Biodiversität: Unsere wertvollste Ressource
das Jahr 2050 eine massive Ausweitung des Phänomens vor allem in Südamerika und Asien, und dort insbesondere in China und Indien.
Die Effekte können wir in Europa bereits seit Jahrzehnten beobachten: Flüsse und Meere, vor allem Nord- und Ostsee, leider unter einer massiven Überdüngung. So kommt es in den Meeren zu verstärkten Algenblüten, d. h. einer massiven Vermehrung von kleinen Algen, die, je nach Art, auch Giftstoffe produzieren und somit Tiere und den Menschen gefährden. Seit den 1990er-Jahren treten im Wattenmeer vermehrt großflächige sogenannte „Todeszonen“ auf – Wattflächen, auf denen fast alles Leben abgestorben ist, da bei der Zersetzung der Algen aller Sauerstoff im Wattboden aufgebraucht wird.
Im Golf von Mexiko, dort, wo der Mississippi seine Nährstofffracht aus den USA ablädt, sind solche Zonen seit den 1980ern jedes Jahr zu beobachten. Im Jahr 2002 war die Zone ca. 22 000 Quadratkilometer groß – so groß wie der Bundesstaat Massachusetts. Ein Bericht aus dem Jahr 2010 stellt fest, dass das Problem mittlerweile in fast 170 Küstenregionen auf der ganzen Welt bekannt ist. Während die ökologischen Folgen dieser Flächen noch weiter erforscht werden müssen, ist die Auswirkung der Überdüngung an Land und in Flüssen und Seen hinlänglich bekannt. Ökosysteme, die von Natur aus arm an Nährstoffen sind und Lebensraum für daran angepasste Arten bieten, werden immer seltener. Entsprechend sind diese Arten häufig stark in ihrem Vorkommen dezimiert und auf den Roten Listen gefährdeter Arten wiederzufinden. Ein bekanntes Beispiel ist die „bunte Blumenwiese“, die viele von uns noch aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kennen, die aber immer mehr durch wuchsstarke Arten nach Düngung verdrängt wurden. Viele Wiesen sind daher nur noch im Frühling „bunt“, wenn der Löwenzahn blüht, danach dominieren Gräser das Bild, nicht zuletzt, weil sie die mit der Düngung einhergehende drei- bis fünfmalige Mahd im Jahr verkraften können.
Von unzähligen Flüssen und Seen ist bekannt, dass sie aufgrund der Nährstofffrachten „umkippen“, d. h. ähnlich wie dieTodeszonen in den Meeren durch einen starken Algenwuchs und die folgende Verrottung zu sauerstofffreien Zonen wurden, und dass darin ganze Fischpopulationen ausstarben. In Deutschland mag dieses Bild selten geworden sein, da die massive Investition in Klärwerke seit den 1970er-Jahren zu einer deutlichen Verbesserung geführt hat, aber weltweit ist es weiterhin ein großes Problem.
Mit der flächendeckenden Düngung und dem intensiven Pestizideinsatz wird landwirtschaftliche Produktion erhalten oder erst möglich gemacht. Gleichzeitig bedroht diese aber die Vielfalt der Leistungen, die die Natur erbringt – und die Vielfalt der Arten.
Wieder mehr werden – Aufwand für seltsame Papageien und andere seltene Tiere
In den zuvor genannten Aspekten des Mehr-Werdens spiegelt sich auch immer ein Weniger-Werden in der Natur wider, zumeist bei Arten und Populationen, oder auch der von Menschen entwickelten und jetzt wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwindenden Vielfalt an Nutzpflanzen und -tieren. Natürlich ist es nicht so, dass der Mensch diesen Verlust an Arten und Ökosystemen einfach so hinnimmt. Vielfach werden Maßnahmen ergriffen, um den Effekt der intensiven Naturnutzung und der Beschränkung etwa auf die Produktionsleistung einer Agrarlandschaft abzumildern oder ganz zu verhindern. Naturschutzrecht, Landschaftsplanung und auch die Agrarpolitik versuchen dies in Deutschland mit einem breiten Instrumentarium, wenn auch mit sehr unterschiedlichem Erfolg.
Zu den bemerkenswertesten Erfolgen kommt es in jenen ganz besonderen Fällen, in denen die Naturverbundenheit des Menschen zu einem enormen Einsatz von Mitteln führt, um dasÜberleben einer Art mit nur noch wenigen Individuen sicherzustellen. Beispiele hierfür finden sich vielfach auf Inseln. Wenn es etwa um seltene Vögel geht, fällt einem zuerst Neuseeland ein. Dort gab es mit den Moas die größten Laufvögel der Welt, die in mehreren Arten aber bereits im 15. Jahrhundert, noch vor der Ankunft der Europäer also, durch die Maori ausgerottet wurden. Genauso gibt es dort die Kiwis und den Kakapo, den womöglich bekanntesten Vogel, den ein enormer Aufwand an Geldmitteln und persönlichem Einsatz vieler Naturschützer und Biologen vorerst vor dem Aussterben bewahrt hat. Bekannt geworden sind der Kakapo und seine Geschichte durch eins der beeindruckendsten
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