Billigflieger
Mutti geworden. Und das Hotel verfügte jetzt über eine großzügige Gartenanlage mit einem Pool, der allerdings weniger großzügig geschnitten war. Etwa tischtennisplattengroß. Aber wohl die Voraussetzung für den dritten Stern.
Noch einmal drei Jahre später war auch die zweite Tochter verheiratet und zwanzig Kilo schwerer. Sie trug ein Businesskostüm und hatte die Führung des Vier-Sterne-Hauses mit 25-Meter-Pool, Restaurant, Fitnessraum und Billardsaal übernommen.
Und seit letztem Jahr ist der fünfte Stern dazugekommen, vermutlich für die riesige Schwimmlandschaft, in der sich die Gäste aus den dreihundert Zimmern laben können. Und die beiden Töchter wiegen jetzt jeweils zwei Zentner, haben mehrere Kinder und sind ständig schlecht gelaunt.
Nachdem wir ausgepackt und uns umgezogen haben, wird es höchste Zeit für den ersten Streifzug durch die Umgebung. Allerdings wollen wir es langsam angehen lassen, schließlich ist es unser erster Abend auf Malle. Es soll also nur das Qualifying sein, nicht das eigentliche Rennen. Sprich, wir werden uns beim Thema »Alkohol« etwas zurückhalten.
Der Testlauf, den wir daher in den folgenden Stunden absolvieren, fällt bescheiden aus: Bierkönig , Megapark , Horst’s Bierstübl und ein paar andere Lokale, die uns aus unseren vorherigen Urlauben in guter Erinnerung geblieben sind. Es ist eine wunderbare Fortsetzung, ein gelungenes Wiedersehen!
Allerdings bleibt unser Alkoholkonsum wirklich kümmerlich - ganz so, wie wir es uns vorgenommen haben. Wir trinken jeder höchstens fünfzehn Bier, fünfzehn Jägermeister und noch ein paar andere Getränke - man verliert ja doch leicht die Übersicht, zumal uns die meisten Wirte, die sich ihrerseits auch sehr gut an uns erinnern können, jede Menge Begrüßungs- und Willkommensrunden ausgeben. Da sagt man schließlich nicht Nein und lässt seinerseits auch ein paar Runden springen!
Aber wie gesagt, nur nicht übertreiben. Die Schinkenstraße läuft uns ja nicht weg. Die ist ja morgen auch noch da. Und übermorgen auch.
Darum - glaubt es oder glaubt es nicht - ist es gerade einmal ein Uhr nachts, als wir beschließen, ganz brav ins Hotel zurückzukehren. Ja, uns kommt es selber komisch vor, schließlich fängt Arenal gerade erst an, so richtig aufzudrehen! Aber wir haben es uns nun einmal vorgenommen, der erste Abend bleibt solide. Wir machen uns also auf den Weg, und das Los Balearos ist sogar schon in Sichtweite, als Hacki plötzlich mitten auf der Straße stehen bleibt. Er stützt die Hände in seine fettgepolsterten Seiten - Hacki hat eine Statur in der Art von Rainer Calmund oder Tetje Mierendorf - und schüttelt ärgerlich den Kopf.
»Nee«, sagt er. »Nee. Echt nicht.«
»Was ist los, Hacki?«, frage ich ihn.
»Was los ist? Ganz einfach, wir haben sieben Nächte auf Malle - und davon wollt ihr eine verschenken? Ihr wollt einfach ins Hotel zurückgehen und pennen? Ich glaube, es geht euch zu gut!«
»Ach komm, Hacki. Einmal der Müdigkeit nachgeben kann doch nicht schaden.«
»Der Müdigkeit nachgeben, Jo? Das kannst du tun, wenn du verheiratet bist. Aber doch nicht jetzt. Genieß deine Freiheit - solange du sie noch hast.«
Ich sehe zu den anderen hinüber, die Hackis Ausführungen mit deutlichem Kopfnicken Nachdruck verleihen.
»Lasst mich raten: Ihr seid der gleichen Meinung?«
»Worauf du einen lassen kannst«, sagt Schröder.
»Benni? Was meinst du?«
Unser Youngster grinst. »Sagen wir es mal so: Wenn ich nächste Woche heiraten müsste, würde ich überhaupt nicht mehr ins Bett gehen. Jedenfalls nicht alleine. Und nüchtern schon gleich gar nicht.«
Die drei sehen mich in einer Mischung aus ängstlicher Neugier und ungeduldigem Erwarten an. Wie wird wohl meine Meinung ausfallen? Ich spanne sie nicht lange auf die Folter.
»Wenn ich ehrlich bin - ich habe das schon die ganze Zeit gedacht. Ich denke gar nicht daran, einfach so ins Bett zu gehen. Die Nacht hat schließlich gerade erst angefangen! Und sie soll nicht ohne uns zu Ende gehen!«
Meine Worte gehen im lauten Jubel der Jungs unter. Dann drehen wir um und marschieren in die gleiche Richtung zurück, aus der wir gekommen sind. Wir müssen nicht groß besprechen, was wir jetzt machen werden. Ist nämlich sowieso klar: eine Arenal-Nacht zelebrieren. Und die laufen immer gleich ab, soll heißen, immer gleich gut. Ach, was sage ich? Immer gleich mega-super-unübertroffen-geil!
Also, auf geht’s - stürzen wir uns ins Vergnügen!
4. Nächte
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