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Bibel der Toten

Bibel der Toten

Titel: Bibel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Natur- und Geisteswissenschaftlern. Und wir waren alle überzeugte Marxisten, Mitstreiter oder zumindest Sympathisanten des Pol-Pot-Regimes und der chinesischen Maoisten.
    Es kostet mich ungeheure Überwindung, zuzugeben, was wir damals getan haben. Hab deshalb bitte etwas Geduld mit mir, wenn ich dazu erst später komme. Was ich Dir jetzt schon sagen kann, ist, ich bin ziemlich sicher, dass Trewins Ermordung etwas mit dieser Asienreise zu tun hat oder hatte. Denn – wie soll ich es sagen? – die ungeheure Brutalität und auch der Mord selbst, das ist alles so typisch. Es hat mich sofort an unsere Reise damals erinnert.
    Als Ghislain und ich von Hectors Tod erfuhren, war unser erster Gedanke, dass sich da jemand rächen wollte für die schrecklichen Dinge, die wir in den siebziger Jahren getan haben.
    Deshalb bekamen auch wir es mit der Angst zu tun und gelangten zu unserer nicht geringen Bestürzung immer mehr zu der Überzeugung, dass es der Mörder auch auf uns abgesehen haben könnte. Und sich an uns zu rächen versuchen würde. Das wurde für uns in den folgenden Monaten immer mehr zur Gewissheit. Ghislain hat in jenem Sommer sogar mit dem Gedanken gespielt, Frankreich zu verlassen und unterzutauchen. Ich habe mich dagegen ausgesprochen und ihn überredet, zu bleiben; vielleicht warich in meinem Innersten zu der Überzeugung gelangt, dass dieses drohende Schicksal angemessen war. Verdient.; dass ich es verdient hatte, bestraf zu werden. Meine uneingestandene Schuld heilt mich zurück.
    Aber ich schweife schon wieder ab. Verzeihmir bitte. Was ich dir damit zu sagne versuche, ist, dass das alles, Julia, Ghislains seltsames Verhalten erklärt, als du in der Höhle diese Schädel entdeckt hast. Er hat sich große Sorgen um micht gemacht. Er dachte, ich würde auchumgebracht werden. Genau wie Trewin. Er hat die ganze Zeit auf mich, auf uns aufgepasst. Auf sich selbst natürlich auch. Er hatte groß Angst, schon bald genauso sterben zu müssen. Wir hatten alle Angst, dasswir sterben müssten. Einer nach dem anderen.
    Denn plötzlich gewannen diese ganzen Legenden wieder an bestürzhender Aktualität und ließen uns nicht mehr los. Ein Mensch, der zum Tier wird, ein Werwolf, eine Bestie.
    Jetzt denkst Du vielleicht, ich werde verrückt. Aber ich bin nichtverrückt. Nicht jetzt. Nein, ganz und gar nicht. Verrückt waren wir zwar tatsächlich einmal, aber das liegt sehr lange zurück. 1976. Und das ist das das Entscheidende an der ganzen Geschichte; deshalb muss ich Dir das alles erzählen. Wenigstens irgendjemand muss es erfahren, und wenn mich mein Gefühl nicht täuscht, wirst du es am ehesten verstehen. Besser als alle anderen. Du, meine Freundin. Meine Freundin in der brutalen Männerwelt der Höhlen d4r Schädel.
    Bitte verzeih, dass ich bisher mit der Wahrheit hinter dem Berg gehalten habe. J’espere ich hoffe, dass diese E-Mail Licht in das Dunkel bringt, das du Da ist eine Motte in der Lampe. Sie findet nicht mehr heraus.
    Ich frage mich, ob ich und Ghislain, ob wir auch waren wie Motten. Vor langer, langer Zeit glaubten, wir wären auf der Suche nach der Warheit, der großen Wahrheit, dem Geheimnis der Eiszeithöhlen, dem Geheimnis der leuchtenden Malereien im Dunkel der Höhlen Julia aber wir lagen sofalsch, wir waren wie Motten, die den Mond suchen, aber stattdessen in einen Lampenschirm fliegen und. Und wir waren nur Gefangene unseres Irrglaubens, wir verbrannten, versengt vom irreführenden Licht, wir sind einem verhängnisvllen Irrtum aufgesessen.
    Und deshalb kann ich die Lugen nicht mehr länger ertragen, Julia. Ich kann nicht mehr mit mir und dieser Schuld leben. Les lilas et les roses. Deshalb t k t

    Julia ließ den Ausdruck auf den Cafétisch fallen.
    »Und hier endet das Ganze?«
    »Ja.«
    »Und sie wollte diese E-Mail noch abschicken? An mich?«
    »Natürlich. Ja.«
    »Aber wie …«
    Rouvier stellte seine absurd große Milchkaffeetasse ab.
    »Der Mörder kam, bevor sie die Mail zu Ende schreiben konnte. Wahrscheinlich war sie noch nicht einmal annähernd fertig damit. Aber sie hat Webmail benutzt. Deshalb wurde die Nachricht automatisch gespeichert. Wir haben sie gestern wiederhergestellt.«
    Julia starrte auf den Tisch, auf ihre Kaffeetasse, auf nichts. Sie versuchte, sich ihre wachsende Besorgnis nicht anmerken zu lassen. Aber es gelang ihr nicht. Diese neue Enthüllung machte alles nur noch schlimmer.
    Schon Ghislains Tod hatte ihr schwer zugesetzt – ohne dass sie ihrem Chef emotional

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