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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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der Arbeit erscheinen müsse; wenn sie also mit ihr sprechen wollten, müßten sie spätestens um sieben im Kloster sein. Sie war Lehrerin und unterrichtete die gehörlosen kleinen Kinder nebenan in Mathematik; wenn sie also um acht fertig waren, konnte sie duschen und sich wie eine richtige Nonne anziehen, bevor sie ihr Tagwerk begann.
    Carella fragte sich, ob er erwähnen sollte, daß seine Frau gehörlos war.
    Er ließ den Augenblick verstreichen.
    »Mary hatte immer Schwierigkeiten, mit dem Geld auszukommen«, sagte Felicia. »Ich weiß nicht, warum, ich habe ihr immer wieder vorgeschlagen, Schwester Carmelita zu bitten, sie hierher ins Kloster zu beordern. Wir schmeißen hier zusammen, und ich weiß, daß man hier wesentlich billiger leben kann als allein in der Stadt. Aber sie wollte unbedingt in der Nähe des Krankenhauses wohnen. >Man weiß nie, was passiert<, sagte sie immer. >Einer meiner Patienten könnte mich brauchen.< Sie war nämlich sehr pflichtbewußt. Ich war an einem Abend bei ihr, als sie einen Patienten verloren hatte, und sie war praktisch untröstlich.«
    »Kam sie oft hierher?«
    »Oder ich bin mit dem Zug in die Stadt gefahren. Wir waren enge Freundinnen. Ich meine, wir alle sind vereint in Christus, aber zu manchen Menschen zieht es einen stärker hin als zu anderen. Kurz nachdem sie von San Diego hierher kam, haben wir uns angefreundet. Wir haben uns durch Annette kennengelernt. Ihre geistliche Beraterin? Haben Sie schon mit Annette gesprochen?«
    »Ja, haben wir«, sagte Carella. »Sie haben Mary also irgendwann im Februar kennengelernt, nicht wahr?«
    »Februar, März, so um die Zeit.«
    »Wie oft haben Sie sich getroffen?«
    »Wir haben so alle drei Wochen mal zu Abend gegessen. Meistens kam sie hierher, manchmal haben wir uns in der Stadt getroffen.«
    »Ihrem Kalender zufolge«, sagte Brown und hielt ihn hoch, »war sie am elften hier im Kloster. Das war ein Dienstagabend. Sie hat Sie für halb sieben eingetragen.«
    »Ja, dann essen wir hier im Kloster zu Abend. Direkt nach der Vesper. Dem Abendgebet. Sie müssen wissen … ich weiß, das klingt schrecklich, aber… nun ja, es tut mir leid, so ist es nun mal. Verstehen Sie, wir haben das Armuts-, Wohltätigkeits- und Gehorsamsgelübde abgelegt. Wir sind arm, wir geben nicht einfach vor, arm zu sein. Und wenn Mary zum Abendessen kam … nun ja, dann hatten wir ein zusätzliches Maul zu stopfen, verstehen Sie? Auch wir haben ein Budget. Also hat sie etwas zum Abendessen beigesteuert. Und wir haben dankbar akzeptiert, was sie mitgebracht hat. Was immer sie sich leisten konnte.«
    »Und wenn Sie in ein Restaurant gegangen sind?«
    »Ach, wir sind nie in teure Schuppen gegangen. Sie wären überrascht, wie viele preiswerte kleine Lokale es hier in der Stadt gibt. Normalerweise haben wir Pasta und einen Salat gegessen und ein Glas Wein getrunken. Es gibt Lokale, in denen man sitzen und sich unterhalten kann. Wir kennen ziemlich viele davon«, sagte sie, und ihre Augen funkelten, als würde sie ein Staatsgeheimnis kennen. »Und im Frühling und Sommer sind wir spazierengegangen. In diesem Jahr hatten wir einen tollen Frühling. Es gibt in dieser Stadt sehr viele arme Menschen. Und nur wenige hatten eine Wahl. Wir haben dieses Leben gewählt. Das dürfen Sie nie vergessen.«
    »Sie haben gesagt, sie hätte Geldsorgen gehabt…«
    »Nun …ja.«
    »Hat sie Sie deshalb besucht?«
    »Ja. Ich meine, wir waren gute Freundinnen, sie wollte mich und die anderen Schwestern auch einfach so besuchen. Aber sie war auch wegen ihrer finanziellen Probleme hier, ja.«
    »Haben Sie an diesem Abend mit ihr über irgend etwas anderes außer ihre finanzielle Nöte gesprochen?« fragte Brown.
    »Es hat sie sehr beschäftigt«, sagte Felicia. »Wir haben hauptsächlich darüber gesprochen.«
    »Nur Sie und Mary? Oder haben die anderen Schwestern sich beteiligt?«
    »Nur wir beide.«
    »Und Sie sagen, sie hätte sich Sorgen gemacht?«
    »Ja.«
    »Nur wegen des Geldes?«
    »Über andere Probleme hat sie nicht mit mir gesprochen.«
    »Hat sie erwähnt, daß sie von irgend jemandem einen Brief bekommen hat?« fragte Carella. »Nein.«
    »Oder hat sie von irgendeiner Entscheidung gesprochen, die sie vor ein paar Wochen getroffen hat?«
    »Nein.«
    »Sie haben mit ihr nur über ihre finanziellen Schwierigkeiten gesprochen?«
    »Hauptsächlich. Sie kam einfach nicht mit dem Geld aus. Wir haben über die Probleme gesprochen, die sie mit dem Gelübde hatte.«
    »Mit dem

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