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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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war ganz erfüllt davon, als würden die Töne mich tragen und als würden sie mich hoch heben, immer höher. Die Musik strömte aus dem Rekorder und breitete sich im ganzen Auto aus und breitete sich in mir aus. Wunderschön war das. Fantastisch. Plötzlich war die Kassette zu Ende.
    »Tut mir Leid«, sagte sie. »Ich hab’s aus dem Radio aufgenommen. Ist nicht alles drauf.«
    »Das ist Klasse, nich?«, sagte ich. »Was ist das? Gibt es eine Geschichte dazu?«
    »Schwanensee«, sagte sie. »Ein Ballett. Natürlich gibt es eine Geschichte. Es geht um eine Frau, die von einem bösen Zauberer gefangen wird.«
    Ich zog ein Gesicht. Hätte ich mir denken können. »Klingt scheiße«, sagte ich. Aber die Miss ließ nicht locker. Die Musik bedeutete ihr was. »Diese Frau, eine wunderschöne Frau, wird in einen Schwan verwandelt, nur nachts wird sie für ein paar Stunden lebendig. Ich meine, dann ist sie wieder sie selbst. Dann ist sie wirklich. Und in einer Nacht begegnet sie einem jungen Prinzen und der verliebt sich in sie, und da merkt sie, dass das die einzige Möglichkeit ist, wieder ein Mensch zu werden. Eine wirkliche Frau.« Ich blickte die Miss von der Seite an. Sie war richtig rot geworden. Ich weiß nicht, wieso sie sich von irgendeiner alten Geschichte so mitnehmen lassen konnte. »Und was passiert dann?«, fragte ich. »Er verspricht, sie zu heiraten, und verschwindet dann natürlich mit einer anderen. Das Übliche.« Ich musste lächeln, weil sie wieder richtig grantig aussah – ganz die Alte.
    »Also musste sie für immer ein Schwan bleiben?«
    »Sie stirbt.«
    »Das ist heftig. Bloß weil der Prinz sie nicht richtig geliebt hat?«
    »Hör auf, wir müssen los. Ist doch bloß eine Geistergeschichte.« Und sie ließ den Motor an und fuhr los.
    Als ich nach Hause kam, war es dunkel. Es wurde immer kälter – die Blätter waren von den Bäumen gefallen, der Winter war fast da. Im Haus war es eiskalt, die Zentralheizung war wie immer aus und der alte Schuppen war längst verheizt. Um mich warm zu halten, zog ich meinen Bademantel über meine Klamotten. Dad und Tony waren nicht zu Hause, was merkwürdig war; ich weiß noch, dass ich mich gewundert habe und überlegt habe, wo sie sein könnten? Dad kam immer früh nach Hause. Die Veranstaltung im Klub musste längst vorbei sein. Bloß Nan war zu Hause. Ich guckte durch die Schiebetür in ihr Zimmer, um festzustellen, ob bei ihr alles in Ordnung war.
    »Nein!«, rief sie, als sie hörte, dass die Tür aufgeschoben wurde. »Nein. Nein.« Sie hatte einen schlechten Tag. »Ich bin’s, Nan«, sagte ich. Ich wartete darauf, dass sie mich erkannte, aber sie starrte mich nur an. »Ich bin’s, Billy«, sagte ich. Sie wandte sich ab. Ich ging zurück in die Küche und machte den Kühlschrank auf. Ich weiß nicht, warum wir den Kühlschrank überhaupt noch anlassen, das kostet Geld und im Haus ist es sowieso so kalt wie in einem Kühlschrank, man könnte die Sachen genauso gut auf dem Tisch stehen lassen.
    Ich holte Milch raus und nahm einen Schluck. »Oje. Mein Kleiner.«
    Ich drehte mich um. Es war Mam. Sie hatte eine Glasschüssel in der einen und ein Handtuch in der anderen Hand und trocknete ab. »Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst nicht aus der Flasche trinken?«, sagte sie. »Tut mir Leid, Mam«, sagte ich. Ich dachte mir nichts dabei. Das war einfach ganz normal. Ich nahm ein Glas vom Tisch und goss mir Milch ein, ganz ordentlich, stellte die Flasche auf den Kühlschrank und trank. »Na, nun stell sie wieder zurück«, sagte sie. Ich nahm die Flasche, öffnete die Kühlschranktür, stellte die Milch zurück, drehte mich um und da war Mam verschwunden und…
    Erst da merkte ich es. Erst da. Mam. Sie war hier gewesen. Die Schüssel und das Handtuch lagen dort, wo sie gestanden hatte, auf dem Tisch. Ich ging hin und nahm die Schüssel, und sie war noch warm an den Stellen, wo Mams Hände gewesen waren. Na also. Es war kein Gespenst gewesen, sie war es wirklich. Ich blickte mich um. Angst hatte ich keine. Ich wusste, dass sie nicht mehr da war, deshalb rief ich sie auch nicht oder so was. Ich stand einfach da, ohne was zu denken. Dann ging die Schiebetür auf und Nan kam raus.
    »Also, Billy, sie sind hier drin«, sagte sie. Typisch, dachte ich, ich habe gerade meine Mam gesehen und jetzt dreht Nan durch. Sie trottete hinüber zum Schrank, wo Mam gestanden hatte, und bückte sich, um eine Tür aufzumachen.
    »Was denn, Nan?«
    »Die Platten, du Dummer.« Sie

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