Bioladen-Kochbuch
vorbeugende Verwendung chemisch-synthetischer Arzneimittel ist verboten. Treten Krankheiten auf, sind sie vorzugsweise mit pflanzlichen, homöopathischen oder anderen Naturheilmitteln, falls eine entsprechende Therapiesicherheit vorhanden ist, zu behandeln. Müssen im Krankheitsfall trotzdem Antibiotika eingesetzt werden, gelten längere Wartezeiten bis zur Schlachtung. Bio-Tiere werden bedarfsgerecht und ihrem Entwicklungsstand entsprechend ernährt. Deshalb nehmen sie langsamer zu und müssen länger gemästet werden. Das wirkt sich positiv auf den Geschmack und die Fleischqualität aus. Die aufwendigeren Haltungsbedingungen verursachen bei den Erzeugern höhere Kosten als in der konventionellen Aufzucht. Ãkologische Tierhaltung muss sich rechnen. Es gilt also, eine optimale tiergerechte Haltung und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen.
Ein gutes Stück Fleisch fängt beim Tierwohl an
Klosterhof Bünghausen
Ein wenig stur ist es schon, das Bergische Bauern-Ehepaar Susanne Schulte und Peter Schmidt. âWir wollen zeigen, dass alte Rassen eine wirtschaftliche Zukunft haben â und unseren Kunden einen besonderen Genuss bietenâ, beschreibt Schmidt die Zielsetzung des Klosterhof Bünghausen in Gummersbach (NRW), der konsequent nach Biokreis-Richtlinien bewirtschaftet wird.
Auf dem Arche-Hof des Ehepaars Susanne Schulte und Peter Schmidt stehen Tierwohl und Wirtschaftlichkeit im Einklang. Für das Ehepaar ist klar: Die Zukunft der Landwirtschaft ist bio und regional.
Auch Quereinsteiger können erfolgreich Landwirtschaft betreiben. Der gelernte Wirtschaftsjournalist übernahm 1997 von einer Nachbarin eine kleine Fläche, auf der er eine Streuobstwiese anlegte. Das Rasenmähen übernahmen drei Bergschafe, eine vom Aussterben bedrohte Haustierrasse. Verstärkung bekam die kleine Herde bald darauf durch den Bock Wastl. Langsam wuchs die Schafsfamilie, sodass weitere Flächen dazu gepachtet wurden. Die anfänglich noch eher provisorischen Viehbehausungen wurden 2007 durch einen offenen Gemischtviehstall ergänzt, und Peter Schmidt stieg in die Nebenerwerbslandwirtschaft ein. Sein Anliegen war und ist es, vom Aussterben bedrohte Haustierrassen auf seinem sogenannten Arche-Hof eine Chance zu geben. Er und seine Frau Susanne Schulte wollen mit ihrer Arbeit einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt sowie der bergischen Kulturlandschaft leisten und den Menschen zudem vermitteln, woher Lebensmittel stammen.
Susanne Schulte stieg 2005 in die Landwirtschaft ein, ebenso als Quereinsteigerin. Die gelernte Marktforscherin eignete sich das nötige Wissen selbst an, als âMit-Bäuerinâ, wie sie sich schmunzelnd nennt. Die ersten Schwierigkeiten, ein Stück Fleisch eines Tieres zu essen, das sie selbst gefüttert hatte, waren schnell überwunden. âDenn ich weiÃ, dass die Tiere ein artgerechtes Leben hatten. Sonst weià man das ja nicht unbedingt, egal, wo man Fleisch kauftâ, fügt sie hinzu.
Erhalten durch Aufessen
Für das Ehepaar gilt auf ihrem Arche-Hof die Philosophie: Alte Rassen wirtschaftlich nutzen, nur so hat die Art eine Chance. âDas muss sich natürlich auch rechnen, da darf man sich nichts vormachenâ, sagt Peter Schmidt. Der Hof beherbergt braune und schwarze Bergschafe, die berggängig und für die Landschaftspflege gut als Rasenmäher geeignet sind. Des Weiteren Rinder der Rasse Rotes Höhenvieh und Noriker-Pferde vom Abtenauer Schlag. Die Rinder sind ideal für die Mittelgebirgslage des Bergischen Landes, da sie robust gegen die wechselhaften Wettereinflüsse der Gegend sind. âAufgrund der natürlichen Haltung mit Weidehaltungvon Frühjahr bis Spätherbst und Offenstall im Winter sowie der bis zu dreijährigen Wachstumszeit der Ochsen ist das Fleisch sehr zart und gut marmoriertâ, sagt Peter Schmidt. Früher wurden die Rinder als Dreinutzungsrasse gehalten: als Fleisch- und Milch-Lieferant sowie als Nutztier in der Landwirtschaft. Heute sind Mehrnutzungsrassen in der Landwirtschaft eher die Ausnahme, da sie nach moderner betriebswirtschaftlicher Definition keine Spitzenerträge bringen. Gefüttert werden nur Gras und Heu sowie pflanzliche Zusatzstoffe wie Gerstenschrot oder Biokraftfutter für die Lämmer â gentechnisch verändertes Soja ist bei Bio tabu.
Die Rinder der alten Rasse Rotes Höhenvieh sind von Frühjahr bis Spätherbst auf der Weide.
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