Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
Bücher über das Artensterben durch den Menschen, das Buch „Die Letzten ihrer Art“, das der Science-Fiction-Autor Douglas Adams zusammen mit dem Zoologen Mark Carwardine im Jahr 1990 verfasste. Die beiden Autoren berichten, wie sie einige wenige der seltensten und bedrohtesten Arten der Zeit besuchten – oder dies zumindest versuchten. Den chinesischen Flussdelfin des Jangtse, den Baiji, konnten sie schon nicht mehr in Freiheit entdecken und sahen nur das einzige Individuum, das in einem Aquarium lebte. Heute gilt der Baiji als ausgestorben. Ähnlich sah es zu der Zeit für den Kakapo aus. Er ist der einzige flugunfähige Papagei der Welt und mehrere Kilogramm schwer. Vor der Einschleppung von Ratten, Katzen, Mardern und anderen Feinden lebte er in ganz Neuseeland. Da er aber über eine äußert langsame Vermehrung verfügt – die Weibchen brüten nur in Jahren mit guter Nahrungsversorgung und ziehen dann zumeist auch nur ein Junges pro Jahr groß –, war der Bestand in ganz Neuseeland nach der Besiedlung durch die Europäer rapide gesunken. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es erste Versuche, die schwindenden Bestände zu schützen und durch Umsiedlung auf kleine Inseln zu erhalten. Aber immer wieder waren dort auch Feinde vorhanden, etwa Katzen, oder diese kamen später durch Besiedlung hinzu, sodass alle Programme erfolglos blieben. Erst1989 wurde systematisch ein Kakapo-Erholungsplan erarbeitet und umgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt gab es auf zwei kleinen Inseln gerade einmal noch fünfzig Individuen, davon neunzehn Weibchen. Mit enormem Aufwand und ständiger Betreuung ist es bis heute gelungen, die Anzahl der Kakapos wieder auf 127 Tiere zu erhöhen, aber es wird auch auf den kleinen Inseln noch einer langen Zeit intensiver Betreuung durch den Menschen bedürfen, bis der Bestand gesichert ist. Eine Wiederansiedlung auf dem Festland erscheint aufgrund der vielfältigen Gefahren durch Raubtiere kaum möglich.
Ein noch spektakuläreres Beispiel für eine solche Erholung ist einem kleinen, spatzengroßen Vogel zuzuschreiben, von dem 1980 gerade einmal fünf Exemplare lebten, dem Chatham-Schnäpper. Die Chatham-Inseln liegen über 600 Kilometer östlich von Neuseeland und wurden früh durch die Moriori, ein polynesisches Volk, und später von den Europäern besiedelt. Wie auch auf den Hauptinseln Neuseelands gibt es zahlreiche, nur dort vorkommende Tier- und Pflanzenarten, die durch eingeschleppte Arten vielfach bedroht und ausgerottet wurden. So sind von den achtzehn ursprünglich nur dort vorkommenden Vogelarten bereits dreizehn ausgestorben, darunter eine Enten-, eine Pinguin- und eine Raben-Art. Noch erhalten sind eine Kormoran- und eine Sturmvogelart – und eben der Chatham-Schnäpper. Er hatte auf einer kleinen Insel überlebt, und nur noch ein Pärchen konnte erfolgreich brüten. Dem Weibchen, „Old Blue“ genannt, wurde nach ihrem Tod sogar eine Gedenktafel gewidmet, als Retterin ihrer Art.Alle heute lebenden Chatham-Schnäpper, es handelt sich um ca. 260 Tiere, stammen von diesem einen Weibchen ab. Im Gegensatz zum Kakapo können sich die Schnäpper als Singvögel schneller selbst erholen und bilden heute auf zwei kleinen Inseln (einen bzw. zwei Quadratkilometer groß) sich selbst erhaltende Populationen, wobei allerdings stets darauf geachtet werden muss, dass keine Räuber wie Ratten oderMäuse auf diese Inseln eingeschleppt werden. Das langfristige Ziel ist, auf einer der Inseln die ursprünglichen Wälder, deren Zerstörung auch ein Grund für den Rückgang der Art war, wiederherzustellen und darin mehrere selbständige Populationen des Schnäppers zu etablieren. Aber viele Gefahren bleiben bestehen. Ein einziger Sturm, der beide Inseln trifft, könnte den Bestand enorm gefährden. Auch hat sich der Gemeine Star, ebenfalls durch den Menschen eingeführt, auf die beiden Refugien des Schnäppers ausgebreitet und konkurriert um Nistplätze, er könnte aber auch Krankheiten übertragen, denen die Schnäpper bisher nicht begegnet sind und die sie möglicherweise schnell dezimieren. Hierbei könnte auch eine Rolle spielen, dass die genetische Vielfalt so enorm reduziert ist – alle lebenden Exemplare stammen ja nur von einem Weibchen ab.
Auch bei uns befinden sich manche Arten dank intensiver Betreuung und flächenhaftem Schutz wieder auf dem aufsteigenden Ast. Dabei geht es bei uns meist nicht um so charismatische Tiere wie den Kakapo oder eher unscheinbare wie den Chatham-Schnäpper, sondern
Weitere Kostenlose Bücher