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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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es eine Belohnung gibt«, sagte Girardi, »weil ich der Ansicht bin, eine verdient zu haben, meinen Sie nicht auch? Ich wurde in einem Krieg zusammengeschossen, bei dem es im Prinzip nur ums Öl ging. Ich glaube, mein Land ist mir etwas schuldig, meinen Sie nicht auch?«
    Meyer hielt es nicht für angemessen, ihn darüber aufzuklären, daß die Polizei nicht sein Land war. Sie waren hier, um ihm anzubieten, was sie auch jedem Polizeiinformanten gezahlt hätten, eine Summe zwischen einhundert und eintausend Dollar, je nach Wert der Information. Ihnen stand für solche Zwecke ein schwarzer Fonds zur Verfügung; die Herkunft des darin befindlichen Geldes war unklar, aber bei der Polizeiarbeit fielen solche belanglosen Einzelheiten oft durch die Ritzen. Es kam hauptsächlich darauf an, daß sie ihren Job erledigten. Bevor er und Kling den Dienstraum verlassen hatten, hatte er den Empfang von eintausend Dollar in Hundert-Dollar-Scheinen quittiert. Wenn dieses Geld ursprünglich einem Drogenhändler gehört hatte und nun eingesetzt wurde, um Informationen zu kaufen, die zur Ergreifung eines Mörders führten, genügte ihnen das als Berechtigung, und sie würden keine Fragen stellen.
    Das Problem war nur, daß Girardi kein schäbiger kleiner Informant war, der seinen Bruder, den Axtmörder, für eine Tasse Kaffee und einen Donut verkaufen würde.
     
    Girardi war ein Kriegsheld. Ein Mann, der sowohl mit dem Purple Heart als auch der Medal of Honor ausgezeichnet worden war. Man konnte einem Kriegshelden nicht das schmutzige Geld eines Drogenhändlers im Austausch gegen Informationen anbieten. Man konnte ihn auch nicht unter Druck setzen. Man konnte nicht sagen: Na schön, Frank, sollen wir uns noch mal diesen ungeklärten Überfall auf den Lebensmittelladen ansehen? Man konnte nicht mit ihm handeln. Man konnte nicht sagen: Also tschüs, Frank, dieser Scheiß ist uns nicht mehr als einen Hunni wert. Der Mann war ein Kriegsheld.
    »Hören Sie«, sagte Meyer, »wir wollen Sie nicht beleidigen …«
    »Mich haben schon ganz andere beleidigt«, sagte Girardi.
    »Wie ich Ihnen am Telefon gesagt habe, gibt es bei diesem Fall keine Belohnung. Aber wir sind bereit, Ihnen etwas aus unserer eigenen Tasche zu zahlen…«
    »So ein Quatsch«, sagte Girardi.
    »Wie dem auch sei. Glauben Sie mir, es ist mir sehr peinlich. Ein Mann, der so viel für sein Land getan hat. Ich würde Ihnen gern mehr anbieten, aber wir können höchstens tausend Dollar aufbringen.«
    »Einverstanden«, sagte Girardi.
     
    13
     
    Das Problem waren die vielen Menschen.
    Blydens Hauswirtin hatte ihnen erzählt, sie habe gesehen, daß er gegen halb sieben das Haus verlassen hatte. Normalerweise, erzählte sie ihnen, ging er dann zum McDonald’s um die Ecke, um dort einen Happen zu essen. Soweit sie wußte, machte er das jeden Abend so. Mr. Leslie Blyden war ein richtiges Gewohnheitstier.
    Das Schild über dem Eingang behauptete, die Kette habe Milliarden und aber Milliarden Hamburger verkauft, aber Meyer hielt das für eine Untertreibung. An diesem Montag abend um Viertel vor sieben wußten die Autos vor dem Schnellrestaurant nicht, wohin, und drinnen war es gerammelt voll. Da das FBI ihnen noch kein Foto aus Blydens Armee-Akte geschickt hatte, wußten sie nicht genau, wie er aussah. Sie hatten nur seine Beschreibung aus den Unterlagen, die angelegt worden waren, als er vor neun Jahren zur Army gegangen war. Und sie wußten, daß er den kleinen Finger der rechten Hand verloren hatte.
    Diese Informationen hatten ihnen aber nicht großartig geholfen, als sie jenen Leslie Blyden erschossen hatten, von dem sich nun herausgestellt hatte, daß es sich um einen Mann namens Lester Blier handelte, der im Bundesstaat Arizona wegen Postbetrugs gesucht wurde und seit fast zwei Jahren hier in dieser Stadt unter einem Decknamen lebte, der seinem richtigen verhältnismäßig ähnlich war - was vielleicht seine von Panik bestimmte Reaktion am Samstag erklärte. Die neuen Informationen hatten das Gezeter der Öffentlichkeit über vier bewaffnete Polizisten, die einen Unschuldigen in seiner eigenen Küche umgenietet hatten, etwas gedämpft. Aber nur ein wenig. Postbetrug war nach Auffassung der Öffentlichkeit eher ein Kavaliersdelikt, das man keinesfalls mit Raub oder Vergewaltigung vergleichen konnte. Man ging nicht her und knallte einen Mann ab, gegen den in Kleinkleckersmesa, Arizona, ein Haftbefehl wegen Postraubs erlassen worden war. Das hier war eine kultivierte Stadt,

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