Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
Hand. Das ist erst mal alles, was es an Verbindung gibt. Lass uns ins Personalbüro gehen. Vielleicht war unsere Leiche hier angestellt. Eine Vermutung, nichts weiter.«
»Spar dir den Weg. Da war ich schon. Der Verein ist nicht gerade ein Musterbeispiel an Organisation.«
»Ist niemand im Personalbüro?«, hakte Cengiz nach.
»Die Assistentin der Geschäftsleitung ist im Urlaub. Die Vertretung ist eine Tippse von einer Zeitarbeitsklitsche. Die hat keine Ahnung.«
Demirbilek hatte genug gehört. Er marschierte los. Auch wenn Leipold skeptisch blieb, folgte er ihm zusammen mit Cengiz in das Gebäude.
Der Verwaltungssitz war ein Zweckbau, den ein ehrloser Architekt erdacht und ein kostengünstiger Bauunternehmer auf die Schnelle hochgezogen haben musste. Das Gebäude lag etwas abseits von der Hauptstraße und war umgeben von altem Baumbestand, der wie eine Mauer die Sicht auf den grauen Bau verdeckte. Eine Gedenktafel erinnerte an den Brand vor dreißig Jahren, bei dem das ursprüngliche Holzgebäude den Flammen zum Opfer gefallen war. Um den Eindruck einer Traditionsbrauerei zu wahren, prangten vor dem Eingangstor zwei museumsreife Bierkutschen. Auf den Bierfässern war mit weißen Buchstaben der Name der Brauerei gepinselt.
Die Empfangsdame wunderte sich, Kommissar Leipold schon wieder begrüßen zu müssen. Nachdem aber nicht er, sondern Demirbilek das Anliegen vorgetragen hatte, kündigte die Dame im Personalbüro erneut Polizeibeamte an. Unterwegs kamen sie an einer Glasvitrine vorbei. Dort entdeckte Cengiz den gleichen Steinkrug, der in der Hand des Toten gewesen war, neben Bierdeckeln und Flaschenvariationen, die eindrucksvoll die dreihundertzwanzig Jahre alte Firmengeschichte wiedergaben.
Die Zeitarbeitskraft mit unpassendem Kostüm wählte zum wiederholten Male die Mobilnummer der Assistentin der Geschäftsleitung, Karin Zeil. Als sie wieder kein Glück hatte, wischte sie sich eine Träne aus dem Gesicht.
»Der neue Chef spricht ja nicht Deutsch. Das Geschäftsenglisch, das ich in der Abendschule gelernt habe, taugt nichts. Ich dachte, ich komme in eine bayerische Brauerei, verstehen Sie?«, jammerte sie und sah hilfesuchend zu den drei Ermittlern.
Demirbilek trat einen Schritt auf die bemitleidenswerte Frau zu. »Jetzt mal langsam. Atmen Sie tief durch, sagen Sie sich, das geht mich eigentlich ja alles gar nichts an. Ich bin unterbezahlt und arbeite nur auf Zeit hier.«
Sie nickte und schneuzte sich laut. Dann entspannte sich ihre Miene ein wenig. Sie schien über den Beistand des verständnisvollen Polizeibeamten froh zu sein.
»Gut. Jetzt, da Sie sich ein wenig beruhigt haben, geben Sie mir die Nummer Ihres Chefs.« Demirbilek wartete, bis sie die Visitenkarte, die ihm schon Leipold gezeigt hatte, aushändigte.
Leipold und Cengiz sahen verwundert zu, wie Demirbilek die Karte aufmerksam studierte und bedeutsam nickte.
»Also, während ich mit Ihrem Chef telefoniere, gehen Sie mit Frau Cengiz nach unten. Dort steht ein Kaffeeautomat. Rauchen Sie?«
Die Zeitarbeitskraft verneinte mit einem Kopfschütteln.
»Macht nichts. Dann holen Sie sich einen Kaffee oder was auch immer und schnappen ein wenig frische Luft.«
Als Cengiz mit der Frau das Personalbüro verlassen hatte, steckte Demirbilek die Visitenkarte ein und steuerte ohne viel Federlesens auf den Aktenschrank zu.
»Zeki! Das kannst du nicht machen!«, schrie Leipold mit unterdrückter Stimme auf.
»Wenn dir das nicht passt, geh raus. Den Gerichtsbeschluss für die Akteneinsicht kriegen wir doch sowieso. Dauert mir aber zu lange«, brummte er, ohne sich umzudrehen.
»Kein Wunder, dass deine Aufklärungsquote so hoch ist. Bei den Methoden! Auf der bayerischen Polizeischule haben sie dir das bestimmt nicht beigebracht.«
Demirbilek kramte unbeeindruckt in den Akten weiter und wurde schließlich fündig. Er reichte mit einer Hand die Personalakte von Manuela Weigl nach hinten, mit der anderen suchte er weiter.
»Vor der Tür steht ein Kopierer.«
»Sag mal, dir haben sie wohl in dein osmanisches Hirn geschissen. Ich mach mich doch hier nicht straffällig!«
Demirbilek ignorierte den Wutausbruch seines Kollegen geflissentlich. »Jetzt mach schon. Das sind drei Seiten. Die sind schnell kopiert. Auf der Polizeischule habe ich gelernt, wie wichtig die ersten zweiundsiebzig Stunden für eine erfolgreiche Aufklärung sind.«
Leipold kämpfte eine Weile mit seinem Gewissen und der Personalakte vor sich. Widerwillig traf er eine Entscheidung,
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