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Birnbaeume bluehen weiß

Birnbaeume bluehen weiß

Titel: Birnbaeume bluehen weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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sage Klaas, Kees oder Gerard nichts davon, ich glaube nicht, dass sie es gemerkt haben.

    4. August. Warum will ich immer wissen, welchen Tag wir haben? Ich dachte über die Zukunft immer: Ich werde es schon sehen. Jetzt gibt es kaum noch was zu sehen. Alle kümmern sich um meine Zukunft, vor allem Gerard.

    5. August. Es regnet, und es ist sehr schwül. Trotzdem habe ich heute Mittag eine Weile im Garten gesessen, unter dem großen Sonnenschirm. Der Sonnenschirm leckte, das Wasser tropfte mir auf den Kopf und die Beine. Ich bin einfach sitzen geblieben.
    Wäre ich nur eine Grille.

    Ich weiß, dass ich mich an meinem Geburtstag unmöglich benommen habe. Ich kann nichts dafür, wenn ich einmal anfange, gibt es keinen Weg mehr zurück. Ich merke, dass es die anderen bedrückt. Dann werde ich noch grantiger, sonst muss ich sagen, dass es mir leidtut, und das kannich jetzt einfach nicht. Wenn ich einmal anfange, gibt es keinen Weg zurück.

    »Wenn ihr wieder da seid, setzen wir uns mal zusammen«, sagt Gerard. »So geht es nicht weiter.«
    »Einverstanden«, sage ich. Ich glaube, dass meine Antwort Gerard erschreckt, er hatte was völlig anderes erwartet.
    Braille, mit den Fingern lesen. Ich will nicht daran denken. Ich will auch nicht daran denken, mit anderen Blinden zusammen zu sein.

    7. August. Bevor wir zu Anna und Jan fahren, will ich noch einmal Schwarz spielen. Vielleicht bin ich jetzt besser darin geworden. Ich habe schon ein Ziel im Kopf. Ein ruhiger Ort. Ein Ort, an dem alles stillsteht, an dem ich nichts zu tun brauche. Wo ich vielleicht eine Weile oder ein wenig länger Ruhe finden kann.

Grabsteinliegen
    Am 8. August, einem Sonntag, wollte Gerson zu unserem großen Erstaunen Schwarz spielen. Es war der Tag, bevor wir zu Anna und Jan fahren würden. Daten werden jetzt wichtig, es ist eine Art Abzählen geworden, diese Geschichte.
    »Warum?«, fragte Kees.
    »Darum«, antwortete Gerson.
    Klaas seufzte.
    »Ich will wissen, ob ich es verlernt habe.«
    Warum wollte er Schwarz spielen?
    An diesem Morgen passierte noch etwas Seltsames. Gerard ließ einen Eimer mit warmem Wasser volllaufen. Er nahm einen ausgetrockneten Schwamm und ein steinhartes Fensterleder aus der Waschküche. Er holte das Hartwachs aus dem Schuppen.
    »Wäschst du das Auto?«, fragte Klaas erstaunt.
    »Anscheinend«, sagte Gerard, als ob er sich selbst auch darüber wunderte. Es war das erste Mal, dass er den großen, dunkelblauen Wagen wusch. Er ließ die Radkappen und die Nummernschilder nicht aus. Er stöpselte den Stecker der Kabelrolle in der Küche ein, steckte den Stecker des Staubsaugers in die Kabelrolle und saugte die Vordersitze und die Rückbank ab. Er schlug die Automatten gegen die Mauer unter dem Küchenfenster. Er rieb den Wagen mit einem alten Geschirrtuch trocken. Er trug das Hartwachs auf und verteilte es mit einem weichen Tuch. Er holte sogar die Spraydose mit Tannennadelduft aus dem Küchenschrank.
    Wir saßen zu dritt auf dem Sofa im Wohnzimmer und schauten durch das Seitenfenster raus.
    »Wäscht Gerard das neue Auto?«, hatte Gerson gefragt.
    »Anscheinend«, hatte Klaas gesagt.
    »An einem Sonntag?«
    »Ja«, sagte Klaas.
    »Dann warten wir eben, bis er fertig ist«, sagte Gerson. Er saß zwischen uns und fragte ständig, was Gerard gerade machte, als fände er das interessant. Unsere Schultern klebten aneinander. Es war warm, und wir trugen alle drei ein Muskel-Shirt. Wir machten eine Live-Reportage. Wir taten so, als ob wir ein Fußballspiel kommentierten. Ein Wettstreit zwischen Gerard und dem Auto. Nachdem Gerard alle Türen hintereinander zugeschlagen hatte, stand es 4 zu 0 für ihn. Kurze Zeit später war er fertig.
    »Wir können anfangen«, sagte Gerson. »Oder?«
    »Ja, wir können«, sagte Kees.

    Natürlich mogelten wir an diesem Morgen. Gerson hatte noch nicht einmal so einen weißen Stock. Er hatte überhaupt nichts.
    Als wir schon an der Buche standen, wollte Klaas fragen, wer das Ziel bestimmte, aber Gerson war schneller. »Das Grab von Pieter Mulder«, sagte er. Das Grab von Pieter Mulder (geboren 1841, gestorben 1902, Beruf Zimmermann) war früher Gersons bevorzugtes schwieriges Ziel. Die Gräber auf dem kleinen Friedhof waren nicht in ordentlichen Reihen angelegt, sondern lagen querbeet verteilt. Zählen half nicht, man musste wirklich genau wissen, wo das Grab lag. PieterMulders Grabstein war ungewöhnlich. Sehr schmal und hoch. Oben war eine Trauerweide aus dem Stein gehauen. Wenn man ihn einmal

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