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Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Bis an das Ende der Nacht (German Edition)

Titel: Bis an das Ende der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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wir haben doch getankt!
    Wann?, fragt er, vage.
    Gestern. An der Tankstelle vorne am Highway.
    Sie haben nicht getankt – aber das kann Brad Mel nicht gestehen, noch nicht. Er steigt aus und schaut, auf Händen und Knien im Schotter herumkriechend, unter den Tank, immer noch hoffend, dass er sich vielleicht doch täuscht, dass ein Leck im Tank ist. Er macht die Kühlerhaube auf und tut so, als würde er den Motor inspizieren.
    Sie haben an derselben Tankstelle gehalten, zu der sie jetzt unterwegs sind, da, wo die Schotterstraße vom Highway abzweigt. Und während Mel drinnen Lebensmittel gekauft hat – und er eigentlich hätte tanken sollen -, fiel ihm plötzlich auf, dass durch eine Lücke in den Fichten und Kiefern hinterm Parkplatz der Lake Superior zu sehen war. Diese endlose Weite von blauem, glitzerndem Wasser, eingerahmt von grünen Ästen, im Sonnenschein – er konnte nur dastehen und schauen, rauchend und wartend, dass Mel kam und ihn fand. Was sie tat. Sie legte den Arm um ihn und sagte: Mein Gott, ist das schön. Sie sagte: Ich bin so froh, dass wir hergekommen sind, und küsste ihn, und er küsste sie zurück, und er war so erfüllt von der Vorstellung, wie sie miteinander schlafen würden, wenn sie erst in der Hütte wären, dass er an das Benzin gar nicht mehr dachte.
    Jetzt nagt Mel an der Daumenkante und betrachtet den Motor, der alt und verrostet und mit Schlacke bedeckt ist. Soll der so aussehen?, fragt sie.
    Herrgott, Mel, sagt er. Das Ding ist schließlich uralt.
    Ich frag ja nur.
    Er legt die Hand über die Augen. Ich weiß, sagt er, und dann dreht er sich zu ihr um. Ich hab zu tanken vergessen, okay?
    Sie starrt ihn an. Wie, vergessen?
    Vergessen eben. Wir haben geknutscht. Tut mir leid.
    Brad schaut nach rechts und nach links, die leere Straße entlang, über die schon dunkler werdenden Senken zwischen den Hügeln. Der Himmel ist strahlend blau, so als müsste die Luft warm sein – aber sie ist nicht warm. Den ganzen Tag hindurch ist es stetig kälter geworden, windiger. Die Bäume rings um sie biegen sich und rauschen. Brad nestelt eine Zigarette aus seiner Tasche, wärmt sich die Lunge. Verstohlen späht er zu Mel hinüber.
    Sie sieht nicht aus, als ob sie böse ist. So wie sie jetzt schaut, hat er ihr Gesicht noch nie gesehen. Mit aufgerissenen Augen starrt sie in den Wald, zum Himmel hinauf, dann wieder auf Brad, die Hände in die Jeanstaschen versenkt.
    Was machen wir jetzt?, fragt sie.
    Mel hat Angst, das ist es. Er ist schon wieder ein Idiot. Mel ist die Gescheite; sie hat schon das Rechnen angefangen: Es ist halb sechs. Sie sind vielleicht drei Meilen von der Hütte entfernt, fünf Meilen – mindestens – von der Tankstelle. Bald geht die Sonne unter. Sie haben beide nur T-Shirts an. Ausgeschlossen, dass sie es zu Fuß noch im Hellen zur Tankstelle und zurück schaffen.
    Wir müssen zurück zur Hütte, sagt er. Wenn wir gleich losgehen, schaffen wir es gerade noch, bevor es dunkel wird.
    Aber was ist mit dem Essen?, fragt sie. Was ist mit dem Propan?
    Frühstücksfleisch haben wir ja noch ein bisschen, oder? Und ein Sechserpack Limo. Und die Flasche mit dem Propan müsste auch noch halbvoll sein. Das kommt schon hin.
    Sie sieht zum Himmel hoch. Meinst du? Heute Nacht wird es kalt.
    Mel, sagt er. Wir haben genug. Komm jetzt.
    Er streckt den Arm aus, und sie starrt noch ein paar Sekunden länger in den Himmel, ehe sie darunterschlüpft.
    Na gut, sagt sie.
    Brad dreht sich nach dem Pick-up um, der einsam mitten in der Landschaft steht. Es stimmt nicht, dass keine Autos vorbeikommen – gerade vorhin haben sie ihr erstes gesehen, einen gelben Jeep, der in die Gegenrichtung unterwegs war. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand den Pick-up sieht, bevor sie ihn morgen wieder flottkriegen? Ein Einheimischer muss doch sofort Verdacht schöpfen. Brad ist sich nicht ganz sicher, wie Lou an die Nummernschilder gekommen ist, aber bestimmt nicht auf legalem Weg. Es braucht nur einer die Autonummer durchzugeben, und schon klappert die Polizei die Ferienhäuschen ab.
    Warte, sagt er.
    Er geht das Stück hinunter zu der Hütte, hübsch verborgen in ihrem Nest aus Bäumen. Die Fenster sind leer und dunkel, und sowohl Haus als auch Vorplatz sind von der Straße aus kaum zu sehen.
    Hilf mir mal, sagt er.
    Mel sitzt hinterm Steuer, der Automatikhebel auf N, während Brad sich gegen die offene Fahrertür stemmt, immer wieder, bis das alte Trumm sich endlich von der Stelle rührt. Mel lenkt

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