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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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Gesichts, den üppigen Mund und die langen, dunklen Wimpern, sie hob die Augen, und er schmolz im dunkelbraunen Laserstrahl ihres festen Blicks.
    Sie sagte nichts.
    Sie konnte natürlich nicht sprechen, aber sie hätte die Zeichensprache benutzen können. Statt dessen schwieg sie, und ihre Augen sagten alles, was es zu sagen gab. Er griff über den Tisch nach ihr und nahm ihre Hand in die seine. Beide grinsten sie wie frisch verliebte Kinder, die noch zur Schule gingen, auch wenn sie sich erst lange nach ihrer Schulzeit kennengelernt hatten. Er dachte, er wünschte, er müsse sich nicht mit Brown treffen. Sie dachte das gleiche. Er sah zur Uhr hoch. Sie ebenfalls. Es war kurz vor zwei. Er bat um die Rechnung. Teddy ging noch kurz zur Toilette. Die Klimaanlage trommelte eine lautstarke Begleitung zum flotten Schwung ihres Rocks, zum leichten Wiegen ihrer Hüften. Er sah ihr nach, bis sie außer Sicht war.
    Er vernahm das angeregte Schwatzen der anderen Gäste, das Klappern von Bestecken an Porzellan, das Klirren von Eiswürfeln in Gläsern, das heitere Gelächter einer Schwarzen am Nebentisch. Die Gäste hier bei diesem »preisgünstigen Norditaliener«, wie ein Restaurantführer es ausgedrückt hatte, waren ein zufällig zusammengekommenes Völkergemisch. Das war eine Stadt der Kontraste, Schwarz und Weiß, Gelb und Braun, Khaki und Teak, Ocker und Staub. Im Winter waren die Tage frostig grau, die Nächte tintenschwarz und kalt. Die Farben des Sommers waren weicher, die längeren Tage golden, die Nächte purpurn.
    Er bezahlte die Rechnung und wartete auf Teddy.
    Er vermißte sie, wann immer sie nicht bei ihm war, und war oft beunruhigt, wenn sie zu lange fortblieb. Er wußte, sie konnte in einem etwaigen Notfall nicht um Hilfe schreien; eine Stimme war ihr bei der Geburt verwehrt geblieben. Und sie konnte nicht so leicht die Warnzeichen von Gefahr erkennen, wie es Hörenden möglich war. In dieser Stadt der Raubtiere war Teddy in ihrer stummen Welt eine leichte Beute.
    Als er sie endlich zum Tisch kommen sah, schob er den Stuhl zurück, ging zu ihr und nahm ihre Hand.
     
    Muß seine Freundin sein, dachte Sonny, denn kein Mann auf Erden sieht seine Ehefrau so an, wie Carella in diesem Augenblick diese Frau ansah. Das war das erste Mal, daß er den Mann wirklich gut betrachten konnte, seit er ihm beim Prozeß um den Mord an seinem Vater im Gerichtssaal gegenübergesessen hatte. Er stand jetzt auf der anderen Straßenseite auf dem Bürgersteig, direkt vor dem Restaurant, hielt ihre beiden Hände in den seinen und beugte sich hinab, um sie zu küssen. Sein Jackett war offen, Sonny konnte den Griff einer Waffe in einem Halfter sehen, einer Neuner, wie er glaubte. Die Frau ging nun davon, Carella sah ihr nach. Sah ihr nach, bis sie außer Sicht war. Dann drehte er sich um und machte sich auf den Weg zu seinem Chevy.
    Sonny gab ihm eine Minute Vorsprung und ließ dann seinen Wagen an.
     
    4
     
    Das Haus, in dem Mary Vincent gewohnt hatte, lag an der Yarrow Avenue, Ecke Faber Street, keine zwei Kilometer vom Krankenhaus entfernt, eine kurze Fahrt von zehn Minuten mit der U-Bahn. Die Frage, warum sie am Donnerstag in den Grover Park und nicht direkt nach Hause gegangen war, war für die Detectives von einiger Bedeutung. Ganz in der Nähe des Krankenhauses lag ein ziemlich großer Park, der an den River Dix grenzte. Hätte sie frische Luft schnappen wollen, hätte sie auch dorthin gehen können. Statt dessen war sie an einem der heißesten Tage des Jahres sieben lange Blocks quer durch die Stadt und dann durch den gesamten Park selbst gegangen, um sich auf dessen gegenüberliegender Seite auf eine Bank zu setzen. Warum?
    Carella traf Brown um Viertel nach zwei vor der Haustür, sagte ihm, daß der Richter die Anklage gegen Teddy abgewiesen hatte…
    »Klasse«, sagte Brown.
    … entschuldigte sich für die Verspätung und fragte Brown, ob er schon den Hausmeister ausfindig gemacht habe. Brown erwiderte, er sei auch gerade erst gekommen, und sie machten sich gemeinsam auf die Suche nach ihm. Sie fanden ihn hinter dem Haus, wo er versuchte, die Rolle einer Wäscheleine zu reparieren, die heruntergefallen war. Überall auf dem Hof lagen saubere weiße Bettlaken. Dem Hausmeister machte die schwüle Hitze arg zu schaffen. »Ich komme aus Montana«, erzählte er ihnen. »Da geht schon mal ein Lüftchen.« Es war ungewöhnlich, daß Leute aus Montana in dieser Stadt strandeten, wenn sie nicht gerade Ruhm und Reichtum im Fernsehen

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