb vor dem des traurigen Orang-Utan stehen.
    »Boris!«, rief er lockend durch die Gitterstäbe. »Boris! Boris, u nas

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