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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fischnapping
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Ladys von früher,
wer oder was auch immer, wenn sie auf Leinwand gebannt wurden, dann immer nur
mit nackten Möpsen. Angemessenes Verhalten mit Rücksicht auf die aktuelle
Situation spielte dabei nie eine Rolle.
    Ich ging zurück ins Haus, um Mutter Teresa eine Orange zu
holen, damit sie sich ein bisschen mehr wie zu Hause fühlte. Michaela lag
zurückgelehnt auf dem Sofa, die Füße und ihr weißer Hut auf dem
Zeitschriftentisch. Ganz schön dreist, wenn Sie mich fragen. Ein
Zeitschriftentisch ist schließlich für Zeitschriften da.
    »Hast du's bequem?«
    »Ich versuche nur, wieder durchzuatmen. Du hast da eine
ganz schöne Show abgezogen.« Sie legte die Arme auf die Rückenlehne. Sie
amüsierte sich und wollte, dass ich es wusste.
    »Ging nicht anders. Die hatten meinen Fisch geklaut, ist
das zu fassen, reißen ihn sich am helllichten Tag unter den Nagel. Wie auch
immer, was jetzt?«
    »Was jetzt?« Sie nagte ein bisschen an ihrer Lippe. »Wir
lassen ihn einen Tag lang schwitzen, und morgen rufst du ihn an.« Ich fixierte
sie und versuchte, cool auszusehen. Wofür hielt sie mich, für einen
Vollidioten?
    »Ich rufe ihn an?«
    »Mich würde er erkennen, Al. Ich war mit ihm verheiratet,
schon vergessen?«
    »Ja, aber hast du je mit ihm geredet?« Sie zuckte die
Achseln.
    »Mir kommt das alles einfach ein bisschen stümperhaft vor,
Michaela, nicht wie das raffiniert geplante Ding, von dem ursprünglich die Rede
war. Ich frage mich, wo das alles hinführt, die Kreuzfahrt und so.«
    »Ah. Ich habe darüber nachgedacht. Nach deiner Leistung
heute auf dem Tretboot frage ich mich doch, ob du dich überhaupt für eine
Kreuzfahrt eignest. Vielleicht sollten wir einfach getrennte Wege gehen.«
    »Du meinst, jetzt, wo ich für dich die Drecksarbeit erledigt
hab. Noch ist das Geld nicht da.«
    Ihr Bein glitt aus ihrem Strandmantel. Sie stupste mich
mit dem nackten Fuß an, genau wie beim ersten Mal. »Aber bei dem Geld brauch
ich deine Hilfe nicht, Al. Ich könnte es einfach unter Wasser aufsammeln und
damit wegschwimmen. Dich mit dem Schlamassel allein zurücklassen, oder,
genauer gesagt, mit dem Fisch.« Sie lachte, kitzelte mich mit ihren Zehen. Sie
wusste, wohin das führte.
    Gestern um diese Zeit hätte ich mich mitreißen lassen.
Gestern um diese Zeit war ich Emily noch nicht begegnet. Doch das wusste sie
nicht. Ich packte ihren Fuß. Ich spürte den Puls am Knöchel.
    »Das würde dir gefallen, was, mich zum Affen zu machen?«
    »Natürlich. Dir würde es doch auch gefallen, oder jedenfalls,
dass ich es versuche. Wir gleichen uns wie ein Ei dem anderen, du und ich.
Leute verarschen und ab und an ein Nümmerchen schieben, das allein zählt für
solche wie uns.«
    »Wie wär's mit einem Nümmerchen heute Nachmittag? Obwohl
du mich abstoßend findest.«
    »Al! Ich habe nie gesagt, dass ich dich abstoßend finde.
Ich habe gesagt, ich finde dich widerlich. Das sind zwei verschiedene Paar
Schuhe.« Sie tat, als würde ein kleiner Schauer durch ihren Körper laufen. Sie
glaubte, es wäre so einfach für sie. Ich trat näher, fuhr mit der Hand an ihrer
Wade hoch.
    »Gut, wie wär's mit einem Nümmerchen und der ganzen Wahrheit? Sag mir, was sie gesagt hat.«
    »Jetzt?«
    »Wieso nicht? Lass alles raus, öffne dich ungeniert.« Ich griff
nach unten, zog die Kordel ihres Strandmantels auf. »Ungeniert?«
    »Klar. Du willst keine Kreuzfahrt mit mir machen,
stimmt's?«
    »Es sei denn, du bist der Ober. Es sei denn, ich könnte
dich herbestellen, dich Haltung annehmen lassen, angetan mit einer adrett
gefalteten kleinen Serviette. Das ist das Wunderbare an Kreuzfahrten. Es gibt
keinerlei Moral an Bord.«
    »Also ein bisschen so wie hier, in diesem Bungalow. Auch
hier gibt's nicht viel Moral. Ich meine, du willst mich einfach auf dem
Trockenen sitzen lassen.«
    »Wenn ich das bloß könnte.«
    »Sag mir, was sie gesagt hat. Dann kannst du machen, was
du willst.«
    »Wirklich?«
    »Ich komm auch alleine klar, weißt du. Du spielst dein
Spiel, ich spiel meins.«
    »Aber vorher machen wir eine kleine Aufwärmübung.«
    »Ah. Du bist Tennisspielerin.«
    »Bloß eine Spielerin.«
    Sie bewegte den Fuß, fand, wonach sie suchte.
    Ich öffnete langsam ihren Mantel. Diesmal stand ich an
einem anderen Klippenrand, Absturz ausgeschlossen, Kernschmelze ausgeschlossen.
»Also?«
    »Errätst du's nicht?«
    »Ich hab genug von der Raterei, Michaela. Harte kleine
Gewissheiten, darauf bin ich aus, voller Blut, einsatzbereit.«
    Ich griff nach unten,

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