Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
Vom Netzwerk:
gewußt, daß Sie und ich heute abend hier in Ihrem Garten sitzen… was haben wir heute für ein Datum?«
    »Den Achtzehnten.«
    »Juli, Juni, Mai«, zählt sie zurück. »Hat Pater Charles am 18. Mai gewußt oder erkannt oder sogar prognostiziert, daß wir heute abend den Scotch trinken werden, den er in diesem Moment in Glasgow gekauft hat? Hat die Gegenwart… der heutige Abend, der 18. August um … wie spät ist es?«
    »Halb zehn.«
    »Hat diese Stunde und diese Minute in diesem Garten an diesem Abend bestimmt, daß er vor drei Monaten diesen Scotch gekauft hat?«
    »Ich habe nicht geahnt, daß er so stark ist«, sagt er und schaut in sein Glas, als suche er in dem Getränk nach einer verborgenen Wirkung.
    »Ich meine es ernst, Frank. Nehmen wir zum Beispiel mal an … na ja, nehmen wir einfach mal an, eine Entscheidung, die ich Sonntag vor vierzehn Tagen getroffen habe … sogar hier während der Messe…«
    »Was für eine Entscheidung war das?« fragt er sofort.
    »Das spielt keine Rolle. Irgendeine Entscheidung. Sagen wir, eine geistliche Entscheidung.«
    »Na schön.«
    »Glauben Sie, daß meine Entscheidung den Inhalt eines Briefes bestimmt haben könnte, der an dem Tag geschrieben wurde, nachdem ich die Entscheidung getroffen habe?«
    Frank sieht sie an.
    »Was für ein Brief?« fragt er.
    Selbst die Insekten scheinen plötzlich still zu sein.
    »Das alles ist nur eine Annahme«, sagt sie.
    »Das ist mir klar. Ein Brief von wem?«
    »Ich habe es doch gerade gesagt. Ich spreche rein theoretisch.«
    »Haben Sie einen Brief bekommen, Mary?«
    »Das alles ist furchtbar lächerlich, oder?« sagt sie. »Sprechen wir lieber wieder über die wirkliche Welt.«
    Der Augenblick verstreicht.
    Sie wechseln das Thema.
    Er ist nicht zu ihr durchgedrungen.
    Sie geht um kurz vor zehn, bedankt sich für den Drink und sagt, sie würde am Sonntag wieder zur Messe kommen.
    »Aber… am Sonntag war sie natürlich schon tot.«
    Im Garten war es jetzt so still, wie es auch am vergangenen Dienstag gewesen sein mußte, als sie ihm fast verraten hätte, was sie dermaßen bedrückte.
    »Hat sie tatsächlich einen Brief bekommen?« fragte Carella.
    »Ich habe keine Ahnung.«
     
    Diesmal kamen sie mit einem Durchsuchungsbefehl, der sie befugte, Schwester Mary Vincents Terminkalender, Adreßbuch und Notizbuch mitzunehmen. Der Gerichtsbeschluß ermächtigte sie ebenfalls, das Apartment zu durchsuchen und jegliche Korrespondenz zu beschlagnahmen, die an sie gerichtet war.
    Harding freute sich nicht gerade, sie wiederzusehen.
    Er hatte sich offensichtlich bei einem Freund informiert, der Cop oder Anwalt oder auch nur Student war, und die Auskunft erhalten, daß die Wohnung der Nonne kein Tatort war und die Bullen nicht das Recht hatten, ihn alle zehn Minuten zu belästigen, indem sie ihn aufforderten, ihnen die Wohnungstür aufzuschließen.
    »Das stimmt«, sagte Carella. »Sollen wir die Tür eintreten?«
    »Sie haben kein Recht…«
    »Hören Sie, Mister, wollen Sie sich einem Gerichtsbeschluß widersetzen?«
    Harding sah ihn an. »Ich gehe mit rauf«, sagte er knirschend.
    Sie quälten sich hinter ihm die Treppen zum sechsten Stock hinauf. Vor der Tür von 6-C warteten sie geduldig, während er wieder an seinem Schlüsselbund fummelte. Schließlich schloß er die Tür auf und öffnete sie. »Haben Sie was dagegen«, sagte er, »mir mal den Durchsuchungsbefehl zu zeigen, den Sie erwähnt haben?«
    Carella zeigte ihn ihm. Harding las ihn genau durch, Wort für Wort, gab ihn dann zurück und trat beiseite, damit die Detectives sich in die Wohnung begeben konnten.
    Jemand war ihnen zuvorgekommen.
    Die Wohnung glich einem Schlachtfeld.
    Die Tür des Kühlschranks war aufgerissen, sein Inhalt über den Küchenboden verstreut worden. Sie konnten ins Badezimmer sehen, wo der Eindringling den Arzneischrank und den Toilettenspülkasten durchsucht hatte; den Deckel hatte er auf den Sitz gelegt. Er hatte auch das Bett abgezogen. Die Schranktür stand offen, Marys spärliche Besitztümer waren überall verstreut. Die Kommodenschubladen …
    »Hier ist ein Fenster offen«, sagte Brown.
    Das Fenster war in der Wand neben der Kommode. Als sie das letzte Mal hier gewesen waren, war es verschlossen gewesen. Nun stand es weit offen. Auf der Feuerleiter draußen standen mehrere Tontöpfe mit blühenden Blumen. Einer der Töpfe war bei der hastigen Flucht des Einbrechers umgestürzt.
    »Haben Sie heute nachmittag jemanden auf dem Hinterhof gesehen?«

Weitere Kostenlose Bücher