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Bis auf die Haut

Bis auf die Haut

Titel: Bis auf die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikki Gemmell
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Bett, schenkt dir ein neues Buch, das er im Bücherregal versteckt und dich suchen lässt. Diese kleinen Gesten wollen erwidert werden, Nettigkeit erzeugt Nettigkeit, die Ehe ist fast ein Wettbewerb der Nettigkeiten. Und so kratzt du ihn eben am Kopf, dass sich die Hautschuppen unter deine Fingernägel graben, und fügst dich im Bett und bläst ihm einen. Mit all seinen Nettigkeiten erkauft sich Cole Zeit für sich allein, fern von dir und fern von der Welt, im Lichtkreis des Fernsehers oder im Bad oder in seinem Arbeitszimmer bis spät in die Nacht. Dir macht das Alleinsein nichts aus, auch du brauchst es, um Atem zu holen und dich zu entspannen.
    Ein seltsames Gebilde ist sie schon, eure Ehe, völlig irrational, aber sie funktioniert. Eure Rollen sind traditionell verteilt, worüber sich deine Mutter fürchterlich aufregt. Sie war noch jung, als sie sich hat scheiden lassen, und hat dich allein erzogen, bis du ins Internat kamst. Sie hat dir eingetrichtert, dich nie auf einen Mann zu verlassen, jedes zweite Wort von ihr war, du musst finanziell unabhängig sein und darfst dich ja nie unterkriegen lassen. Aber um ehrlich zu sein, ist es eine solche Erleichterung, die feministische Vorsicht sausen zu lassen – ein richtig lasterhaftes, herrliches, genussvolles Gefühl, wie wenn man Pelz trägt.

18. Lektion Gehöriger Schlaf ist für das Wohlseyn unabdingbar
    Ein Uhr früh. Du liest den ersten Band von Harry Potter. Er gehört Cole, du hast ihn bei seiner Ferienlektüre gefunden, zwischen dicken Wälzern über Geschichte und Kunst. Du sitzt im Sessel neben der Flügeltür, die zum Balkon hinausgeht, und lässt ein Bein über die Armlehne baumeln.
    Schweiß rinnt dir wie Spinnenbeine den Oberkörper herab. Du sehnst dich nach einem Gewitter, das der Hitze das Rückgrat bricht, du möchtest es in den Dielenbrettern grollen hören und in den Blitzen riechen. Du schaust zu Cole hinüber, der auf dem Leintuch schläft und die Schuhe noch anhat. Du streifst sie ihm von den Füßen, wie es eine Mutter bei ihrem kleinen Kind tun würde, und drehst ihn um, um ihm auch sein Hemd auszuziehen; er beginnt sich zu regen und greift nach dir, zerrt an deinem Rock, möchte ihn herunterziehen. Sch, flüsterst du ihm zu, und legst deine Lippen in die Grube seines Nackens, wo er so verwundbar weich ist. Du willst nicht, dass er ganz aufwacht, dass irgendetwas in Gang kommt. Denn deine Menstruation hat gerade angefangen und du spürst, wie dein Blut heiß die Binde tränkt; du weißt, dass ihn das abstößt. Er mag kein Blut.
    Cole schläft normalerweise tief und fest, den Schlaf eines zufriedenen Mannes. Er schnarcht nicht, sonst hättest du ihn nie heiraten können. Wie könntest du bei einem Mann, der schnarcht, eine einzige Nacht durchschlafen? Cole lachte, als du mit ihm in eurer Hochzeitsnacht darüber gesprochen hast, das ist der einzige Grund, warum ich dich heiraten wollte, sagtest du. Cole antwortete, falls er tatsächlich schnarchte, würde er sich einen deiner BH s borgen und mit Tennisbällen ausstopfen und ihn mit dem Verschluss nach vorn tragen, damit er sich beim Schlafen nicht auf den Rücken drehen könnte, so sehr liebe er dich.
    Worüber du mit deinem Mann nie sprechen könntest, ist, dass es so lange dauert, bis er kommt. Und dass sich sein Schwanz irgendwie gebogen anfühlt und oft in dir schlaff wird, als schweife er mit seinen Gedanken ab. Und dass du ihm in den Anfangszeiten eurer Beziehung nur deshalb öfter einen geblasen hast, um dich bei ihm einzuschmeicheln. Und in ihm den Eindruck zu erwecken, du wärst eine andere Person.

19. Lektion Gute Angewohnheiten werden am besten erworben in der Jugend
    Du sitzt neben der Rezeption in der riesigen, fast leeren Lobby, während Cole Geld umtauscht. Ein Mann geht vorbei, der die Sonne im Gesicht trägt, im Grunde ist er noch ein Junge, mindestens ein Jahrzehnt jünger als du, er lächelt dich an und in dir wird etwas wach, was du seit Jahren nicht mehr gespürt hast, es hat mit Studentenpartys zu tun, mit Badewannen voller Alkohol und dem Geruch von Hamburgern an den Fingern und von Bieratem beim Küssen. Das alles hätte dich anwidern sollen, tat es aber nicht. Du warst immer ganz schnell feucht; schnell raus aus den Klamotten, das Gewicht des Typen auf dir, oder gegen eine Wand gebumst mit hochgezogenen Beinen.
    Du singst innerlich, als du mit Cole beschwingt in dein Zimmer voll frischer Rosen zurückkehrst. Jeden zweiten Tag überraschen dich neue Rosen, man

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