Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
Vom Netzwerk:
war er nun schwul, oder was? Natürlich war er es, verdammt noch mal. Komisch war das. Dann beugte sich Michael vor und küsste mich auf die Wange. »Ich bin doch nicht schwul, bloß weil ich Ballett mag.«
    »Du sagst es doch niemandem, oder?«
    »‘türlich nicht.«
    Wir blieben noch einen Moment stehen. Es machte mir nichts aus, meine Hände dort zu lassen, wenn es ihm gefiel, solange ich nichts anderes tun musste. Ich nehme an, ich fühlte mich geschmeichelt, obwohl ich nie auf Michael scharf war. Michael war mein bester Freund. Es war ein schönes Gefühl, dass… na ja, dass jemand auf mich scharf war, denke ich.
    Dann hatte ich eine blöde Idee. »Ich weiß was. Komm mit.« Ich packte ihn am Arm und zog ihn zum Klub.

Michael
     
     
     
    Ich weiß nicht, worauf Billy hinauswollte. Ich nehme an, er wollte einfach tanzen, er hatte seit Ewigkeiten nicht getanzt. Vielleicht wollte er mir einen Gefallen tun, weil er mir eins von den Tutus, die die Mädchen zum Ballett tragen, zum Anziehen gab. Die Kleider hingen im Umkleideraum. Na ja, ich hatte nichts dagegen, aber wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich lieber so ein scharfes Teil gehabt, wie es die Motown-Sänger anhaben. Aber es machte Billy froh, und er brauchte ein bisschen Aufmunterung, also zog ich es an.
    Ich sah ganz gut aus in dem Tutu. Ich meine, albern, aber doch ganz schön elegant, echt. Ich kann so was tragen. »Du bist das Mädchen«, sagte er.
    »Bin ich nicht. Bloß weil ich vielleicht schwul bin, bin ich noch lange kein Mädchen. Das ist nicht dasselbe.«
    »Das meine ich doch nicht. Ich meine, beim Tanzen.«
    »Ach so. Gut.«
    Wir standen im Boxring, einander gegenüber. Billy ließ mich ein paar Aufwärmübungen machen – das einzige Training, das ich je machen werde, sag ich dir! – und dann übten wir einige der Bewegungen. »Plié«, sagte er.
    »Das ist Französisch«, sagte ich.
    »Das weiß ich. Zweite und ab. Und Erste. Fünfte. Höher. Und eins und zwei. Genau, du bist nicht schlecht, für einen Schwulen.«
    »Verpiss dich.«
    Und weg war er. Mit halb geschlossenen Augen verschwand er irgendwohin, wohin ich ihm nicht folgen konnte. Ich war eifersüchtig, echt, weil ich wusste, dass es für mich nie etwas geben wird, was mir so ein Gefühl gibt. Und ich war auch eifersüchtig, weil ich wollte, dass er mit mir tanzte, und er tanzte eigentlich ganz für sich. Ich war nur jemand, um den er herum tanzte. Das war nur zufällig ich.
    Nachdem er eine Weile getanzt hatte, alberten wir ein bisschen herum. Wir hängten uns an die Seile und schwangen uns gegenseitig hin und her und posierten auf dem Pferd und so was eben. Schließlich standen wir einander gegenüber, hielten uns an den Händen und guckten uns in die Augen – das gehörte zum Tanz und hatte sonst weiter nichts zu bedeuten. Und dann hörte ich ein Geräusch und dann… Herrje!
    Verdammt, es war sein Vater.
    Ich sag dir. Jeder kennt Jackie Elliot. Mit dem würde sich keiner anlegen wollen. Er hat das Klavier von Billys Mam zerhackt, bloß damit Weihnachten das Haus warm ist. Er ist ein knallharter Typ. Und da stand ich, in einem Tutu, und hielt mit seinem Billy Händchen und schaute ihm dabei in die Augen wie ein scheiß… na ja. Du weißt schon. Wie ein scheiß Schwuler. Ich war aus dem Ring und aus dem Tutu, bevor du dich hättest am Ohr kratzen können. Ich dachte, lauf, Billy, lauf…
    Aber Billy rannte nicht weg. Sein Dad sah aus, als würde er jeden Moment in Ohnmacht fallen. Er verzerrte das Gesicht, verdrehte die Augen. Ich wäre abgehauen, aber Billy stieg aus dem Ring und ging auf seinen Dad zu. »Dad?«, sagte er. Sein Dad hatte bloß die Hände aufs Gesicht gelegt, so eine Art Oh-mein-Gott-Geste. Von meinem Platz aus konnte ich alles gut sehen. Billy aber – Mann, war ich stolz auf ihn –, Billy blickte nicht ein Mal weg. Er machte ein entschlossenes Gesicht. Und er fing an zu tanzen.
    Mann. Ich hatte noch nicht alles gesehen, nur einzelne Teile von seinem Tanz. Es war der Tanz, den er mit Mrs Wilkinson eingeübt hatte und es war – es war wirklich was Besonderes. Billy war verdammt großartig. Gottverdammt großartig. Anders kann man das nicht sagen. Der alte Jackie Elliot stand bloß da, und Billy steppte und sprang und drehte sich und tanzte, als stünde er in Flammen. Das ging etwa vier, vielleicht fünf Minuten lang so, und Jackie stand die ganze Zeit starr wie eine Statue. Ich wette, so was hatte er noch nie gesehen. Ich hatte es jedenfalls nicht. Ich

Weitere Kostenlose Bücher