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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Ausrufs unmittelbar neben sich abbekam. »Sarah!« Sie war so träge, daß ihr nicht einmal einfiel, sie könne so tun, als habe sie es nicht gehört, sah nach unten und erblickte drei farblich aufeinander abgestimmte Skimasken, die sie erwartungsvoll ansahen. Sie verabscheute sie und wollte sie nie wiedersehen, niemals, wußte aber auch, daß es sich hin und wieder einmal auszahlen konnte, wenn man sich an gesellschaftliche Konventionen hielt, um Haß und Gott weiß welche Formen von Vergeltung abzuwenden. Sie wollte auf gar keinen Fall, daß jemand sie mit der Clown-Frau in Verbindung brachte. Daher lächelte sie und setzte sich. Es würde keine besonders tolle Mahlzeit werden, aber Sarahs Konversationsautopilot funktionierte so gut, daß er sie immerhin durch den Salatgang brachte.
    Seit Beginn des zweiten Semesters waren die Skimasken außerordentlich populär geworden, da sie sich während der Feueralarmübungen als sensationell erfolgreich erwiesen. Die Luftköpfe hatten festgestellt, daß sie sie beim ersten Läuten der Glocke aufziehen und nach unten gehen konnte, bevor sämtliche Bars überfüllt waren, und wenn sie wieder auf ihren Zimmern waren, mußten sie nicht erst ihr Make-up entfernen, ehe sie wieder zu Bett gingen. Dann hatte ein besonders tollkühner und verwegener Luftkopf die Skimaske eines Januarmorgens zur Vorlesung um 9:00 Uhr aufbehalten und das Erlebnis als vielversprechend beschrieben; andere Luftköpfe experimentierten flugs in dieselbe Richtung. Die nicht ganz so Betuchten stellten fest, daß Skimasken ihnen jede Menge Geld für Make-up und Friseure sparten; alle waren beeindruckt, wie bequem und pflegeleicht sie waren und es praktisch grenzenlose Möglichkeiten der Farbzusammenstellung gab. Darüber hinaus waren weite, wallende Kleider in Mode gekommen; wieso sollte man etwas Enges und Unbequemes tragen, wenn niemand wußte, wer man war?
    Natürlich war es nicht so schlimm, mit Mari, Nicci und Toni zu sprechen, aber Sarah fühlte sich ungewöhnlich erfrischt und sauber, aß eine ihrer Leibspeisen, würde an diesem Abend mit Hyacinth ein Konzert besuchen und hatte gehofft, daß dies ein perfekter Tag werden könnte. Schlimmer als die Unterhaltung mit ihnen war die Tatsache, daß Sarah den Scharen von parfümierten und gefönten Terroristen zulächeln und freundlich zunicken mußte, die den Luftköpfen mit ihrer seltsam breitbeinigen Macho-Gangart folgten und sich den Skimasken so zielstrebig näherten wie Geschosse mit Wärmesuchköpfen einem brennenden Haus. Mehrere schlichen sich hinter Mari und den anderen an, um sie beim Essen zu erschrecken. Sarah wußte, die Mädchen wollten nicht gewarnt werden, daher rollte sie lediglich die Manicotti im Mund herum und sah verdrossen über Maris Schulter, wenn sich die jungen Stenze übertrieben verstohlen und mit zuckenden Fingern anschlichen. Sie wußte, solange diese Leute ihr sektiererisches Leben führten, hatten sie derartige Aktionen nötig, damit sie überhaupt Kontakt mit dem anderen Geschlecht bekamen. Sie hatten immerhin mehr Stil als die Erstsemesterterroristen, die ein Gespräch für gewöhnlich damit begannen, daß sie einer Frau ein Erfrischungsgetränk über den Kopf schütteten. So kam es zu zahlreichen Unterbrechungen des Gesprächs, wenn Terroristen die Finger tief in die Lenden von Luftköpfen bohrten, was stets mit einem Aufschrei und Kichern quittiert wurde.
    Dessen ungeachtet schafften es »die Mädels«, ein Gespräch über ihre Hauptfächer zu führen. Sarah studierte Englisch. Mari hatte eine Cousine, die ebenfalls Englisch als Hauptfach belegte und dabei einen sehr netten Betriebswirtschaftsstudenten kennengelernt hatte. Mari studierte bildhaftes Gestalten. Toni hatte sich noch nicht entschieden. Nicci studierte an einer anderen Uni Soziologie.
    Und dann kam die Essensschlacht.
    Zwischen der ersten Salve und dem Moment, als ihr Tisch schützend von Terroristen umringt wurde, blieben die anderen recht würdevoll und bewegten sich kaum. Sarah saß vorübergehend still, dann kam sie zur Vernunft und kroch unter den Tisch. Aus dieser Perspektive sah sie eine Menge Kordhosen, Khakis, Designerjeans und Schlaghosen um den Tisch und auch, wie die Trennwände heruntergelassen wurden.
    Als die Wände geschlossen waren, kam sie aus ihrem Versteck, weil sie in erster Linie wissen wollte, wem das braune Polyesterbeinkleid gehörte, das so aufgeregt durch den Raum gehüpft war. Die Terroristen packten sie eifrig an den Armen, halfen

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