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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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nicht. Aber ich kannte seine Frau. Hatte
sie und ihre Freundin, Alicia Marmaduke, jeden Freitag vom Malkurs nach Hause
kutschiert.
    »Ehrlich gesagt, ich weiß nicht genau, ob ich schon wieder
so weit bin, Inspector. Karpfen sind so sensible Geschöpfe, wie Sie ja selbst
wissen. Audrey hat den Teich zugeschüttet, können Sie sich das vorstellen? Hat
die Pumpen und Luftfilter weggeworfen. Meine Nymphe sieht jetzt nur noch Gras.
Ich müsste ganz von vorn anfangen.«
    »Frauen«, sagte er. »Besuchen Sie sie oft?«
    »Audrey?«
    »Die Nymphe. Falls Sie keinen neuen Teich anlegen, könnte
ich jederzeit ein Plätzchen für sie in meiner neuen japanischen Luxusanlage
finden. Ich expandiere nämlich im großen Stil, Al, ein zweiter Teich,
Wasserfälle, Pagoden. Ihre Nymphe würde sich da gut machen, zum Beispiel, wenn
sie aus dem Fudschijama ragen würde, den ich für mittendrin plane. Mit ein
bisschen Zement könnte ich ihr Schlitzaugen verpassen. Das würde Colonel Grace
fuchsen. Er ist ganz schön angesäuert, seit ich die Trophäe gewonnen habe.
Erwähnte ich das schon? Mini Ha Ha und ich haben die Goldmedaille gewonnen.
Gott, was für ein Koi! Sehen Sie mal!«
    Er holte sein Handy hervor. Und da war sie, starrte mich
vom Display an. Sie war ganz passabel, aber kein Vergleich zu Torvill. Recht
hübsche Zeichnung, kuckte aber ein bisschen mürrisch, wie ich fand, als würde
sie sich für besser halten als alle anderen.
    »Wirklich eine wahre Augenweide von Fisch. Ich würd sie
gern mal in natura sehen, wenn Sie Zeit haben. So ein Prachtexemplar bekommt
man nicht jeden Tag aus der Nähe zu sehen. Das muss so ähnlich sein, als würde
Sigourney Weaver splitterfasernackt in Ihrem Garten ein Sonnenbad nehmen.«
    Er wackelte mit dem Bein, ganz aufgeregt.
    »Wem sagen Sie das!« Er sah auf seine Uhr. »Hören Sie. Ich
müsste eigentlich in einem bewaffneten Raubüberfall ermitteln, eine Zeugin
vernehmen, aber die kann ruhig ein oder zwei Stunden warten. Schließlich kann
sie nicht weglaufen, mit dem festgeschnallten Bein im Krankenhaus. Wie wär's,
wenn wir jetzt gleich zu mir fahren und ich Ihnen Mini Ha Ha zeige? Ich hab sie
heute ohnehin nur ganz kurz gesehen.«
    Ich stieg in den Citroën und fuhr hinter ihm her. Es war
nicht schwer, ihm zu folgen. Er hatte so einen rot gefleckten Fisch, ganz aufgebläht
und stachelig, im Fenster baumeln, und einen zweiten, doppelt so groß, am Innenspiegel.
Ich konnte sehen, wie dieser Fisch ihm jedes Mal, wenn wir abbogen, gegen den
Kopf knallte. Wenn es möglich gewesen wäre, ein plätscherndes Aquarium auf dem
Rücksitz zu haben, hätte er auch das gehabt. Aus irgendeinem Grund hatte ich
gedacht, er würde in Dorchester oder Wareham wohnen. Vielleicht hatte er da
auch mal gewohnt. Jetzt tat er es jedenfalls nicht mehr. Er lebte nicht weit
von Weymouth, nahe am Meer, in so einer Siedlung, die wahrscheinlich mal ein
richtiges Dorf gewesen war, das eine Post hatte und einen Metzger und eine
Farm, wo man richtige Milch kaufen konnte, das aber inzwischen von wuchernden
modernen Häusern verschlungen worden war, die alle viel zu dicht
zusammenstanden, mit schnurgeraden Straßen und niedrigen Ziegelmäuerchen, die
nichts fernhalten konnten, nicht mal Hundescheiße. Sein Haus stand am Ende
einer Sackgasse, ein Spießrutenlauf aus je acht Häusern auf jeder Seite, die
uns direkt anblickten, als wir vorbeifuhren. Genau das, was ein angehender
Einbrecher sich wünscht, raschelnde Vorhänge mit Blick auf den Tatort. Sein
Haus machte einen heruntergekommenen Eindruck, abblätternde Farbe am Fenster,
dürres Unkraut auf dem Weg, ein Rasen wie eine ausgehungerte, räudige Katze.
Ein paar braune Umschläge ragten aus dem Briefkasten, als steckten sie schon
eine ganze Weile dort. Michaela hätte das keine Sekunde ausgehalten. Ich
ehrlich gesagt auch nicht. Ihn dagegen schien es nicht zu stören. Er wedelte
bloß mit dem Arm, als wollte er es ausblenden, und führte mich den Seitenweg
hinunter, wo ein hohes Holztor mit Stacheldraht obendrauf den Weg zwischen
Haus und Gartenmauer versperrte. Kein gutes Zeichen, dachte ich.
    »Sie haben Ihr Grundstück gut gesichert«, sagte ich.
»Freundliche Nachbarn?«
    »Größtenteils Polizei«, antwortete Rump und holte einen
Schlüsselbund von der Größe meiner Faust hervor. »Wir leben gern in Enklaven.
Ist besser so. Wussten Sie das nicht?« Er schloss das Tor auf. Wir gingen
hindurch.
    Es war, als wären wir in einer Filmkulisse gelandet.
Hinter dem Haus

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