Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
Herr Bayrak ausgecheckt hat oder nicht! Die Antwort auf die Frage hat nichts mit Indiskretion zu tun!«
Sie hörte gereizt zu, als die Tür geöffnet wurde und Demirbilek den Raum betrat. Er versuchte auszumachen, ob man ihr die Schwangerschaft ansehen konnte. Natürlich nicht.
»Leg auf.« Der Sonderdezernatsleiter klang sehr bestimmt.
Cengiz ließ ohne Zögern den Hörer auf die Gabel fallen. »Ich möchte nicht darüber reden«, erwiderte sie ebenso bestimmt.
»Ich auch nicht. Das machst du mit Aydin aus. Nicht mit mir«, erwiderte der Kommissar in seiner Funktion als Vater. »Wir fahren in das Hotel.«
Cengiz blickte verblüfft drein. Dann zog sie ihre Jacke über.
Unterwegs informierte Cengiz ihren Chef darüber, dass der Geschäftsmann auf keiner Passagierliste am Flughafen aufgetaucht war. Den gestrigen Flug nach Istanbul hatte er verstreichen lassen. In der Firmenzentrale seines Unternehmens hatte man keine Erklärung dafür, weshalb er für niemanden zu sprechen war. Eine halbe Stunde später sorgte Demirbilek mit resoluten Worten dafür, dass der Leiter des Hotels sich für ihr Anliegen Zeit nahm.
Bayrak, so erfuhren sie, hatte noch nicht ausgecheckt. Nach dem kurzen Gespräch schickte er Cengiz vor, um ein Wort allein mit dem Mann zu wechseln. Mit dem Hinweis auf ermittlungsrelevante Dringlichkeit erkundigte er sich, wie Selma im Hotel untergebracht war, ob in einem Einzel- oder Doppelzimmer. Erleichtert nahm er die Information entgegen, dass sie eine Einzelsuite bewohnte.
Wieder draußen vor dem Hotel, gesellte er sich zu Cengiz. Sie wirkte müde, genauso müde wie Demirbilek, der sich nach dem Schluck Wasser sehnte, auf den er im letzten Moment in seiner Küche doch verzichtet hatte. Beide strengten sich an, die einmal aufgestellte Regel, Privates und Berufliches auseinanderzuhalten, zu beherzigen.
»Und jetzt?«, fragte sie nach einer Weile.
Zeki hatte in Gedanken Formulierungen zurechtgelegt, um Jale zu überzeugen, das Kind doch zur Welt zu bringen. Längst hatte er entschieden, sich einzumischen. Das, fand er, war er seinem Enkelkind schuldig. In der aufgewühlten Situation aber kamen ihm die Gründe nicht über die Lippen.
»Wir fahren zur Brauerei.« Er bemühte sich, seiner Stimme eine gewisse Sicherheit zu verleihen.
»Es ist Sonntag.«
»Bier gärt, auch am Sonntag.«
Zeki lenkte den Dienstwagen die Isarparallele entlang, vorbei am Deutschen Museum. Es war erträglich warm. Die Sonne schien. Endlich. Spaziergänger tummelten sich in den Isarauen. Jale aber konnte dem passabel schönen Tag nichts Besonderes abgewinnen. Mit starren Augen blickte sie durch die Frontscheibe.
»Das ist kein Zufall«, brach sie schließlich das Schweigen.
Demirbilek erriet ihre Gedanken und antwortete, ohne den Zusammenhang wissen zu können. »Nein. Ömer Özkan hat möglicherweise Bayrak und die Diplomatin gefilmt. Beide sind verheiratet. Sie haben allem Anschein nach ein Verhältnis. Es sieht wenigstens danach aus.«
Cengiz drehte sich zu ihm. »Woher wissen Sie das?«
Demirbilek erklärte ihr, wie er an das Tablet gekommen war und Vierkants Ehemann um Hilfe gebeten hatte.
»Das hätte ich auch erledigen können«, meinte Cengiz beleidigt.
»Du warst aber nicht da«, entgegnete er trocken.
Etwas später läutete es im Wagen. Es war Jales Telefon. Sie hatte Aydins Mobilnummer einen vielsagenden Klingelton zugewiesen. Zeki wusste, wenn
Wish you were here
ertönte, rief sein Sohn an. Ohne den Blinker zu setzen, hielt er den Wagen in zweiter Reihe an. Das entnervte Hupen des Autos hinter ihm interessierte ihn nicht.
»Sprich draußen mit ihm. Ich warte.«
Wieder einmal überraschte er seine Kollegin. Sie sah ihn verwundert an und stieg mit dem Telefon in der Hand aus.
Demirbilek blieb im Wagen sitzen und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Jale sich eine Träne aus dem Gesicht wischte. Dann ermahnte er sich. Er hatte sich in das Liebesleben seines Sohnes nicht einzumischen. Gleichzeitig spürte er, wie der Gedanke an Selma sich seiner bemächtigte. Wie er das Verlangen hatte, mit ihr über alles zu reden. Die Sehnsucht nach ihr ließ Hunger und Durst vergessen.
37
D er Pflasterstein sprang auf dem Asphalt auf, bevor er gegen die Beifahrertür prallte. Zwar war der dumpfe Schlag im Wageninneren kaum zu hören, die Wucht des Aufpralls aber zeigte bei knapp sechzig Stundenkilometern Wirkung. Im Reflex riss Demirbilek das Steuer nach links, dann wieder nach rechts. Gleichzeitig bremste er. Die
Weitere Kostenlose Bücher