Bilder aus der Anderwelt
auf, wieder vollständig ruhig und gefasst, und ging schnurstracks an mir vorbei an die Bar. Sie nahm ihren Cocktail und nippte daran. Sie sah mich kein einziges Mal an, und ich wusste, dass sie mich nie wieder mit denselben Augen ansehen würde, jetzt da sie wusste, was ich zu tun imstande war, wenn man mich in die Ecke drängte.
Ich werde immer alles tun, was nötig ist, um meine Freunde zu beschützen, ob ihnen das gefällt oder nicht.
Alex half Betty und Lucy Coltrane, die Leichen nach Wertsachen zu durchstöbern, und wies sie dann an, die Toten einfach in die Gasse draußen zu kippen. Wo die vielen Räuber der Nightsid e sich umgehend um sie kümmern würden. Es gibt kaum Platz für Rührseligkeit in der Nightside. Ich hätte ja geholfen, aber ic h war zu beschäftigt damit nachzudenken. Warum war meine Ga be zu mir zurückgekehrt, nachdem sie bereits zweimal von auße n heruntergefahren worden war? Wahrscheinlich, weil der, der m it meiner Gabe herumgespielt hatte, dies nun nicht mehr nötig ha t te. Weil ich unter Beobacht ung stand und man wusste, dass ich Donavon gefunden hatte.
Immer noch grübelnd wanderte ich zum Tresen zurück. Al ex hatte Donavon endlich überredet, hinter der Bar hervorzuko m men, und langsam krabbelte er Stück für Stück wieder hera us wobei er mit vor Schreck geweiteten Augen das Gemetzel und die Verwüstung um ihn herum musterte.
„Sie werden immer hinter mir her sein, nicht?", fragte er be kümmert. „Es wird nie ein Ende haben. Ich werde nie in mei n al tes Leben zurückkehren können. Es war nicht viel, aber es gehörte mir, und es war sicher."
„Sie werden in Sicherheit sein, sobald wir Sie und die Jenseitsaufnahme in der Redaktion des Unnatural Inquirer abgeliefert haben", sagte Bettie lebhaft. „Sie werden die vollen Ressourcen der Zeitung hinter sich haben. Niemand wird es wagen, Hand an Sie zu legen."
„Wenn Sie erst einmal die DVD ausgehändigt haben, besteht für niemanden mehr ein Grund, Sie zu verfolgen", pflichtete ich ihr bei.
„Sie könnten von mir erwarten, eine weitere Übertragung abzufangen", klagte Donavon.
„Wir haben Ihren Fernsehapparat gesehen", sagte ich. „Zer s chlagen Sie ihn. Problem gelöst."
..Wir werden es nie bis zur Redaktion schaffen", sagte Donavon.
„ D as wird ein Spießrutenlauf, den ganzen Weg dorthin."
„ John wird einen Weg finden", meinte Alex. „Das tut er nun mal. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, aus meiner Bar Klein holz zu machen."
„Fr hat seine Gabe nicht mehr", warf Bettie ein. „Er ist entm annt ."
„Das stimmt so nicht", antwortete ich. „Ich habe meine Gabe zu rück, jetzt da wir Donavon haben. Sagen Sie, Pen, weshalb sin d Sie hierhergekommen? Weshalb haben Sie hier nach mir gesu cht?"
„I ch habe einen Anruf erhalten", sagte Donavon. „Es hieß, ich sei s icher im Strangefellows . John Taylor könne mich beschützen. Ich kannte Ihren Namen, und der Bar eilt ihr Ruf voraus."
Wer hat Sie angerufen?", fragte ich.
„ I ch weiß nicht. Man hat keinen Namen genannt, und die Rufnu mmer war unterdrückt. Ich habe die Stimme nicht erkannt. Abe r ich war so verzweifelt ..."
Al ex sah mich an. „Kid Cthulhu?"
„Ev entuell", meinte ich. „Oder es gibt in diesem Spiel noch einen weiteren Spieler. Jemanden, der mächtig genug war, meine Gabe zu erden, bis es nicht mehr erforderlich war, und der vielleicht wollte, dass ich Pen Donavon im Endeffekt doch finde ... die Regeln in diesem Spiel scheinen sich ständig zu ändern. Ich frage mich, weshalb."
„Ich mache mich auf die Suche nach Suzie", sagte Alex.
„Kann sein, dass sie ihr Telefon ausgeschalten hat, falls sie beschäftigt ist. Du weißt, Suzie ist nur glücklich, wenn sie arbeitet. Falls du sie aufstöbern kannst, sage ihr, dass ich sie brauche, sobald sie Zeit hat. Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass dieser Fall noch außerordentlich hässlich wird."
„Mache ich", rief Alex. Dann wandte er sich ab, um in den Trümmern hinten in der Bar nach seinem Telefon zu wühlen.
Nun blickte Bettie mich an, und ihr Ausdruck war schwer zu lesen. Ich erwiderte den Blick geduldig und wartete, dass sie den Anfang machte.
„Ist es das, was du und Suzie gemeinsam habt?", fragte sie endlich. „Was euch zusammenhält? Dass ihr Mörder seid?"
„So einfach ist es nicht", antwortete ich.
„Ich habe nie verstanden, was du in Flintensuzie siehst. Sie ist eine Bestie. Sie lebt, um zu töten. Wie kannst du mit so jemande m zusammen
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