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Bin ich hier der Depp

Bin ich hier der Depp

Titel: Bin ich hier der Depp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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»jung«, sprich mickrig, sind.
    Aber was tun mit Alten, die das Feld nicht räumen? Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi berichtet von einem Fall aus München. [113] Eine Sportartikel-Kette war der Meinung, ältere Verkäufer passten nicht mehr zu ihrem Image. Den »Senioren« wurde die Pistole auf die Brust gedrückt: Entweder ihr geht freiwillig – oder ihr fliegt! Einige Mitarbeiter ließen es drauf ankommen, so auch ein 54-jähriger alleinerziehender Vater.
    Doch dann – welch Zufall! – bekam der Arbeitgeber einen Entlassungsgrund auf dem Silbertablett serviert: Der Mitarbeiter, bislang immer zuverlässig, ließ einen Arbeitsdienst einfach sausen. Fristlos flog er raus. Aber warum hatte er den Dienst versäumt? Weil ihn die Firma ohne sein Wissen in den Schichtplan eingetragen hatte!
    Ähnliche Geschütze fuhr die Firma gegen weitere Ältere auf. Verdi betrachtete die Kündigungsgründe als konstruiert und sprach von einem »Jugendwahn«, der in der Textilbranche um sich greife. Zum Beispiel sind die Mitarbeiter der Modekette Zara im Bundesdurchschnitt jünger als 29 Jahre! Wie wollen Firmen einen solchen Schnitt halten, ohne Ältere, sprich alle über 30, allmählich zu entsorgen?
    Wer 40 oder 50 Jahre alt ist, gilt schnell als Mängelexemplar, vom Zahn der Zeit angenagt. Aber nicht bei den Kunden! Die meisten schätzen ältere Verkäufer wegen ihrer Erfahrung und Seriosität. Das gilt besonders für die wichtigste Kundengruppe, für Menschen über 50. Sie verfügen über mehr als die Hälfte der gesamten deutschen Kaufkraft und geben jährlich 500 Milliarden Euro aus. [114]
    Wenn die älteren Kunden sich einig wären, Firmen zu boykottieren, in denen ältere Mitarbeiter diffamiert werden: Über Nacht würden Millionen älterer Arbeitnehmer von ihren Arbeitgebern hofiert und mit Jobangeboten überschwemmt. Aber leider fehlt älteren Kunden das Bewusstsein, dass sie zugleich ältere Arbeitnehmer sind (oder waren).
    Alt und Jung – das harmoniert beim Arbeiten, wie die Praxis vieler Firmen zeigt: Die Älteren wissen zum Beispiel genau, wie man mit schwierigen Kunden umgeht oder kritische Projekte plant. Für diese Erfahrung sind sie oft auf die Nase gefallen – und können Jüngeren solche Stürze ersparen. Die Jungen dagegen kennen sich perfekt mit den modernen Medien und den Trends aus. Wer ihre Offenheit und Experimentierfreude mit der Erfahrung der Älteren veredelt, ist für jeden Wettbewerb gerüstet.
    Dass die Generationen sich gut verstehen, dafür spricht eine Studie des Personaldienstleisters Kelly Services unter mehr als 100 000 Beschäftigten in 34 Ländern. [115] 60 Prozent der Mitarbeiter unter 29 sagen ausdrücklich: Ich arbeite gerne mit anderen Altersgruppen zusammen! 74 Prozent der Arbeitnehmer über 48 unterschreiben diese Aussage.
    Gemischte Teams funktionieren aber nur, wenn die Firma dahintersteht. Doch oft gibt sie den Jüngeren zu verstehen: Die Älteren sind fette Platzhirsche, sie blockieren die Etats für den Nachwuchs! Dann tobt er los, der Krieg der Generationen. Nicht, weil es so sein muss – sondern weil die Firma es so will.
    Hamsterrad-Regel: Wenn eine Firma ältere Mitarbeiter vor die Tür setzt, heißt das »Verjüngung«. Wenn diese Älteren dann fehlen, heißt das »Fachkräftemangel«.
    Wenn Bewerber übers Alter stolpern
    Der Bau-Ingenieur (56) war verzweifelt. Über 200 Bewerbungen hatte er geschrieben – und 200 Absagen nur deshalb nicht bekommen, weil 50 Firmen auf eine Antwort verzichtet hatten. In der Beratung sagte er: »Ich komme mir schon wie ein Stalker vor, als würde ich die Firmen mit meinen Bewerbungen belästigen!«
    Dreimal hatte er es bis ins Vorstellungsgespräch geschafft. Dreimal wollte er zeigen, wie motiviert und fachlich fit er noch war. Doch dreimal hatte ihn dieselbe Frage entmutigt: »Wie kommt es, dass Sie schon 2 ½ Jahre arbeitslos sind?« Natürlich hörte er den Verdacht dahinter: »Sind Sie vielleicht ein Faulpelz, der sich lieber in die soziale Hängematte legt, als zur Arbeit zu gehen? Oder sind Sie so unfähig, dass sich seit 2 ½ Jahren alle Türen vor Ihnen verschließen?«
    Am liebsten hätte er gebrüllt: »Ich bin arbeitslos, weil mir auch andere Firmen schon so dumme Fragen wie Sie gestellt haben! Ich bin arbeitslos, weil alle nur auf mein Alter schauen und nicht auf meine Qualifikation! Ich bin arbeitslos, weil jemand, der mit 53 Jahren vom Arbeitskarussell fällt, nicht mehr raufgelassen wird!«
    Stattdessen sagte er: »Ich

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