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Titel: Binärcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
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Russe hat vor ein paar Tagen bei dem Autohändler eine Probefahrt mit einem alten G-Klasse-Mercedes angetreten. Schwarz, langer Radstand, verchromter Kuhfänger. Er hat das Auto nicht zurückgebracht .«

     

     
    * * *

     

     
    Viermal drückte er vergeblich den Klingelknopf, dann ließ er den Finger einfach drauf, bis sein Schwager öffnete. Brecker hatte einen hochroten glänzenden Schädel, sein feister Leib steckte in einem royalblauen Satin-Morgenmantel, auf dem in burgundroter Fraktur-Typo seine Initialen eingestickt waren. Sir Klaus vom zweiten Revier.
    »Verdammt, was willst du um die Uhrzeit noch hier, du solltest mal zu Hause vorbeischauen. Karin sagt, ihr habt sie unter Polizeischutz gestellt und keiner würde ihr was erklären .«
    Brecker senkte die Stimme.
    »Hat das was mit dem Mord an …«
    Hinter ihm kam Schannin aus dem Schlafzimmer, in ein Handtuch gewickelt, baute sich im Flur auf und steckte sich eine Marlboro an. Sie wirkte unbefriedigt.
    »Ich brauche eine von deinen Stupsnasen. Eine mit ordentlich bums«, sagte Rünz und zwinkerte Schannin zu.
    »Willst du jetzt noch auf den Schießstand, oder was ?«
    »Nein, ein kleiner Einsatz, nichts Besonderes.«
    »Ach, und was ist das für ein kleiner Einsatz, für den deine Dienstwaffe nicht ausreicht? Von deiner Ruger mal ganz zu schweigen .«
    »Hör zu, ich kann unmöglich ins Präsidium, und meine Waffen sind in der Wohnung. Wenn ich jetzt nach Hause fahre und meine Ruger oder meinen LadySmith hole, muss ich deine Schwester mit fadenscheinigen Erklärungen zutexten, dafür fehlt mir im Moment die innere Ruhe. Meine Work-Life-Balance ist am Arsch, verstehst du, was ich meine? Kann ich jetzt reinkommen ?«
    Rünz folgte Brecker durch den Flur, Schannin starrte ihn regungslos an, rauchte und ließ Kaugummiblasen knallen. Brecker fummelte am Doppelbartschloss seines Waffentresors herum, er schien noch ziemlich erhitzt und erregt.
    »Du wirst das kleine Löchlein doch finden? Wieder einsatzfähig untenrum – oder hast du bleibende Schäden von deinem kleinen Flirt im ›Godot‹ ?«
    »Halt bloß den Mund. Wenn du mit einer meiner Kurzwaffen Scheiße baust und ich meinen Waffenschein los bin, dann hast du einen Feind in der Familie. Was waren das für hohe Tiere im Präsidium, was haben die dir erzählt? Wirst du befördert ?«
    »Ja, mit einem Arschtritt. Jetzt piens hier nicht rum, was hast du im Angebot ?«
    »Ich kann dir die Walther Desert Eagle Mark XIX in 357er Magnum anbieten, da kriegen die meisten vom Hinschauen schon den nötigen Respekt. Wenn du es lieber klassisch magst, dann empfehle ich dir diesen Singel Action Army Colt. Du könntest dir von der Reiterstaffel ein Pferd leihen und stilecht wie General Custer am Little Bighorn …«
    »Was ist das da unten für ein Kasten ?«
    Rünz zeigte auf einen signalgelben kleinen Hartschalenkoffer mit der Aufschrift ›Emergency Survival Tool‹.
    »Vergiss den, ein brandneuer Überlebenskoffer von Smith & Wesson, falls mir beim Campingurlaub am Neckar mal ein Kodiak ins Vorzelt läuft .«
    »Genau das, was ich brauche. Mach den doch mal auf .«
    Widerwillig zog Brecker die Box aus dem Stahlschrank, stellte sie auf den Küchentisch und öffnete den Deckel. Zwei Thermoschutzfolien, Signalspiegel, Faltsäge, Trillerpfeife, Kompass, Messer, Sturmfeuerzeug – Survival-Kitsch im Hartschaumblock, rund um einen unglaublich mächtigen kurzläufigen Revolver mit Kunststoffgriffschalen in Kofferfarbe.
    »Heilige Muttergottes, dagegen wirkt ja meine Ruger wie ein Reizgassprüher. Hast du das Ding schon getestet ?«
    Rünz nahm die Waffe aus dem Koffer.
    »Noch keine Zeit. 2000 Gramm Stainless Steel von Smith & Wesson in 500er Magnum, fünfschüssig, double-action, 2¾-Zoll-Lauf. Damit kannst du Schiffe versenken oder Bäume fällen .«
    »Wie sieht’s mit Munition aus ?«
    »Munition? Das Ding verschießt Granaten !«
    Brecker ging zum Waffenschrank und kam mit einer Handvoll fingerdicker Patronen wieder – die 454er Casull, mit denen Rünz seine Ruger fütterte, nahmen sich daneben aus wie Luftgewehrkugeln. Er klappte die Trommel heraus, lud die Patronenlager und legte probeweise an.
    »Hast du ein Holster ?«
    »Sonderanfertigung, ist noch in Arbeit .«
    Rünz steckte die Waffe in die Außentasche seiner Winterjacke, das Gewicht zog ihm fast den Stoff von den Schultern. Wortlos drehte er sich um und ging Richtung Ausgang, Brecker stapfte aufgeregt hinter ihm her.
    »Langsam, Karl, das ist nicht

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