Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
die natürlichen Feinde des Menschen, die den Hauptgrund für die meisten Toten weltweit boten. Gemeint sind vor allem Krankheiten. Und es ist interessant, dass sich tendenziell dort am meisten Infektionskrankheiten finden, wo die Artenzahlen an Säugetieren und Vögeln, unseren engen Verwandten im weiteren Sinne, groß sind.
Schädlinge und Parasiten an unseren Nahrungsmitteln zerstören jährlich Millionen von Tonnen an Nahrungsmitteln und gefährden damit die Lebensgrundlage vieler Menschen. Nicht ohne Grund zählt schon das Alte Testament die Massenvermehrung von Heuschrecken, Stechmücken und Stechfliegen zu den zehn Plagen, die über Ägypten hereinbrechen, ebenso wie Viehpest und Schwarze Blattern. Im Altertum waren diese natürlichen Gefahren noch viel greifbarer und bedrohlicher als heute.
Allerdings ist die Natur nie einseitig, sie kann auch wieder den Service bieten, solche natürlichen Gefahren zumindest abzumildern. Das wird vor allem dort deutlich, wo die Natur zurückgedrängt wurde. Die Verbreitung etwa von Infektionskrankheiten wurde häufig durch die Umwandlung von natürlichen Ökosystemen in intensiv genutzte Landschaften verstärkt. Insbesondere Umwandlungen in Wassereinzugsgebiete können Gefahren bergen. Ein Dammbau am Senegal-Fluss führte in den 1980er-Jahren dazu, dass sich die Zusammensetzung der Schneckenpopulationen im Wasser wesentlich veränderte. Die häufiger auftretende Schnecke Biomphalaria pfeifferi war aber Wirt und Überträger der Schistomatose, einer schweren Tropenkrankheit, die sich in der Folge im gesamten Gebiet massiv ausbreitete. Und es gibt auch Beispiele dafür, wie starke Abholzung dazu führt, dass derÜbergang von Krankheiten aus Waldgebieten in von Menschen bewohnte Gebiete stark zunimmt, aus dem Grund, dass sich nun Wirtstiere und Insekten als Überträger näher beim Menschen befinden. Ökosysteme können hier also als Serviceleistung eine Pufferwirkung bieten.
Ein letzter wichtiger Faktor ist auch das enge Zusammenleben des Menschen mit seinen Nutztieren, ggf. noch in direkter Nähe zu gestörten Lebensräumen, wie oben beschrieben. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit noch weiter, dass durch Nutztiere als Zwischenwirte eine Krankheit auf den Menschen übertragen wird. Ein bekanntes Beispiel dafür war vermutlich der Ausbruch des SARS-Virus im Jahr 2002/2003, bei dem ca. tausend Menschen, vornehmlich in Südostasien, starben. Es wird vermutet, dass das Virus womöglich durch verzehrte Wildtiere, etwa Schleichkatzen, übertragen wurde.
Beim Konzept der ökosystemaren Dienstleistungen stehen also diese positiven Aspekte im Vordergrund. So versucht auch die am häufigsten gebrauchte Einteilung von Ökosystemdienstleistungen, hauptsächlich mit drei positiven Kategorien auszukommen.
Natur als Versorger
Versorgungsleistungen liefern dem Menschen alle essenziellen Güter aus der Natur – Nahrung, Kleidung, Holz, Arzneimittel und vieles mehr. Hinzu kommt die Wasserversorgung. Nach dem Millennium Ecosystem Assessment von 2005 war bei den Leistungen Getreideanbau, Viehbestand und Aquakultur in den letzten fünfzig Jahren ein starker Anstieg zu verzeichnen, bei Holz und anderen Naturfasern bot sich ein gemischtes Bild. In vielen tropischen und subtropischen Ländern nimmt der Waldbestand weiter massiv ab, ebenso in Sibirien und teilweise in Nordamerika.In Europa dagegen nimmt der Waldbestand zu, auch wenn er seit dem Boom der Bioenergie wegen der Holzhackschnitzeln oder Holzpellets wieder stärker unter Nutzungsdruck steht. Negativ sind dagegen die Entwicklungen beim Fischfang und anderen Gütern aus der Natur wie etwa Trinkwasser, Brennmaterial, pharmazeutischen Stoffen und genetischen Ressourcen im Allgemeinen. Hier hat sich die Situation in den letzten fünfzig Jahren großflächig verschlechtert.
Natur als Regulator
Regulationsleistungen runden über die Versorgungsleistungen hinaus das „große Bild“ ab. Dabei geht es etwa um die Klimaregulation, kleinräumig in der Stadt, aber ebenso global durch die Festlegung von Kohlenstoff in Pflanzen und Böden, die Hochwasserregulation an Flüssen, die Vermeidung von Erosion an Hängen und Sturmschäden an der Küste, aber auch die Grundwasseranreicherung und damit die dauerhafte Versorgung von Ökosystemen mit Wasser. Die Regulierung von Krankheitserregern findet hier ebenfalls ihren Platz.
Und auch hier fällt das Bild in den letzten fünfzig Jahren eher negativ aus. Zwar kann die Kohlenstoffspeicherung in den
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