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Billy Elliot - I will dance

Billy Elliot - I will dance

Titel: Billy Elliot - I will dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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haben.
    Scheiß Mittelschicht, dachte ich. Wofür hält der Kerl sich?
    Ich ging ihm hinterher. Sie saß auf dem Sofa. Ich kam sofort zur Sache.
    »Wie viel wird es kosten?«, fragte ich sie. »Und auch Ihnen ein verdammt fröhliches Weihnachten.« Sie schüttelte den Kopf und nippte an ihrem Glas. »Nicht so viel, wie Sie denken mögen«, sagte sie. »Vielleicht zwei Riesen. Aber es besteht die Möglichkeit, dass die Gemeinde was zugibt.«
    »Zwei Riesen? Ich meinte… na ja, ich habe erst mal an das Vortanzen gedacht.«
    »Das Vortanzen? Ach so!« Sie lachte. »Tja, dazu muss er jetzt nach London, weil er den Termin in Newcastle verpasst hat. Das kostet bloß das Fahrgeld und eventuell Übernachtung. Hören Sie, wenn die Fahrtkosten das Problem sein sollten, das Geld kann ich Ihnen geben.« Ich war noch keine fünf Minuten da. »Ich bin nicht hierher gekommen, um mich von Ihnen gängeln zu lassen«, erklärte ich.
    »Ach was, niemand will Sie gängeln. Das ist doch lächerlich.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Ich ging im Zimmer auf und ab und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. »Möchten Sie was trinken?«, fragte sie, um gastfreundlich zu sein, aber ich schüttelte den Kopf.
    »Also, wie gut ist er?«, fragte ich. Sie zuckte die Achseln. »Weiß nich.«
    »Sie wissen es nicht? Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«
    Ihr Mann in der Ecke wachte auf. »Sie sprechen mit meiner Frau«, sagte er.
    »Du sei still«, sagte sie. Dann seufzte sie und guckte mich an. »Hören Sie, ich will Ihnen keine falschen Hoffnungen machen. Ich kriege nicht sehr viele Jungen, in dieser Gegend sind es nicht viele, das wird Ihnen schon aufgefallen sein. Aber ich nehme an, in dem Alter ist der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen nicht sehr groß und… nun ja. Ich will es mal so sagen. Billy ist der Beste, den ich je gesehen habe. Ich mache das jetzt seit zwanzig Jahren. Er ist der Beste.«
    »Der Beste?«
    »Oh ja.« Sie nickte. »Wissen tue ich es nicht, aber wenn Sie mich fragen, was ich meine – und es ist wirklich nur, was ich meine –, dann werde ich es Ihnen sagen.« Ich nickte.
    »Also, ich glaube, Billy ist brillant.« Es war offensichtlich, dass sie sich keine Scheiße unterjubeln ließ. Das reichte mir.
    »Danke für alles, was Sie für ihn getan haben. Aber er ist mein Sohn, oder?«
    »Oh ja.« Sie nickte und warf einen Blick zu ihrem Mann, aber der war eingeschlafen. Sie lächelte mich an. »Toll, was?«
    Ich dachte, sie hat wenigstens jemanden. Einen Partner, meine ich. Einen Ehepartner. Aber dann, als ich das fette Stück im Sessel pennen sah, dachte ich, vielleicht war ich doch besser dran als sie.
    Als ich wieder draußen auf der Straße war, ging das weiter mit dem Nachdenken. Es war bitterkalt, meine Füße fühlten sich wie Eisklötze an. In der Kneipe trank ich noch ein paar Gläser, alleine, bevor ich nach Hause ging. Die Jungs waren schon im Bett. Ich betrat ihr Zimmer, weil ich Billy angucken wollte, einfach, um mir noch mal klar zu machen, wer er war. Ich dachte – der Beste? Unser Billy? Der tollpatschige, alberne Billy? So hatte seine Mam ihn genannt, als er klein war. Ihm war immer alles runtergefallen. Unser kleiner Tollpatsch, hatte Sarah immer gesagt. Ich setzte mich auf die Kante von seinem Bett und er wachte auf, aber ich legte nur meine Hand auf seine Schulter und drückte ihn vorsichtig wieder aufs Kissen.
    »Schlaf weiter, mein Sohn«, sagte ich zu ihm. Ich blieb sitzen und lauschte seinen Atemzügen. Er war mein Sohn. Er war Billy Elliot, weiter nichts. Aber vielleicht… nun, vielleicht gab es wirklich was, wo er brillant war. Vielleicht hatte er Talent. Und was konnte ich für ihn tun? Ich brauchte Geld. Mein Problem war, dass es nichts gibt, wo ich der Beste bin, und ganz bestimmt nicht beim Geldverdienen. Ich kann nur eines, und zwar Kohle aus der Erde buddeln.
    Wenn es um was anderes gegangen wäre, zu einer anderen Zeit, hätte ich gewusst, was zu tun war. Ich wäre zum Sozialausschuss gegangen und hätte um Unterstützung gebeten. Aber jetzt, in dieser Situation, um Geld bitten – fürs Ballett? Du lieber Himmel! Keiner hatte einen roten Heller – weder für Essen noch für Benzin noch für ein paar Flicken, um die alten Klamotten auszubessern. Der Ort war halb erfroren. Alle Holzzäune waren abgerissen und verbrannt worden, Schuppen und Buden, sogar die kleine Bühne im Park, waren auseinander genommen und verfeuert worden. Die Leute hatten Hunger, und da sollte ich hingehen und sagen:

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