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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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machte »Pi-ouu, pi-ouu, pi-ouu«, wie ein Kind mit einer Spielzeugpistole.
    »Wenn du willst, kannst du mit dieser Knarre ‘nen Elefanten fällen. Falls du zufällig Elefanten jagen willst.«
    Sonny richtete die Waffe auf Nicholas und machte wieder »Pi-ouu, pi-ouu, pi-ouu«.
    »Die reißt ‘ne Eintrittswunde von der Größe einer Zitrone und hinterläßt ’ne Austrittswunde von der Größe einer Melone. Du kannst dieses verdammte Ding auf ‘nen Panzer montieren, da würde es sich wie zu Hause fühlen.«
    »Wie groß ist das Magazin?«
    »Sieben, acht oder neun Schuß, je nach Kaliber. Deine Fünfziger hat sieben. Was hältst du davon?«
    »Ist wohl ganz okay«, sagte Sonny. »Okay? Das ist ein verdammter Lexus!«
    » Wieviel verlangst du dafür?«
    »Ich kann sie dir für vierzehnhundert lassen.«
    »Da krieg ich aber einen besseren Preis.«
    »Na schön, dreizehn fünfzig, aber mehr ist nicht drin.«
    »Elf«, sagte Sonny.
    »Zwölf fünfzig. Und ich leg noch ‘ne Schachtel Fünfziger bei. Zwanzig Schuß, Weichmantel- oder Hohlmantelgeschosse, ganz wie du willst.«
    »Zwölf und die Muni.«
    »Da komm ich nicht auf meine Kosten.«
    »Dann lassen wir’s eben.«
    »Weil ich dich gut leiden mag«, sagte Nicholas, und die beiden Männer schlossen das Geschäft mit einem Händedruck ab.
    Es war schon zehn Minuten nach zwölf am Montag morgen, dem 24. August.
     
    Teddy Carella verschlang ihr Mittagessen wie ein Wolf.
    Sie saß Carella gegenüber an einem Tisch in einem kleinen italienischen Restaurant nicht weit entfernt vom Strafgerichtsgebäude, in dem sie den gesamten Morgen verbracht hatten, und konnte einfach nicht aufhören zu essen. Und sie konnte auch nicht aufhören, über den Prozeß zu sprechen. Carella beobachtete sie, wie ihr Mund sich bewegte und ihre Finger flogen. Es erstaunte ihn, wie es ihr gelang, einen Anfall von Freßsucht mit einem ständigen Redefluß zu kombinieren, wobei die Gabel in ihrer rechten Hand kein einziges Mal aus dem Takt geriet, während die Finger ihrer linken Hand die Geschichte ihres Vormittags vor Gericht nacherzählten, keine kleine Leistung.
    Ich liebe diesen Richter, bedeutete Teddy in der Zeichensprache.
    »Ich auch«, sagte Carella und beobachtete wieder, wie ihre Finger flogen.
    Judge Pierson war zufällig in Diamondback aufgewachsen, genau hier in der großen, üblen Stadt. Er war dem Getto entkommen, indem er sich in einer Welt der Weißen den Arsch aufgerissen hatte. Er hatte sich nie bei jemandem eingeschmeichelt oder Mitgefühl verlangt, kein einziges Mal in seinem Leben die Rassenkarte ausgespielt. Und genau das hatte der Staatsanwalt wohl in seinem Gerichtssaal versucht. Zumindest deutete Teddy so die Dynamik dessen, was sich an diesem Morgen zugetragen hatte. Pierson hatte alle Punkte der Klage abgewiesen, der Klägerin empfohlen, in Zukunft vorsichtiger zu fahren, und ihr tatsächlich den guten Rat erteilt, sie würde vielleicht länger leben, wenn sie es abstellen könne, so verdammt wütend zu werden, ob sie denn nicht wisse, daß Streß der ausschlaggebende Faktor bei Herzinfarkten sei?
    Der Staatsanwalt war auf sein hohes Roß gestiegen und hatte Richter Pierson erklärt, er werde Berufung einlegen, aber Pierson hatte einfach nur den Kopf geschüttelt und gesagt: »Nur zu, machen Sie einen Fall für das Bundesgericht daraus, Herr Anwalt. Denn es gibt im Augenblick ja keine wichtigen Dinge, für die wir kämpfen müssen, nicht wahr?« Dabei meinte er »wir« kollektiv: Wir Schwarze, wir, die wir gelitten haben, wir, die wir noch immer leiden, wir werden aus dieser Bagatellklage einen Fall fürs Bundesgericht machen. Jedenfalls glaubte Teddy, das aus den Worten des Richters zu lesen und in seinen Augen zu sehen.
    »Wir haben Glück gehabt«, sagte Carella. Ich weiß.
    »Es hätte genauso gut anders ausgehen können. Dann hätte ich dir heute nachmittag Zigaretten ins Gefängnis bringen müssen.«
    Ich rauche nicht.
    »Ich auch nicht«, sagte er. »Wollen wir gehen?«
    Oh, Sir, ich bin verheiratet, signalisierte sie ihm und senkte den Blick wie ein junges Mädchen.
    Er wollte sie in diesem Augenblick in den Arm nehmen, ganz gleich, ob sie sich in einem gut besuchten Restaurant befanden oder nicht, ihr Gesicht mit Küssen überschütten, ihr sagen, daß sie sein Mond und seine Sterne und sein Leben war. Statt dessen beobachtete er sie unbemerkt, sie hatte den Blick noch niedergeschlagen, den dunklen Kopf über den Teller gesenkt, das zarte Oval ihres

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