Billigflieger
viel tiefgehender. Ein Urlauber, den ich hier vor etlichen Jahren einmal getroffen habe, hat es mir folgendermaßen erklärt: Nachdem Gott Deutschland erschaffen hatte, besah er sich sein Werk und war nicht besonders zufrieden: zu kalt, zu grau, zu traurig. Kurz, zu wenig Spaß. Und darum gab es für die Menschen zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen so eine Art Nachschlag. Sie bekamen einen Ort, an dem sie sich trösten konnten, an dem sie die nötige Dosis Sonne, Entspannung und Vergnügen bekamen. Und so ist Mallorca entstanden.
Es ist also ganz natürlich, dass wir Deutschen uns hier wie zu Hause fühlen. Weil - wir sind’s eben.
Ach ja, und wo ich gerade dabei bin, kann ich auch gleich ein paar Takte zum Thema Trinken auf Malle verlieren. Weil man immer wieder die Meinung hört, Leute wie ich und meine Freunde würden nur zum Saufen auf die Insel kommen. Um das ein für alle Mal klarzustellen: Es stimmt. (Darum kommen uns die Urlaube auf Malle auch immer so lang vor. Jeder Tag fühlt sich wie der erste an. Unter anderem, weil wir uns an den davor kaum noch erinnern können. Praktisch, oder?)
Die Maschine setzt mit quietschenden Reifen auf das Rollfeld auf, und Hacki, Benni, Schröder und ich sind uns nicht zu schade, in den allgemeinen Applaus an Bord miteinzustimmen. Ich finde, so ein Pilot hat es verdient, dass man seine Arbeit würdigt. Zumal der arme Kerl ja nicht wie wir hierbleiben darf, sondern in ungefähr einer halben Stunde wieder zurück nach Deutschland fliegen muss. Ja, Piloten sind heutzutage auch nichts anderes als Taxifahrer, nur dass die Jungs im Cockpit nicht einmal das Taxameter ausschalten können, um ein paar Euro schwarz dazuzuverdienen.
Kurz darauf marschieren wir gemeinsam mit den anderen Fluggästen in Richtung Gepäckausgabe. Der Flughafen von Palma ist nicht gerade klein, und so versteht es sich von selbst, dass wir unterwegs an einigen Bars Zwischenstopps einlegen und ein paar kühle Cerveza zu uns nehmen. Natürlich nicht wegen des Alkohols. Aber die Hitze hier auf der Insel gebietet einfach eine gesteigerte Flüssigkeitsaufnahme. Da könnt ihr ruhig euren Arzt oder Apotheker fragen!
Wir treten durch die automatische Schiebetür in die Empfangshalle, und schon sehen wir eine freundliche Señorita in einer blauen Uniform, die ein Schild mit dem Namen unseres Reiseveranstalters in die Luft hält. Wunderbar. Es bedeutet nämlich, dass wir uns ab sofort um nichts mehr kümmern müssen. TUI, übernehmen Sie! Ab jetzt wird für uns gesorgt.
Wir steigen in den Shuttlebus ein, der uns angeblich auf dem schnellsten Weg in unser Hotel bringen wird. Was das heißt, wissen wir schon aus den Jahren zuvor: Der Bus klappert erst einmal ungefähr zweihundert andere Hotels ab, um die übrigen Gäste zu ihren Behausungen zu bringen. Das ist nämlich die mallorquinische Variante von Murphys Gesetz. (Ihr wisst schon, alles, was schiefgehen kann, geht auch schief.) Hier bedeutet es, dass man grundsätzlich in dem Hotel wohnt, das der Zubringer als Letztes ansteuert.
Aber selbst das kann uns nicht aus der Ruhe bringen. Wir haben Urlaub! Wir haben gute Laune! Und daran kann nicht einmal dieser spanische Busfahrer etwas ändern, der seinen Führerschein vermutlich auf dem Eselskarren seines Großvaters gemacht hat und mit unserem Bus jetzt den Fahrstil von Fernando Alonso kopieren möchte.
3. Aufwärmtraining
Eine gute Stunde später checken wir in unserem altvertrauten Hotel ein, dem Los Balearos in El Arenal . Es hat laut Katalog fünf Sterne, was wohl bedeutet, dass es für Leute wie uns ist, die jeden Abend sternhagelvoll ins Bett gehen. Wir lieben das Hotel einfach.
Übrigens haben wir die Entwicklung des Hauses Schritt für Schritt miterlebt in den zurückliegenden zehn Jahren - beziehungsweise Stern für Stern.
Damals, als wir zum ersten Mal hierherkamen, war das Los Balearos noch eine kleine Familienpension mit fünfzehn Zimmern, einem gemütlichen Fernsehraum, einem netten Wirt und zwei sechzehnjährigen Wirtstöchtern, die uns beinahe um den Verstand brachten, so hübsch und aufreizend waren sie.
Zwei Jahre später hatte sich das Haus auf dreißig Zimmer und zwei Sterne hochgearbeitet, und eine der Töchter war verheiratet. Ach ja, und es gab jetzt einen Billardtisch.
Fünf Jahre später prangte der dritte Stern über den fünfzig Zimmern, und das erste Enkelkind war auf der Welt. Wobei wir dessen Mutter kaum wiedererkannten, denn aus der hübschen Tochter war eine mollige
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