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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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Armutsgelübde, meinen Sie?«
    »Ja, mit dem Armutsgelübde. Ich verstehe nicht ganz, warum das plötzlich solch eine Last für sie war. Sie ist Nonne seit…«
    »Hat sie jemandem Geld geschuldet?« fragte Brown.
    »Nein. Na ja, ich bin mir da jedenfalls ziemlich sicher.«
    »Wie können Sie sich da sicher sein?«
    »Es tut mir leid, aber das kann ich mir einfach nicht vorstellen.«
    »Sie hat doch nicht getrunken, oder?«
    »Nein, nicht übermäßig. Nein. Natürlich nicht.«
    »Oder irgendwelche anderen Exzesse entwickelt?«
    »Soll das ein Wortspiel sein, Detective?«
    »Was? Ach so. Nein. Ich spreche von schlechten Gewohnheiten wie Glücksspiel oder Rauschgift, ganz weltlichen Sachen.«
    Plötzlich war es ganz still im Raum.
    »Sie war eine Nonne«, sagte Felicia.
    »Wir müssen diese Fragen stellen«, sagte Brown.
    »Wirklich?«
    Sie sah zur Wanduhr hoch. Brown befürchtete schon, daß er es verpatzt hatte. Er wartete darauf, daß Carella die nächste Frage stellte. Carella dachte, daß es nicht leicht werden würde, die Sache noch einmal herumzureißen. Felicia sah wieder zur Wanduhr hoch. Carella entschloß sich, den Stier bei den Hörnern zu packen, verdammt noch mal.
    »Wieviel Geld hatte sie zur Verfügung?« fragte er. »Wissen Sie das zufällig?«
    »Sie kam zurecht.«
    »Aber sie hat sich beklagt.«
    »Nur mir gegenüber. Ich war ihre beste Freundin. Bei Gott kann man sich nicht beklagen, meine Herren, aber bei Freunden. Ich habe ihr gesagt, sie hätte sich mittlerweile schon längst daran gewöhnen müssen, was hat sie sich denn gedacht, was Armut bedeutet? Champagner und Kaviar? Ich habe ihr gesagt, ich könnte das ja verstehen, wenn sie dem Orden gerade erst beigetreten wäre. Aber nach sechs Jahren? Warum hat sie denn ihre Gelübde abgelegt, wenn sie noch immer Zweifel hatte? Warum hat sie denn den Ehering des Glaubensbekenntnisses angenommen …«
    »Hat sie gesagt, sie würde zweifeln?«
    »Nein, sie hat einfach nur gesagt, es sei sehr schwierig.«
    »Ganz plötzlich?«
    »Ich weiß nicht, ob es so plötzlich kam. Vielleicht hat sie eine Weile darüber nachgedacht. Das war jedenfalls das erste Mal, daß sie mir davon erzählt hat.«
    »Aber Sie haben gesagt, sie hätten oft über finanzielle Angelegenheiten gesprochen.«
    »Es gibt keine Nonne auf Erden, die nicht über finanzielle Angelegenheiten spricht.«
    »Hat sie sich je zuvor über ihre finanzielle Situation beklagt?«
    »Nie.«
    »Und warum jetzt?« fragte Carella.
    »Das weiß ich nicht. Sie war seit sechs Jahren Nonne«, sagte Felicia und schüttelte den Kopf. »Ist direkt vom College zum Orden gekommen. Von der Brown University, glaube ich. Und ganz plötzlich kam sie nicht mehr mit ihrem Geld klar? Können Sie das verstehen? Ich jedenfalls nicht.«
     
    Er war am vergangenen Abend in den Elf-Uhr-Nachrichten gewesen, aber ihm paßte nicht, daß sie ihn ständig als Cookie Boy bezeichneten. Das hörte sich an wie ein kleines dickes Hefeteigmännlein, das kicherte, wenn man ihm mit dem Finger in den Bauch stach. Er war nicht nur ein erwachsener Mann - siebenundzwanzig Jahre alt -, sondern auch groß und schlank und ziemlich gutaussehend, wenn er das selbst von sich behaupten durfte. Und darüber hinaus ein erfahrener Einbrecher. Ein Profi-Einbrecher, bitte schön, der unbemerkt in Wohnungen eindrang, seit er zweiundzwanzig war. Genauer gesagt, seit er von den bewaffneten Streitkräften der Vereinigten Staaten von Amerika entlassen worden war, in denen er tapfer gedient hatte, da können Sie ruhig Mutti fragen. Außerdem war er in diesen fünf Jahren kein einziges Mal verhaftet worden, und er hoffte, nie geschnappt zu werden, vielen Dank. The Cookie Boy.
    Dieser Name gefiel ihm überhaupt nicht.
    Er würdigte das, was er tat, irgendwie herab. Schmälerte, erniedrigte es irgendwie. Das war kein dummer Gag, das war der aufrichtige Versuch, seine Opfer - er verabscheute dieses Wort - irgendwie auszusöhnen. Er versuchte, ihnen etwas zurückzugeben, eine Geste. Seien Sie mir nicht böse, Sie verstehen? Ich weiß, ich war in Ihrer Wohnung, ich weiß, ich habe einige Ihrer kostbaren Besitztümer mitgenommen, die Ihnen einst lieb und teuer waren, aber - leider - jetzt weg sind. Sie sollen jedoch wissen, daß damit keine böse Absicht verbunden war. Damit verdiene ich nun mal meinen Lebensunterhalt, so ähnlich, wie Sie Börsenmakler oder Krankenschwester sind, Rechtsanwalt oder Kellnerin. Ich bin Einbrecher, und ich möchte, daß Sie akzeptieren,

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