Bis auf die Knochen
hin war eine Reihe kugelf ö rmiger wei ß er Lichter rund f ü nf bis sechs Meter ü ber dem Boden. Kaum bogen wir jedoch in die Seitenstra ß e, ver ä nderte sich die Szene pl ö tzlich dramatisch. Hundert oder mehr Autos und Pick-ups zw ä ngten sich auf einem Flickwerk winziger Parzellen. Dutzende Menschen – allein und zu zweit in jeder denkbaren Kombination aus Alter, Geschlecht, Ethnie und Ü berspanntheit – schwirrten herum. Aus dem Seiteneingang, einer T ü r, die sich alle paar Sekunden ö ffnete und wieder schloss, um weitere G ä ste einzulassen oder auszuspucken, drangen in Abst ä nden h ä mmernde Rhythmen. Wir hatten Gl ü ck – ein PT Cruiser setzte r ü ckw ä rts aus einer Parkl ü cke, als wir uns gerade langsam n ä herten. » Da haben sich wohl zwei fr ü h gefunden «, sagte Jess. Ich zog die Augenbrauen hoch – wahrscheinlich nicht zum letzten Mal an diesem Abend.
Jess zahlte die zehn Dollar Eintritt f ü r uns, und wir gingen durch einen langen, schmalen Flur, der nicht nur von der unaufh ö rlichen Ebbe und Flut der G ä ste verstopft wurde, sondern auch dadurch, dass am Ende, direkt vor den Toiletten, eine schmale Nische war, wo die Leute stehen blieben und plauderten und den Durchgang versperrten. Hier verzweigte sich der Flur und f ü hrte in die verschiedenen Bereiche des Clubs, eine kleine hintere Bar und die Hauptbar an der Tanzfl ä che, die von einem zum Bersten vollen Zwischengeschoss zu ü berblicken war.
Jess und ich waren ü bereingekommen, uns zu trennen und uns einzeln durch den Raum zu arbeiten. Wir hatten jeder mehrere Kopien von Portraits des Mordopfers aus Chattanooga, wie der Polizeizeichner es rekonstruiert hatte. Auf einem Bild trug er normale Stra ß enkleidung, das andere Bild zeigte ihn in den ausgefallenen Kleidern, in denen seine Leiche gefunden worden war.
Jess ging auf eine Gruppe junger M ä nner in Motorradklamotten zu – schwarzes Leder mit zahllosen Rei ß verschl ü ssen, Nieten, Ketten und Totensch ä deln. Einige Totensch ä del hatten Fl ü gel, was ich besonders faszinierend fand.
Ich hatte das Bed ü rfnis, mich erst zu akklimatisieren, bevor ich hier jemanden befragte, also eilte ich zur Bar und suchte eine L ü cke. Der Barmann schaute von dem Drink auf, den er gerade sch ü ttelte. » Was kann ich Ihnen servieren? «
» Coke, bitte «, sagte ich.
Er l ä chelte ein wenig. » Eine Coke oder ein bisschen Coke? «
Ich brauchte einen Augenblick, um den Unterschied zu kapieren. » Ah «, sagte ich. » Nur einen normalen Softdrink, wenn Sie so freundlich w ä ren.«
» Sicher, Sir.« Er l ä chelte wieder, nachsichtig diesmal, reichte mir das Gew ü nschte und winkte dem 5-Dollar-Schein, den ich aus der Geldb ö rse gezogen hatte, dankend ab. » Alkoholfreies ist umsonst «, sagte er. » Hier zahlt man nur f ü r das harte Zeug.« Er zwinkerte, als er das sagte. Vielleicht, dachte ich, h ä tte ich mich doch nah bei Jess halten sollen.
Ich lehnte mich mit dem R ü cken an die Bar. W ä hrend ich nerv ö s den Raum und die G ä ste musterte, h ö rte ich zu meiner Linken eine sanfte weibliche Stimme. » Sie sehen aus, als suchten Sie jemanden «, sagte sie. » Und als h ä tten Sie ihn noch nicht gefunden.«
Ich drehte mich um und stand vor einer sch ö nen jungen Schwarzen. Ihre Haut hatte die Farbe von starkem Kaffee mit viel Sahne. Ihr schulterlanges Haar war gegl ä ttet, es lag in leichten Wellen, und ü ber der Stirn war das Blauschwarz mit goldenen Str ä hnchen versetzt. Ihre braunen Augen gl ä nzten warm, und ihr goldenes Abendkleid zeigte ein beeindruckend tiefes Dekolleté. Es erforderte einiges an Willenskraft, nicht darauf zu starren. » Nun, ich wei ß nicht, nach wem ich suche «, sagte ich.
Sie seufzte dramatisch. » Oh, Schatz, ist das nicht immer so? Ich suche schon mein halbes Leben und habe meinen Casanova noch nicht gefunden. Aber wir m ü ssen weitersuchen. Geben Sie nicht auf. Sie finden ihn bald. Vielleicht schon heute Abend, hier.«
Ich wurde rot. » Ich suche nicht nach einem Mann … nicht so «, sagte ich. » Ich suche jemanden, der mir vielleicht sagen kann, ob ein bestimmter junger Mann vor einer Weile ö fter mal hier verkehrt ist. Sind Sie oft hier? «
» Ja, ich komme schon hin und wieder her «, sagte sie, »aber meistens komme ich, wenn ich mit einem gro ß en, starken Mann in meinem gro ß en Messingbett liege.« Sie dr ü ckte meine linke Schulter. » Meine G ü te «, sagte sie und klimperte mich mit
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