Billigflieger
in Hamburg, verbrachte aber das halbe Jahr hier auf Malle. Außerdem besaß er eine Villa in Blankenese und eine Finca in Valldemossa, dazu zwei Autos und ein Cabriolet. (»Ist das kein Auto?«, fragte ich dazwischen. »Nicht für Gerd. Für ihn ist es ein Spielzeug«, antwortete Katie.) Er war Besitzer einer Motorjacht, die im Hafen von Port d’Antratx lag und auf die er wichtige Geschäftskunden einlud. Und ja, sie gab es zu, Katie hatte dieses Leben mit Gerd genossen, und es wäre gelogen, wenn sie sagen würde, dass sie ihn nicht geliebt hat. Jedenfalls irgendwann einmal.
»Und jetzt? Wie denkst du jetzt darüber?«, fragte ich sie.
Sie legte die Stirn in Falten. »Du meinst, ob ich ihn immer noch liebe? Ob mein Herz immer noch ihm gehört?«
»Das ist wohl die entscheidende Frage.«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie nachdenklich. »Ich weiß es wirklich nicht. Aber mir ist heute Nacht klargeworden, dass sich die Dinge zwischen Gerd und mir schon vor langer Zeit verändert haben. Ich weiß nicht genau, wann. Vielleicht vor drei Monaten, vielleicht auch schon vor einem Jahr. Und ich habe die ganze Zeit die Augen davor verschlossen. Vielleicht weil ich Angst hatte. Angst vor den Folgen, vor dem, was dann auf mich zukommen würde.«
»Dass du zum Beispiel nicht mehr mit dem Cabrio spielen dürftest? Und auch nicht mit der Motorjacht?«
Sie sah mich verdutzt an und lachte dann. »Nein, das ist nicht der Grund. Und weißt du auch, warum nicht?«
»Ich bin gespannt.«
»Weil ich ein eigenes habe. Du weißt schon, ein Cabriolet. Und eine Jacht könnte ich mir auch leisten, wenn ich wollte. Aber ich will es nicht. Weil das alles wirklich nur Spielzeug ist, das einem nach einer Weile mehr Sorgen als Vergnügen bereitet und …«
»Das würde ich auch gerne mal sagen: Ich habe meine Jacht verkauft. Hat nur Ärger gebracht, das Ding. Dafür habe ich mir jetzt einen Jet zugelegt. Mal sehen, wie lange ich an dem Spaß habe.«
»Ich sag’s dir, tu das nicht. Gerds Cessna war wirklich dauernd kaputt, und seine Beteiligung an dem Learjet hat auch nur Schwierigkeiten gemacht und …«
Sie merkte wohl, dass ihre Worte eine seltsame Wirkung auf mich hatten. Ist ja auch klar. Ich hatte natürlich sofort gespürt, dass eine Frau wie sie nicht gerade arm ist. Aber dass sie offenbar in der absoluten Topliga der Superreichen mitspielte, überraschte mich dann doch.
Ich versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Außerdem, so ganz arm bin ich schließlich auch nicht. Ich bin zum Beispiel stolzer Besitzer eines Audi TT, immerhin mit Alu-Optik und Xenonlichtern. Nur, das sollte ich fairerweise dazusagen, gehört der Wagen eigentlich gar nicht mir, sondern der Leasinggesellschaft. Und ich muss jeden Euro dreimal umdrehen und mich ausschließlich von Aldi, Lidl und Plus ernähren, um die verdammten monatlichen Raten bezahlen zu können. Katie dagegen geht garantiert bei Feinkost Käfer, Schlemmermeyer und den Galeries Lafayette einkaufen.
Kurz und gut, mir war schnell klar, dass sie und ich nicht gerade viele Gemeinsamkeiten haben. Wir kommen von unterschiedlichen Enden der Gesellschaft - sie von oben, ich von unten.
Umso stolzer war ich natürlich darauf, dass ausgerechnet diese Frau, die mehr Stil, mehr Geld und mehr Klasse hat als zehn von meiner Sorte, mir mitten in der Nacht ihr Herz ausschüttete.
»Und was genau ist heute Nacht passiert?«, erkundigte ich mich.
Sie schlürfte ihren Kaffee, in den sie zuvor ungefähr ein halbes Kilo Zucker geschüttet hatte. Sie konnte es sich leisten, schlank wie sie war.
»Wir sind gestern Abend hier nach Arenal gekommen, weil Gerd einen ganz großen Hoteldeal abgeschlossen hat. Das ist auch für ihn neu. Er möchte selbst in das Business einsteigen und nicht nur Makler sein. Es ist ein gigantisches Projekt, natürlich alles sehr geheim, weil es um Zigmillionen geht.
Gestern wurden die letzten Einzelheiten des Vertrags verhandelt, und zur Feier des Tages hat er mich mitgenommen. Eigentlich war es ein netter Abend, auch wenn mir Gerds Geschäftspartner ganz und gar nicht gefallen haben. Seltsame Menschen. Zwielichtige Typen … Immobilien-Haie halt.«
»Die armen Haie«, sagte ich. »Das haben sie wirklich nicht verdient, dass sie immer als Vergleich für solche Typen herhalten müssen.«
»Du hast Recht...Sagen wir doch einfach Immobilien-Nacktschnecken. Das trifft es viel besser. Jedenfalls saßen wir nach dem Dinner in einem ziemlich exklusiven Club herum …«
»Hey,
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